Namibia 2023/24 - Tag 28
Herrschaften und Oukies!
Was für eine Nacht! Das glaubt uns keiner! Micha lag schon auf dem Bett dattelte auf dem Handy und knabberte dabei Gummibärchen. Ich war noch im Bad, duschte und wusch mir die Haare.
Als ich die Tür vom Bad öffnete, fiel mir ein Band auf dem Boden des Schlafzimmers auf. Komisch, denke ich, hat da jemand ein Schuhband verloren? In dem bewegt sich das "Band", ich schreie entsetzt auf "Schlange" und springe zurück ins Bad und knalle die Tür zu.
Micha springt aus dem Bett, vor Schreck schmeißt er seine Gummibärchen durch die Gegend, schnappt sich einen Stuhl und versucht die Schlange in Richtung Tür und nach draußen zu befördern. Zum Glück gelingt ihm dieses Manöver!
Ich kann endlich wieder aus dem Bad kommen und wir suchen erst einmal mit der Taschenlampe das Zimmer nach weiteren, ungebetenen Eindringlingen, ab. Anschließend nimmt Micha eine Rolle Tapeband (haben wir immer dabei) und versiegelt damit unsere Tür.
Offensichtlich hat das ganze Lappen davor legen nichts genutzt, oder die Schlange ist mit rein, als der Aufdeck-Service noch einmal während des Abendessens im Zimmer war.
Als wir heute Morgen die Schlangen Story beim Frühstück zum Besten geben, sind alle entsetzt. Ein deutsches Paar mit Kleinkind sitzt neben uns und erzählt, ihnen sei heute Nacht ein Baumhörnchen aus dem Dachgebälk vor das Bett gefallen.
Da war die Frau schon ausreichend aus dem Häuschen - und als sie jetzt noch von der Schlange hörte, war für sie der Drops gelutscht. "Das ist mir zu viel Wildnis! Das will ich alles nicht mehr!"
Ihr Mann wollte noch heldenhaft, mit seinem Schweizer Taschenmesser bewaffnet, das Zimmer nach weiteren potentiellen Eindringlingen absuchen, aber offenbar hat sich das dünne Nervenkostüm der Ehefrau durchgesetzt und kurz darauf sahen wir, wie die Koffer zum Auto gerollt wurden.
Micha sprach noch kurz mit ihm, als er das Gepäck verlud. Zu allem Unglück hatte der Fortuner einen respektablen Platten. Sogleich wurden die Russen verdächtigt, sie hätten ihm die Reifen aus Rache durchstochen, da er sich über deren Benehmen beschwerte.
Manchmal erlebt man Sachen, die kann keine Tiersichtung toppen.
Das Personal versicherte uns, man wolle umgehend eine befähigte Person zu unserem Zimmer schicken, die nach weiteren "Haustieren" sucht.
Natürlich tauchte weder der angekündigte Zimmer-Durchsucher auf, noch ließ sich heute das Personal fürs Zimmer blicken. Da kam keiner, den ganzen Tag lang nicht - auch der abendliche Aufdeck Service blieb verschollen.
Irgendwie können wir uns im Allgemeinen des Eindrucks nicht erwehren, dass das Personal nicht ganz so toll supervised wird und mehr sein eigenes Ding macht.
Das fiel uns gestern schon auf, als wir bei dem Bezug der Zimmer kurzfristig, statt des gemeinsamen Familienzimmers, noch ein 2tes großes Zimmer für meine Mutter dazu buchten.
Nicht, dass das ursprüngliche Familienzimmer nicht ausgereicht hätte und wir nun total übergeschnappt sind, sondern wegen der sehr unglücklichen Raumaufteilung, die keinerlei Privatsphäre bieten würde.
Für dieses weitere, riesen Zimmer zahlen wir jetzt gerade einmal 40 Euro pro Nacht! Angeblicher "Ouma Discount"! Ja klar ...
Zahlbar allerdings in cash, da die WiFi Verbindung für die Kartenzahlung angeblich gerade so gar nicht funktioniert. So kratzten wir unser gesamtes Bargeld zusammen, um das Zimmer zahlen zu können.
