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#bildrhetorik
fabiansteinhauer · 2 years
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Imaging
Evidenz ist ein Verfahren, das nicht nur vor Augen stellt, sondern auch vor Augen lädt, sogar vor Augen entladen und passieren lässt.
In diesem Text, der eine Übersetzung eines Kapitels aus dem Buch Bildregeln ist, beschäftige ich mich mit einer rhetorischen und parlamentarischen Szene, der Gesetzgebung zum Recht am eigenen Bild. Die These ist, dass die Gesetzgebung bildgebend ist und dass sie darin Kulturtechniken aufgreift, die historisch mit dem bildrhetorischen Begriff des decorum assoziiert wurden. Die Gesetzgebung ist eine Messe, eine Messung. 'Historische Normativätsregime' schlüpfen ins Recht, sie schlüpfen im Recht. Das moderne Bildrecht ist in dem Sinne 'nie modern gewesen', nicht in dem Sinne, dass das Dogma der Großen Trennung jemals zu einer evolutionären Errungenschaft oder gar einer Ausdifferenzierung geführt hätte. Gesetzgebung bildet - durch Bilder - Gesetze. Die Bilder wurden allenfalls, wenn überhaupt, in einem Freudschen Sinn verdrängt. Rechtswissenschaft ist Bildwissenschaft.
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fundgruber · 2 years
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aus: Kritik der Digitalisierung
“Mit der Digitalisierung werden in Zukunft nicht mehr Bilder im Recht auftauchen, auch nicht weniger Rechte im Bild. Das Verhältnis wird neu bewertet. Die Bilder der Zukunft werden, so habe ich mal in Studien zum juristischen Bilderstreit geschrieben, rhetorische Bilder sein. Damit meinte ich, das Muster, Messungen und Schichtungen, die früher in der rhetorischen Literatur unter dem Begriff des decorum thematisiert wurden und angeblich längst vorbei und überwunden sein sollen, in Zukunft wieder thematisiert werden, nur eben anders. Heute würde ich ergänzen, dass die Medienwissenschaften und die Kulturtechnikforschung dafür viele Angebote machen. Ihren Sinn ändern Begriffe wie decorum/ Muster ohnehin, sie sind historisch. Muster und Kosmos, Messe, Messung, Schichtung und Skalierung, auch scheinbar ganz abstrakte Begriffe wie oben und unten oder schwerwiegend und leichtwiegend sind historisch und ändern ihren Sinn. Insofern spreche ich von einer Rückkehr des Bilderstreites statt von einer Bilderflut und von einer Rückkehr der Bildrhetorik.” F.S.
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andreaskorn · 6 years
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DIGITALISIERUNG - aus dem Blick des Grafik-Designers
Medien befinden sich im dauerhaften Prozess von Veränderungen. Folgende Aspekte beschäftigen mich hier besonders:
- Wandel der Bildästhetik (Fokus: Computergames, Internet, GUI, UI/UX, Grafik Software im Wandel, Medienkommunikation, Digital Art)
- Bildrhetorik und Narration
- Kreative Initialisierung (Grafik Software: Mimesis, Look, Medienfusion und Medienkonvergenz auf dem Prüfstand)
- Künstlerisch-gestalterische Innovation von Gestaltungs- und Malsoftware
- Illustration, Coverart, digital Art
- 3D Modeling und die Faszination des variablen Kamerablicks auf die Szene
- Ästhetik digitaler Photografie mit Experimenten wie Light Painting Techniques und individuellen Sehweisen
- Inspiration CGI am Genre von Science Fiction Movies mit dem besonderen Fokus auf Star Trek (TOS) mit einer umfangreichen Dokumentation aller Episoden (Screenshotarchiv)
vgl. meine visuellen Referenzen und Projektarbeiten als Creative Director (Google +)
Animated gifs: Alien Isolation (made by: ak)
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fabiansteinhauer · 2 years
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Rechte bilden
Rechte bilden und sie werden gebildet. Historisch prägen sich neben dem römischen Recht Literaturen aus, die weniger zu den Inhalten, mehr dazu sagen, wie das Recht als Äußeres übertragen und geteilt wird: in welche Worten, Bildern, Gesten, Szenen, Körpern, Gewändern, Masken, Formularen, Formeln, Flächen und Linien ist es effektiv? Auf welchen Operationsfeldern (Tafeln), in welchem Theater ist das Recht durch welche Verfahren effektiv? Spinoza stellt so eine Frage als Frage nach den Affekten und er sucht sich darauf eine geometrische Antwort. Die Effekte sind schräge, verwechselbare Verwandte der Affekte, sie kommen wie und als sie und anders vor, als Triebfedern und Gesetz, als remanentes Zeichen und Begriff, als Flusen im Kopf und Fundament im Herzen. Eine geometrische Antwort wird man auf die Frage nach der Effektivität vielleicht auch bekommen, aber auch geographische, seismische, meteorologische, biologische, kybernetische, poetische, multiplizite und multidisziplinäre, multilinguale und multiperspektivische Antworten. Effekte sind schräge und verwechselbare Verwandte von Kausalitäten und Einbildung, sie kommen wie und als sie und anders vor. Die Legitimität solcher Verwandtschaften ist ungeklärt.
