Wieder einmal wie schon seit einigen Freitagen der letzten Monate stand ich mit Peta für Tierechte auf der Straße.
Ich trug eine Anonymousmaske und hielt einen Bildschirm auf dem grausame Schlachtvideos gezeigt wurden.
Wie so oft bekamen wir gemischte Reaktionen. Von: "Finde ich super was ihr da macht" , über: "Ich geh jetzt nen Burger/Döner essen" , bis hin zu: "Geht mal arbeiten ihr Spinner" , war alles dabei.
Ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt und so stand ich still und geduldig da und lauschte den vielen verschiedenen Gesprächen meiner Teamkollegen.
Das Gespräch direkt vor mir lief perfekt , denn eine meiner Teamkolleginnen hatte eine junge Frau mit ihrer Begeisterung für das Thema Veganismus angesteckt. Diese versprach schon nach wenigen Minuten, gefühlt waren es Sekunden, mit einem Händedruck ab jetzt vegan zu essen.
Meine Kollegin war sichtlich berührt von dem schnellen Erfolg ihrer Worte. Sie lachte viel und umarmte die Passantin freudig bevor diese sich verabschiedete.
Als sie weg war zog ich kurz meine Maske hoch und sagte zu meiner Kollegin: Das war der Hammer!
Plötzlich und völlig unerwartet fiel sie mir um den Hals und fing an zu weinen.
Obwohl ich überrascht war, umarmte ich sie und flüsterte wie fremdgesteuert in ihr Ohr: "Hast du klasse gemacht. "
Sie weinte und jubelte gleichzeitig und schien mich garnicht so recht loslassen zu wollen.
Als sie es dann doch tat strahlte sie über das ganze Gesicht.
Wir unterhielten uns einige Zeit über das vorangegangene Gespräch, dann verschwand ich wieder unter meiner Maske und sie machte sich auf die Suche nach einem neuen Gesprächspartner.
Mein Herz schlug wie verrückt. Was war da grade geschehen? Ich konnte es garnicht so richtig begreifen, geschweige denn einordnen.
Der Rest der Demo verlief ruhiger aber trotzdem sehr erfolgreich.
Wie nach fast jeder Demo gingen einige von uns noch gemeinsam essen in unserem veganen Stammrestaurant. Meine besagte Kollegin war auch dabei.
Ich sprach fast garnicht, sondern genoss schweigend und froh nach langer Einsamkeit mal wieder unter Leuten zu sein mein Essen.
Als sich der Abend dem Ende neigte, verabschiedeten wir uns nahezu alle mit Umarmungen.
Als S. mich umarmte hatte ich das Gefühl sie würde mich etwas fester und länger umarmen als alle anderen. Ihr leises "Du hast echt schöne Augen" verstärkte mein empfinden.
Dann verließen wir alle gemeinsam das Restaurant.
Ich war sehr nachdenklich als ich in meinem Wohnheimzimmer ankam, aber irgendwie auch glücklich.
Diese Frau ging mir einfach nicht aus dem Kopf.
Immer wieder dachte ich an sie und langsam aber sicher realisierte ich... Ich hatte mich verliebt.
Der nächste Freitag kam und wie so oft gingen wir wieder einmal nach einer erfolgreichen Demo essen.
Einer nach dem anderen bewies wieder einmal am Buffet seine Stapelkünste, bevor wir uns an zusammengerückte Tische setzten und die meisten sich in Gespräche vertieften.
Ich saß schweigend vor meinem Teller, genoss das hervorragende Essen und schaute immer wieder etwas nervös in die Runde.
S. hatte sich neben mich gesetzt und unterhielt sich angeregt mit dem lesbischen Pärchen das uns gegenüber saß.
Sie versuchte mich zwar immer wieder ins Gespräch miteinzubeziehen aber ich war einfach zu schüchtern und antwortete nur sehr kurz und leise bevor ich mich wieder auf mein Essen konzentrierte.
Doch sie ließ nicht locker. Immer wieder stupste sie mich an, lachte, machte ein par Witzchen und unterhielt sich dann wieder mit den zwei jungen Frauen von gegenüber.
Sie redete sehr schnell und hektisch und mehr und mehr beschlich mich dieses seltsame Gefühl sie würde den beiden viel von sich erzählen in der Hoffnung ich würde zuhören. Redete sie indirekt mit mir? Flirtete sie mit mir? Ich war irritiert.
Plötzlich mopste sie mir einen Pilz von meinem Teller und lächelte mich erwartungsvoll an.
Verdammt sie flirtete mit mir. Diese viel zu hübsche Frau flirtete mit mir. Ausgerechnet mit mir.
Das war zu viel für mich. Ich sprach noch weniger und hatte das Gefühl rot zu werden.
Verdammt war mir warm.
Einerseits wollte ich weg, andererseits wollte ich das dieser Abend nicht aufhörte.
Was passierte hier grade.
Es kam mir so ungewöhnlich vor und gleichzeitig so vertraut.
Ihr Lachen war einfach zuckersüß.
Der Wunsch sie kennenzulernen keimte in mir auf doch mit einer Frau zu reden noch dazu mit einer so hübschen, überforderte mich völlig und wieder ging ich nachdenklich aber glücklich nachhause.
Mittlerweile hatte ich mich so dermaßen verknallt das ich das Ende der nächsten Demo gar nicht abwarten konnte um sie endlich wieder zu umarmen.
Als es dann soweit war stand ich mit Herzrasen da und sah zu wie sie sich von jedem einzelnen mit einer herzlichen Umarmung verabschiedete.
Jetzt war ich an der Reihe, wie in Zeitlupe erlebt ich wie wir beide unsere Arme öffneten, doch ihr Kopf bewegte sich nicht wie üblich auf meine Schulter zu sonder für einen Moment auf mein Gesicht. Ich bin mir bis heute nicht sicher ob das Absicht war oder nicht, aber ich hätte sie in diesem Moment am liebste geküsst auch wenn das natürlich total unpassend und überzogen gewesen wäre.
Ich weiß bis heute nicht wie ich es geschafft habe sie in diesem Moment nicht zu küssen.
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