Der Morning Gamedrive war heute auch nicht möglich, wegen "geht nicht". Dafür bot man uns an, nach dem Frühstück, an der Fütterung der Rhinos und Giraffen mit Doktor Simone teilzunehmen.
So marschierten wir nach dem Frühstück runter zum Wasserloch, wo Simone alsbald mit mehreren Eimern angeschleppt kam. Sie gab einige wohlgesetzte Erklärungen zu der Herkunft der Rhinos und der Giraffen, ohne Harnas auch nur im Ansatz zu erwähnen.
Ebenso erläuterte sie den Verbleib der Raubkatzen und Hyänen und ließ das neue Konzept des neuen Inhabers des Anwesens durchblicken.
Ebenfalls erklärte sie uns, warum die Zebramanguste "Abigail" so menschenbezogen ist. Sie ist eine Handaufzucht, bei der die Auswilderung in eine Gruppe nicht gelang.
Meine Mutter bekam dann noch die Gelegenheit dem Giraffenbullen über den Kopf zu streicheln. Das war, glaube ich, eines der Highlights des Urlaubs für sie.
Außerdem wollte uns Doktor Simone unbedingt eine "neu angefütterte" African Wildcat, die immer zu ihr ans Fenster, unter an der Futterkammer kommt, zeigen.
Also standen wir in ordentlichem Abstand parat als Frau Doktor ein paar Fleischbrocken auslegte. Es dauerte auch gar nicht lange, da zeigte sich der scheue Kater.
Der Gamedrive am Abend konnte dann auch nicht durchgeführt werden und die nächtliche Pirschfahrt kann ebenfalls nicht stattfinden, wegen Wetter.
Die Fahrt in den Etosha Nationalpark ließen dann wir klammheimlich wegfallen, da meine Mutter heute Morgen, nach den Tierfütterungen zusammen klappte.
Den ganzen Aufenthalt über predigen wir schon: sie muss trinken, trinken, trinken - nicht weil wie sie ärgern wollen, sondern wegen der Hitze. Und es ist keine super Sache, wenn man kaum pinkeln muss und überhaupt nicht schwitzt, denn das zeigt nur, dass der Körper herunter fährt, da die gesamte Flüssigkeit benötigt wird, um lebenswichtige Funktionen aufrecht zu erhalten.
So verbringen wir unsere Zeit weitest gehend damit das Wasserloch zu beobachten. Michael hat unten im Hide noch, in Absprache mit Doktor Simone, die Wildkamera angebracht. Wir hoffen auf ein paar ungewöhnliche Perspektiven.
Den Beobachtungsbunker am Wasserloch verschwiegen wir meiner Mutter ebenfalls, denn darin ist es unglaublich schwül-heiß. Außerdem muss man eine schmale, enge Eisenleiter herunter krabbeln - das war uns schon genug Aufregung mit ihr.
Heute Mittag fuhr Micha einmal alleine raus zum Etosha Trading Post, das ist die ziemlich neue Tankstelle von Taleni vor dem Anderson Gate. Die haben nicht nur einen Shop, sondern auch einen (meistens) funktionierenden Geldautomaten. Jetzt sind wir wieder liquide und können morgen, bei der Abreise, unsere Rechnung cash zahlen.
Nachdem die Russen ebenfalls abgereist sind, macht das Personal wieder so ziemlich, was es will.
Da wird der Pool nicht mehr gereinigt und nicht nur Blätter, Blüten und Insekten schwimmen darin herum, sondern auch die eine oder andere Serviette.
Auch lässt sich der Arbeitsaufwand zusätzlich minimieren, wenn man die Dinge vom Frühstücksbuffet einfach bis zum nächsten Tag draußen stehen lässt.
Warum soll der ganze Quatsch in die Kühlung? Haben die in ihren Blechhütten doch auch nicht und kommen klar.
Überraschenderweise fand der Sundowner Drive heute doch noch statt. 2 Angestellte fuhren mit uns, sich dabei blendend unterhaltend, durch die Gegend.