Die rhetorischen Institutionen sammeln des Wissen über ein Know-How und über implizite Routinen, mit denen man verfahren kann, das heißt nach Luhmann: mit denen man Rechte her- und darstellen kann. Daneben gibt es die Manuale, Formel- oder Formularsammlung, oft aktenförmig organisiert wie die notitia dignitatum und der Kalender des Filocalus, die Normativität als graphische Technik aufbereiten und damit die Apparate, die Kanzleien und Sekretariate versorgen, in denen die juristischen Manöver beraten und verwaltet werden. Die graphische Technik zieht den Raum und die Zeit ein, sie adressiert/datiert und polarisiert das Wissen, sie sortiert und mustert es, drängt hier, schiebt da auf und verzögert dort. Meine Überlegungen verstehen die rhetorischen Institutionen und die graphischen Techniken als Teil einer Archäologie des Rechts und als Teil einer Archäologie juridischer Epistemologie. Ich ignoriere die Theorien der Ausdifferenzierung nicht und nicht das Dogma der großen Trennung. Wie ein guter Dogmatiker gehe ich aber davon aus, dass es das zum Schein gibt - und insoweit frage ich nach der Effektivität und er Sekundarität der Trennungen, nach Übersetzbarkeiten und Übertragbarkeiten, nach Teilbarkeiten.
2.
An Schlieffens Graphen zu rhetorischen Kategorien ist u.a. interessant, wie Äußerlichkeiten des Layouts, des Schriftbildes in Werte übersetzt werden.
Die Methode zählt auf der Grundlagen von Einteilung in Druckseiten, sie macht die Papierseite eines amtlich veröffentlichten Urteils zu einer rhetorischen Maßeinheit - die wiederum daran hängt, dass die Urteile standardisiert auf standardisiertem Papier gedruckt werden. Die digitalen Publikationen zählen heute nicht mehr nach Seiten, sondern nach Randnummern/ Textblöcken und Sätzen (wie man das aus der antiken Literatur kennt, die ihre Adressen über multilinguale Übersetzbarkeit und breite Editionsgeschichten, nicht über standardisiertes Schriftbild amtlicher Editionen organisieren muss). Man lernt mit den Graphen schon etwas über Geschichte und Theorie von logos, ethos und pathos, aber mindestens genauso viel über eine 'Nationalisierung' der Rhetorik und über Zusammenhänge zwischen amtlichem Schriftbild und Bildung von Maßen.
Diese Graphen sind nicht willkürlich, sie entstehen nicht aus der Homogenität und Leere, nicht aus dem schöpferisch souveränen Erfindergeist, nicht aus einer 'elementaren Unbestimmtheit', schon gar nicht aus modernen Beliebigkeit heraus. Solche Graphen verlängern keine Traditionen. Solche Graphen sitzen einer Geschichte, einem Geschichte auf, die/ das niemals 'homogen und leer', niemals 'heterogen und erfüllt' ist. In dieser, diesem Geschichte interessieren mich kleine Objekte, weil in ihnen die Details sich spannen.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Bildrhetorik
1.
Eine rhetorische Aufassung des Bildes fasst das Bild umwegig auf, weil das Bild nicht nur über eine Umweg, sondern auch als Umweg' als 'detour' aufgefasst wird. Es wird nicht als etwas verstanden, das vom Himmel fällt, natürlich, an sich oder von selbst gegeben wäre. Man braucht nicht nur Bild, man braucht weniger und mehr als Bild um Bilder haben zu können. Das Bild muss gestellt werden, um gegeben zu sein. Bildgebung ist eine Technik. Man kommt nur über Umwege zu einem Bild. In dem Sinne ist das Bild nicht nur ein Medium, es hat auch Medien: Elemente für Technik. Das Bild hat Malen, Leinwand, Tafel, Pigmente und Bindemittel. Es hat Fotografieren, Apparat, Negative und Positive. Es hat Sprechen und Schreiben und deren Medien und vieles anderes mehr.
Bildgebung läuft zum Beispiel, wie in der rhetorica ad herennium, über eine juridische Technik (manche würden sagen: eine Kulturtechnik). Bilder haben Verfahren oder Protokolle. Um sie stellen oder geben zu können gibt es schon Verfahren oder Protokolle. Wenn in der rhetorica ad herennium von einer ratio der Bilder die Rede ist, dann ist diese ratio nicht unbedingt gleich Vernunft, sie ist zuerst einmal ein techisches Verfahren oder ein technisches Protokoll.
2.
Mit dem Umweg ist das gemeint: ein technisches Verfahren, über das man Bilder stellen oder geben kann. In diesem Sinne wird also das Bild umwegig aufgefasst. Und es wird umwegig aufgefasst, well die Rhetorik sich in Institutionen und Manualen, also in geschriebenen Texten niedergeschlagen hat, die etwas über die Verfahren sagen. Vereinfacht, auch etwas verkürzt gesagt: Bevor ich ein Bild machen, ein Bild geben will, muss ich erstmal einen Text lesen oder einem Lehrer der Rhetorik zuhören, die mir sagen, wie das gehen soll. Es geht wohl auch ohne, es gibt griechisch gedacht so etwas wie dynamis ('natürliches oder rauschendes Talent'), aber Rhetorik ist nüchtern erst einmal Technik, die erworben und geübt sein soll.
Seit Humanismus und seit einer der zahlreichen Renaissancen heißt Umweg also auch Umweg über entfernte Institutionen und entfernte Manuale, das sind Texte wie etwa die rhetorica ad herennium. Zugespitzt ausgedrückt: bevor ich ein lebendiges Bild geben will, muss ich erstmal eine tote Sprache lernen. Das sind schon ideale Reproduktionsbedingungen für eine Beziehung, die Leben und Tod involviert und sogar für eine Beziehung, die Aby Warburg Nachleben nennt.
3.
Noch mehr: in der Literatur wird darauf verwiesen, dass die Rhetorik sich nicht nur in den Institutionen und Manualen niedergeschlagen hat, die Texte sind. Sie ist 'durch die Stadt' gegangen, ihre Verfahren und Protokolle sind schon urbane Protokolle. Man könne die Muster der Rhetorik, etwa die Stilebenen, nur vor einem urbanen Hintergrund, zum Beispiel einem Stadtplan, Säulenordnungen und 'stratifikatorisch' differenzierten Fassaden und Baukörpern umfassend verstehen. Man müsse sich das Subtile vor einer Standbild der Venus Aphrodite und das Sublime vor einem Marstempel sich vorstellen, weil an unterschiedlichen Orten unterschiedlich stilisiert würde, weil schließlich die Wörtchen locus/ topos eng dem Wort imago assoziiert, aber gerade nicht bloß Metapher seien. Apollinisch oben auf dem Hügel, dionysisch unten am Hafen: Locus/ topos und imago seien Beispiele für eine Ökologie der Rede und der Sprache, sie bezeichneten auch diejenigen Stellen, an denen dasjenige, was vor und hinter, neben, über und unter dem Sprechen noch läuft, dem Sprechen am ehesten assoziiert sei. Das rhetorische Protokoll oder rhetorische Verfahren sei urban.
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fabiansteinhauer · 8 months
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Kalm
Gustav Kalm ist jetzt in Paris und wird dort quasi im Namen Bruno Latours werkeln, das freut mich sehr. Seine Arbeit zu Titelblättern, Manualen, Rhetorik hat mich interessiert, genauso wie die Art und Weise, wie er mit der Literatur zu Bildern, Recht und Kulturtechnik umgeht.
Wie wir das alle einmal gemacht haben, so setzt auch Kalm mit Thesen zur Ignoranz und zum Übersehen ein, also mit einem melancholischen Diskurs. Die Rechtswissenschaft hätte dies und das übersehen, wisse dieses und jenes nicht. Ich denke, dass es allmählich Zeit ist, sich von Thesen zu verabschieden, dass der Rechtswissenschaft etwas fehlen würde und dass sie darum etwas hätte. Denn es wundert jedes mal, dass die Autoren, die Lücke beklagen, nicht auf jene Quellen eingehen, die die Lücke füllen könnten. Oder dass Autoren erst sagen, zu einem bestimmten Thema gäbe es bisher keine Literatur und dass sie danach seitenweise Fussnoten und ein ellenlangs Literaturverzeichnis bieten.