Wir hatten gehofft noch auf die Elefanten zu treffen, aber leider sahen wir nur von ihnen zerstörten Mopanebüsche.
Im Grunde gab es nicht mehr zu sehen, als tagsüber am gut frequentierten Wasserloch. Zumal uns "Oupa" gerne einen Besuch abstattet und auf unsere Terrasse schaut.
Zum Abschluss ging es dann zum Sundowner View Point hoch, wo bereits eine weitere Angestellte auf uns wartete.
Der Tisch war mit einer weißen Tischdecke gedeckt und eine Snack Platte war angerichtet. Dazu hatten wir im Vorfeld Gin-Tonic bestellt - für Ouma gab´s einen Triple vom Personal.
Natürlich mussten wir noch einmal die Schlangen Geschichte, die sich in unserem Zimmer zugetragen hatte, erzählen.
Als die Sonne komplett untergegangen war und sich heute, durch das anrückende Gewitter, interessante Lichtspiele ergaben, packte man alles ins Auto und zurück ging es auf schnellstem Wege zur Lodge.
Als wir dort eintrafen, fing es gerade an zu tröpfeln. Perfektes Timing!
Selbstverständlich stand die Bestuhlung noch ganz genau so, wie sie die russischen Gäste zurück ließen, als sie abreisten.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
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Namibia 2023/24 - Tag 27
Herrschaften und Oukies!
Die nächsten 2 Tage verbringen wir auf der Okutala Lodge, unterhalb des Etosha National Parks.
Etwa 22 Kilometer vom Etosha National Park entfernt liegt Okutala auf einem 24.000 ha großen Farmland. Angeblich handelt es sich um eines der größten privaten Wildreservat an der südlichen Grenze des Etosha Nationalparks in Namibias Norden.
Ursprünglich handelte es sich um die Ombengu Farm. Im Mai 1998 wurde die Farm zu einem privaten Jagdgebiet umgewandelt. Zur gleichen Zeit wurde begonnen alle inneren Zäune, die früher der Weidewirtschaft dienten, zu entfernen. Fortan nannte sie sich Naua Naua Lodge (wir können uns auch noch an diese Ausschilderung erinnern).
Im Jahr 2013 wurde Naua Naua von Harnas übernommen und ebenfalls zu einem "Waisenhaus für wilde Tiere" aufgebaut. Auf Okutala Etosha, wie die Tierrettungsstation nun hieß, lebten bereits Giraffen, Zebras, einige Elefanten und verschiedene Antilopenarten.
Regelmäßig fanden auf dem Areal weitere Tiere ein neues Zuhause, ganz nach dem Vorbild der original Harnas Farm. Einige wurden zugekauft, wie 5 der Rhinos, aus Südafrika.
Der Volontär Tourismus, mit zahlungskräftigen Freiwilligen aus aller Welt, hatte sich zu einem einträglichen Geschäftsmodell entwickelt. So konnten neue Standorte aufgebaut werden, unter anderem eben auch Okutala.
In den Jahren 2013-15 porträtierte die ARD im Rahmen der Dokuserie „Das Waisenhaus für wilde Tiere“ auch die Tierrettungsstation der Okutala Etosha Farm.
Aus dieser Zeit stammt auch noch die "Memory Lane" die die Volontäre, für die ehemals hier beheimateten und verstorbenen Tiere, anlegten.
Auch die rustikale Felsen-Toilette und die etwas unterhalb davon angebrachte Außendusche, für das ultimative Bushfeeling für die Volontäre, sind noch vorhanden.
Die Geschäfte liefen gut, bis Corona kam und die Volontäre ausblieben. So brachen die Einnahmen weg und man gab den Standort Okutala auf.
Ein reicher Big Game Hunter pachtete für kurze Zeit das Anwesen und schoss den Großteil des Bestandes an Wild - mit Ausnahme der Nashörner & Elefanten, für die man spezielle Genehmigungen benötigt - weg.
Übrig geblieben aus der Harnas Zeit ist die, ebenfalls aus der TV Serie bekannte, Tierärztin Dr. Simone Herzog, die versucht den Laden (bzw. die Tiere) so gut es geht zusammenzuhalten.