Alles findet statt, alles passiert, nur nicht zu jeder Zeit und nicht überall, nicht bei jedem. Aber das müsste man mal mit ihm besprechen. Gustav Kalm macht dolle Sachen - und seltsamerweise weiß ich gerade nicht, ob ich ihm jemals live begegnet bin, kreuzende Wege gibt es genug.
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fabiansteinhauer · 1 year
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Bildrhetorik
(...) Quoniam ergo rerum similes imagines esse oportet, ex omnibus rebus nosmet nobis similitudines eligere debemus. Duplices igitur similitudines esse debent, unae rerum, alterae verborum. Rerum similitudines exprimuntur, cum summatim ipsorum negotiorum imagines conparamus; verborum similitudines constituuntur, cum unius cuiusque nominis et vocabuli memoria imagine notatur.
Rei totius memoriam saepe una nota et imagine simplici conprehendimus; hoc modo, ut si accusator dixerit ab reo hominem veneno necatum, et hereditatis causa factum arguerit, et eius rei multos dixerit testes et conscios esse: si hoc primum, ut ad defendendum nobis expeditum <sit,> meminisse volemus, in primo loco rei totius imaginem conformabimus: aegrotum in lecto cubantem faciemus ipsum illum, de quo agetur, si formam eius detinebimus; si eum non, at aliquem aegrotum <non> de minimo loco sumemus, ut cito in mentem venire possit. Et reum ad lectum eius adstituemus, dextera poculum, sinistra tabulas, medico testiculos arietinos tenentem: hoc modo et testium et hereditatis et veneno necati memoriam habere poterimus. [34] Item deinceps cetera crimina ex ordine in locis ponemus; et, quotienscumque rem meminisse volemus, si formarum dispositione et imaginum diligenti notatione utemur, facile ea, quae volemus, memoria consequemur.
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fabiansteinhauer · 2 years
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fabiansteinhauer · 2 years
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Was wissen wir vom Recht?
1.
Man packt den Ochsen bei den Hörnern und die Menschen bei der Zunge. Und ist keins menschen gmuet so herdt, das lieblich reden nit bekert.
Rechtswissenschaft als Bildwissenschaft zu betreiben, das heißt, in meinem Fall, dass man sich mit den Techniken, Routinen und Verfahren befasst, die Recht und das Wissen vom Recht übertragen und teilen. Und dabei sieht man Bilder beteiligt. Wie stellt man sich und anderen das Recht vor? Wie stellt man es, her und dar?
Wie weiß man, wovon das Recht etwas weiß, wenn das Recht zum Beispiel etwas vom Menschen, Tieren und von Dingen, von Handlungen und Beziehungen, von Herrschaft , Bindung, Freiheit oder Verbrechen, von Gefahren und Zukunftschancen, von Schuld und Verantwortung sagt? Dabei sind Bilder beteiligt. Die oratorische Praxis ist graphisch, die Schrift ist graphisch, die Foren des Rechts operieren über die Einrichtungen von Sichtbarkeit, Bücher haben Schriftbilder, die Sprache ist voller Bilder, die Rechtskulturen haben u.a. "Menschenbilder" (Böckenförde), es treten Zeugen auf, es gibt Karten und Pläne, Diagramme und Bilder als streitbefangene Objekte. Dass das Recht gebildet wird, durch Bilder übertragen und geteilt wird, das wird im Denken und Handeln reflektiert, seitdem es Spuren davon gibt, nicht erst im griechischen Denken, aber seit dem so scharf, dass man ab dieser Zeit auch mit der Geschichte des Bilderstreites zu rechnen hat. Seitdem ist umstritten, was Recht und was Bilder sind. Bestritten werden mussten Bilder aber immer, von alleine oder von selbst tat sich mit ihnen und durch sie nichts.
Das Wissen vom Bild ist dabei nicht nur ein Wissen von Objekten, die traditionell den Status eines Bildes haben, wie etwa Wand- und Tafelbilder ("tabula picta"), die Illustrationen und Graphiken auf Papier, Fotografien oder Filme. Den deutschen Begriff in andere Sprachen zu übersetzen, das lässt den Begriff nicht zerfallen, auch nicht wie "modrige Pilze" ( Hofmannsthal). Das packt diesen Begriff nur aus und verteilt ihn, gibt ihn wem und was auch immer zurück, soweit, dass sogar noch Mythos und Logos als Übersetzungen möglich sind. Bild ist auch schema, epigraphé, figura, forma, eikon, eidos, eidolon, phantasia, visio, idea, doxa, imago, vestigium, umbra, pictura, descriptio, cirumscriptio, effigie, copia, argumentum, emblem, schild, Metapher, Sinnbild, Vorstellungsbild, kartina ... und so weiter und so fort. Die Liste ist nicht abschließbar.
Wer einwendet, dass Bilder oder Begriffe von ihnen unscharf seien, der ist denkfaul. Nicht nur die Schönheit liegt im Betrachter, die Unschärfe auch. Wer behauptet, irgendwer, und seien es Juristen, würde Bilder oder etwas von ihnen ignorieren, liefert auch nur eine Formel, auf der man sich denkfaul ausruhen könnte, wenn man es wollte. Die Formel, ein Bild sage mehr als tausend Worte, die sagt weniger als ein einziger Begriff. Ein Recht sagt mehr als 1000 Worte, na und nu? Ein Mensch sagt mehr als tausend Worte, sogar ein Stein sagt mehr als tausend Worte, nicht erst wenn man ihn fotografiert. Ein Autounfall sagt mehr als tausend Worte, nicht erst wenn der Polizist ihn skizziert. Dieser Spruch ist eine magische Formel, nur muss man sich nicht von jeder magischen Formel beeindrucken lassen.
Soll man den Begriff des Bildes weit fassen? Die Redewendung, den Bildbegriff 'weit zu fassen' ist ein Bild, das im juristischen Kontext nicht gut verwendet würde, wenn man damit Unterschiede platt oder Differenzen nicht mehr wahrnehmbar machen würde. Ein gutes Bild wäre diese Redewendung, wenn sie Diffenzen wahrnehmbar, verwendbar oder wendig (etwa auf historische Entwicklungen oder Vergleiche beziehbar) macht. Das heißt aber auch, dass man, wenn den Begriff weit fasst, weiter differenziert. Entscheidend im Zugriff auf Bild-und Rechtswissenschaft scheint mir, dass man zuerst einmal im Zugriff die Geschichte des Bilderstreites nicht unterschlägt und nicht so tut, als gäbe es in Gesellschaft Instanzen, die mehr über Bilder wissen würden, die ihr Wesen und ihre Eigenschaften kennen würden. Das Bild ist und bleibt ein umstrittenes Objekt, dass durch Verfahren als Bild bestritten oder gehändelt wird und das so 'als Bild erscheint'. Das es schneller oder langsamer, beständiger oder unbeständiger, eindeutiger oder mehrdeutiger, passionierter oder unpassionierter, rationaler oder irrationaler, schwieriger oder einfacher zu lesen als andere Objekte, als andere Medien seien, das ist Züge im Bilderstreit. Aus solchen Aussagen kann man Stellungen im Bilderstreit ablesen, aber nicht etwas über ein allgemeines Wesen der Bilder.
2.
Bild- und Rechtswissenschaft ist eine Wissenschaft der Bildung und Gestaltung von Normativität. Das heißt auch, dass man Normativität als den Effekt operationalisierter Differenz versteht, zum Beispiel als die Folge von Definitionen oder von Linienzügen. Normativität ist artifiziell, sie ist graphisch, sprachlich oder symbolisch vermittelt. Sie ist fingiert, her- und dargestellt. Man muss etwas vor das Gesetz, vor das Recht stellen, damit es eindringlich wird. Das Gesetz braucht ein Wort, Tafel und manchmal noch Präämbeln oder Lieder. Der Mensch braucht eine Maske und eine Person. Das Geschäft braucht Blicke, die sich kreuzen, eine Beobachtung des Anderen, es braucht perspektivische Apparate, es braucht zum Beispiel Foren, Messen und Märkte. Ohne Wahrnehmbarkeit ist das Recht nicht ausübbar. Die deutsche Sprache sagt, man würde Rechte wahrnehmen und meint damit ihre Ausübung, aber eben auch ihre Wahrnehmung.
2.