Ein neuer Inhaber übernahm Okutala Anfang 2023. Dieser will nun aus den "Leftovers" eine privates Game Reserve, nach dem Vorbild Erindi, aufbauen.
Dazu mussten die Raubtiere, in den alten, zurück gelassenen Harnas Gehegen, weichen. Laut Tierärztin Simone konnten sie alle in anderen Einrichtungen untergebracht werden.
Ob das tatsächlich so ist, können wir natürlich nicht überprüfen. Da müssen wir Simone beim Wort nehmen und sie macht uns durchaus den Eindruck, dass ihr das Wohl der Tiere über alles geht und ihre Lebensaufgabe ist. Ansonsten hätte sie sich, wie die ganze Harnas Bagage, aus dem Projekt zurück gezogen.
Die elf Familienzimmer an der Hauptlodge verfügen über ein großzügiges Badezimmer und eine Terrasse mit einem fabelhaften Ausblick auf das große Wasserloch.
Sie stammen sozusagen noch aus der Gründerzeit der Lodge. Demnach sind Einrichtung und Zustand "old fashion", allerdings sehr sauber.
Ein Pool sorgt für willkommene Abkühlung und im schön angelegten Garten begegnet man mitunter dem herum stolzierenden Giraffenbullen. Er schaut täglich überall nach dem Rechten.
Die neu gebauten Chalets liegen oben auf dem Hügel. Es sind 10 Zimmer, die einen eigenen Pool und eine eigene Boma haben.
Der Blick von dort oben ist ähnlich spektakulär, wie vom Sundowner Point, allerdings haben sie keinen Blick auf das tolle Wasserloch.
Leider war es uns nicht möglich, diese Zimmer zu besichtigen, da sich dort russische Diplomaten aus Windhoek, zusammen mit ihren Familien, zum orthodoxen Weihnachtsfest eingemietet hatten.
Es handele sich um "very difficult people", erklärte uns Greg, einer der Angestellten. Und so wunderte es uns auch nicht weiter, dass sich jeder darum riss uns zu bedienen, anstatt sich mit den Russen abgeben zu müssen. Teilweise waren mit uns 3 Männekes ebenfalls 3 Angestellte extrem beschäftigt.
Die Mahlzeiten werden entweder auf der Terrasse, unter dem Sternenhimmel, serviert oder, bei schlechtem Wetter, oben im neuen Hauptgebäude.
Es werden eine Vielzahl an Aktivitäten für die ganze Familie angeboten. Auf dem Farmgelände selbst gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten: Fütterung der Rhinos & Giraffen, Pirschfahrten zu verschiedenen Tageszeiten, Wanderungen und ein Beobachtungsbunker am Wasserloch, der gerade für Fotografen besondere Perspektiven bietet.
Außerdem gibt es, falls gewünscht, geführte Touren in den Etosha Nationalpark.
Jetzt, zur Regenzeit ist es zwar sehr heiß, doch alles sprießt und wächst- die Natur beginnt grün zu werden und da und dort blüht es bereits.
Nur das Frühstück wird als Buffet angeboten. Alle anderen Mahlzeiten gibt es als gesetztes Menü.
Das Abendessen gibt es als 3-Gang Menü, wobei beim Hauptgang zwischen einem Fleischgericht oder Fisch gewählt werden kann.
Vorspeise und Desert sind für alle identisch.
Vegetarier, Veganer, Frutarier und was es sonst noch so alles gibt, um die eigene Persönlichkeit zu unterstreichen, sind hier nicht unbedingt an der richtigen Adresse.
Abigail leistet uns beim Abendessen gerne Gesellschaft. Pausenlos schwätzt sie und versucht uns zu animieren.
Der Hasenbär muss kurzzeitig als Ablenkungsmanöver herhalten. Dann spielt sie wieder mit Schnürsenkeln oder zerrt an meiner Tunika oder versucht meiner Mutter in den Zeh zu beißen, da sie Sandalen trägt.
Lekker Slaap!
Angie, Micha, Mama und der Hasenbär
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