Die Rhetorik ist unter anderem eine Disziplin, das heißt, dass ihr Wissen nicht nur praktisch, nicht nur implizit, nicht nur tacit knowledge ist. Das alles ist Rhetorik auch. Man weiß was von Rhetorik, noch bevor man (korrekt) sprechen gelernt hat. Man weiß etwas von Rhetorik, aber nicht unbedingt im Medium des Begriffes. Das Wissen sitzt auch in den Knien, dem Handgelenk und den Fingerspitzen, in der Kehle und der Lunge, sogar in der Bühne und dem Hintergrund. Die Rhetorik ist aber auch eine Disziplin, sie ist institutionalisiert und professionalisiert worden, sie hat einen organisierten, wissenschaftlichen Apparat bekommen und zahlreiche Theorien.
In der Geschichte des Wissens vom Recht haben sich Rangfolgen ausgeprägt. Man unterscheidet zum Beispiel den Profi vom Laien, den Advokaten vom Orator, den Juristen vom Sekretär, den Theoretiker vom Praktiker. Das Wissen vom Recht ist immer sekundär, es ist nie unmittelbar, es ist immer technisch und medial vermittelt. Immer soll es folgen und folgen lassen. Aber mit diesen Rangfolgen wird auch versucht, das Wissen vom Recht zu monopolisieren und im Sekundären eine Priorität einzurichten.
Obschon also jedes Wissen vom Recht sekundär sein soll, hat sich unter anderem eine Vorstellung ausgeprägt, nach der es qualifiziertes Wissen vom Recht geben soll, das deswegen qualifiziert sei, weil es selbst Recht ist, und zwar Recht als Wissenschaft. Daneben soll es ein 'unqualifiziertes Wissen' vom Recht geben, das alles mögliche sein kann: äußerlich, kulturwissenschaftlich, laienhaft, privat, historisch, ausländisch, exotisch, philosophisch, schlau, literarisch, witzig, zynisch, eigensinnig, subjektiv, primitiv, philosophisch, feuilletonistisch, soziologisch, anthropologisch, biologisch, (meta-)physisch, archaich mathematisch, naturwissenschaftlich, religiös, traumhaft. Angeblich hat es keine Wissenschaft so erfolgreich geschafft, nur qualifizierte Subjekte in ihrem Namen sprechen zu lassen, wie die Rechtswissenschaft. Angeblich hat keine anderer Bereich seine Sprechen so verdoppelt, wie das Recht, über das man nicht einfach so, sondern juristisch sprechen soll. Die Rechtswissenschaft ist zugangs- und kompetenzfixiert, aber das, die Einzigartigkeiten, Unverwechselbarkeiten und Unaustauschbarkeiten, das alles hängt nur an Angeblichkeiten. Das Recht ist eigenschaftsfrei, darum passt es in unterschiedlichsten Zeiten und Räumen für unterschiedlichste Verhältnisse.
3.
Die Rhetorik rivalisiert, konkurriert und buhlt um das Wissen, das auch die Juristen Rechtswissenschaftler in Anspruch nehmen. Sie ist auch eine Wissenschaft von den Medien, Verfahren und (Kultur-)Techniken des Rechts vor den modernen Medien- und Kulturwissenschaften. Sie ist gleichzeitig eine Wissenschaft des Juridischen, eine juridische Wissenschaft. Historisch ist sie sogar selbst Rechtswissenschaft. In Maßen, die Konjunkturen unterliegen, wird die Rhetorik mal stärker, mal weniger stark auch rechtswissenschaftlich qualifiziert. Es ist fraglich, ob Rhetorik ein anderes Wissen ist und wie anders die Rhetorik ist. Es gibt umstrittene Thesen dazu, ob und wieweit die Wissenschaften vom Recht auseinandergegangen seien, wie reversibel die Entwicklung und wie porös und durchlässig das qualifizierte Wissen vom Recht geworden sei. Keine der damit aufgeworfenen Frage ist geklärt, alles ist umstritten. In der Moderne gibt es die Vorstellung, die Rechtswissenschaft habe ihr Wissen erfolgreich ausgesondert. Es gibt auch die Thesen, das sei nach der Moderne nicht mehr der Fall. Zur Aufgabe derRechtswissenschaft gehört es, das alles zu bezweifeln.
4.
Rhetorik ist auch eine Bildwissenschaft vor den modernen Bildwissenschaften. Für die Forschung und Lehre zur Bild- und Rechtswissenschaft findet man in der Rhetorik einen historisch 'kanonisierten' Bestand an Quellen und Literaturen. Das Forschungsprojekt zu 'Warburgs Staatstafeln' setzt das voraus.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Bildrhetorik
1.
Das lebende Recht und das graphische Recht: 1922 stirbt Eugen Ehrlich, 1922 schreibt Martin Heidegger für die Universität in Marburg den sog. Natorp-Bericht. Das Motto des Textes rutscht wie ein Kommentar an Ehrlichs Arbeiten zum lebenden Recht. Das Leben, so Heidegger, wird einen Weg finden, auch aus dieser Kritik sich zur Phrase zu retten. Viele Jahre später liest Gunther Teubner Ehrlich als einen Theoretiker der Nestwärme und unterstellt im Hinblick darauf, dass in der Gegenwart eher kalte, technische Vorgänge für Rechte jenseits des Rechts sorgen würden, dass also das juristische Monopol nicht mehr durch die Wärme des Lebens, sondern kalte Autopoiesis aufgebrochen würde.
David Nelken schrieb in einer Replik auf Teubner kühl, es bedürfe mehr als ein paar Stellen von dem aufzuschreiben (" little rewriting"), was Ehrlich gesagt hätte, um ihn luhmannistisch zu interpretieren. Kleine Wiedergabe reiche nicht. Nelkens Kritik legte nahe, Teubner habe Ehrlich zu Phrasen versteinern lassen, um ihn als Fossil und sich als Erneuerer zu präsentieren. Die Linien des Schreibens liegen nicht mal auf ihren eigenen Linien, dafür haben sie einen Apparat, der sie ziehen und assoziieren lässt.
Nelken meinte eventuell, Teubner habe Ehrlich auf die Füße getreten - und verkürzt darin eventuell schon selbst eine Lesart Ehrlichs. Meint Ehrlich nämlich mit dem Lebenden nicht auch Nachleben? Das Fossil lebt nach. Teubners Ausführungen pressen Ehrlichkeit aus dem Stein. Ehrlich, Fracking, das könnte auch eine Methode sein, mit einem Leben umzugehen, das nicht erst im Moment des Todes vom Tod durchsetzt ist. et in poiesis ego. Selbst schuld, wenn man das Autopoiesis nennt.
2.
Heideggers Bericht von 1922 ist eine "phänomenologische Interpretation Aristoteles'". Heidegger argumentiert auch graphisch über eine [!] costruzione legittima, einen graphischen, optischen, visuellen, visionären, wissenproduzierenden und wissenreproduzierenden (in dem Sinne kurz: wissenden) Apparat, der das Wissen lesen lässt.
Der wissende Apparat ist in diesem Text zuerst Blick, Wahrnehmung, Interpretation. Wissen (als Bestand und Vorgang) sind hier zuerst Blick, der erstens Stand, zweitens Habe oder Griff (Fassung) und schließlich drittens Bahn, Trakt oder Streben (Trachten) hat. Etwas zu blicken und über etwas im Bild zu sein sind darin auch Metaphern des Wissens, aber solche Metaphern sind Zeichen sekundärer Bildlichkeit, vor der es keine primäre Bildlichkeit gibt, wie es auch vor einer sekundären Oralität keine primäre Oralität gibt, wie es vor sekundärer Schriftlichkeit keine primäre Schriftlichkeit gibt, weil jedes Sprechen, jedes Blicken und Bilden, Schreiben und Reden sekundär ist.
Das heißt auch, dass ein Wissen, das geblickt wird oder auch ein Wissen, durch das man im Bild ist, auch Wissen überträgt und teilt, so wie das Metaphern machen, wie es aber auch Begriffe machen. Nicht nur die Metapher ist sekundär, der Begriff ist es auch. Man muss nicht sehen können und keine Augen haben, um etwas im Blick zu haben oder um im Bild zu sein. Blick und Bild machen auch blind, machen auch unsichtbar, blenden auch. Blick und Bild sind hier Begriffe eines epistemischen Apparates, der - wie Heidegger vorschlägt, erstens Stand hat (und sei es, dass er in der Bewegung Stand hat), zweitens Habe (Griff/Fassung) und schließlich Bahn (Trakt/Trachten, Streben).
2.
Blicken und Bilden sind artifizielle Verfahren, artifizielle Apparate. Blick und Bild sind wissende Apparate, Apparate, die wissen lassen, sogar weisend. Blicken-können und Bilden-können sind instituierende Vermögen, instituierend in Cornelia Vismann Sinne: Sie helfen im Leben, sie helfen ins Leben, sie helfen leben, sie helfen aus dem Leben.
Mit ihnen kann man sich orientieren, auf andere(s) einstellen, andere(s) schätzen, andere(s) mustern. Heidegger liest Aristoteles graphisch und dabei explizit und implizit. Für solche Lektüren ist Heidegger nicht der erste. Quintillians Institutionen sind in den Passagen besonders graphisch, wo es um die kleinen, die unfertigen Römer geht, die Kinder, und wenn er später zur actio kommt, zur Verkörperung/ Beseelung (Performanz) des logos, des Wortes, der Rede und ihrer Sinne. Besonders graphisch sind sie in dem Sinne, weil sie dort sich besonders dazu äußern, wie diejenigen, die auch einmal Orator werden sollen, lernen sollen, Linien zu ziehen. Nicht erst Heidegger liest Aristoteles phänomenologisch. Das macht Quintilian auch, wenn er Griechenland 'von außen betrachtet' und griechisches Denken in seinen Äußerlichkeiten entfaltet. Peri hermeneia, perigraphé.
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fabiansteinhauer · 2 years
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1.
Luca Paciolis De Computis et Scripturis gilt in den Forschungen zu juridischen Techniken, die unterhalb der Schwelle von Recht, Gesetz und Gerechtigkeit angesiedelt sind und dennoch (widerständig und insistierend) dabei kooperieren, Recht, Gesez und Gerechtigkeit zu reproduzieren als ein Klassiker.
Die doppelte Buchführung ist keine juristische Methode, aber für ein ganzes Bündel an Rechten (unter anderem das Eigentum) wichtig. Im Gesetz kommt sie auch vor, in Deutschland zum Beispiel in § 238 HGB. Doppelte Buchführung kreuzt Schreiben, Zählen und Bildgebung. Diese Kreuzung sonst sauber unterschiedener Medien und Techniken macht die Dokumente doppelter Buchführung zu einem artifact im Sinne von Autorinnen und Autoren wie Marylin Strathern und Roy Wagner. Das Dokument, das doppelte Buchführung (die "venezianische Methode") betreibt, das ist ein artififizielles oder künstliches Objekt, es ist fingiert und fingiert, es verstellt etwas und sich gleich dazu, und es ist insoweit ein Objekt des 'als-ob'. An dem Objekt hängt die Technik, die Technik an dem Objekt, auch das Verfahren ist künstlich: artificial. Objekt und Technik lassen Schreiben, Lesen, Zählen, Bildgeben und Sehen, Denken, Urteilen und Entscheiden; kurz gesagt lassen sie etwas machen und sie lassen etwas lassen. Im übertragenen Sinne hat man es hier auch mit artificial intelligence, artificial knowledge zu tun. Die Buchführung ist eine erlernbare Routine und Luca Pacioli ist einer der ersten, der sie erlernbar aufbereitet und ein Buch darüber geschrieben hat, darum hielten ihn einige sogar für den Erfinder.
2.
Die doppelte Buchführung hat auch einen rhetorischen Kontext, an den James Aho in den achtziger Jahren erinnert hat. Sein Text gehört zu der Forschung, die auch die Rhetorik nicht um ein Leitmedium, weder um die mdl. Rede noch die Schrift, auch nicht um die Vorstellung sekundärer Oralität zentrieren, sondern um mannigfaltige Medien und ihre Kreuzungen. Die doppelte Buchführung stellt Kredit/Debit 'her und dar', sie schafft Ansehen. Aho hatte die These, dass das rhetorische Verfahren daran auch noch über den ökonomischen-juridischen Sinn hinausschiesst und zum Beispiel religiös Sinn macht, weil das Verfahren den Kaufmann treu, zuverlässig und verbindlich zeigt, er schummelt und zaubert nicht, man kann ihm glauben, weil er seine Glaubwürdigkeit vorführen kann, dazu führt er Buch. Buchführung ist accountability.
Ahos Forschung wurde unter anderem von Annelise Riles aufgegriffen und damit wieder in einen Zusammenhang mit einer Kritik am Dogma der großen Trennung gebracht. Artefakte oder Objekte wie die doppelte Buchführung operieren quer zu der Unterscheidung von Medien (und/oder Systemen), die wiederum zu 'großen Trennung' beitragen sollen.
Die Unterscheidung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, zwischen Schriftlichkeit und Buchdruck und schließlich zwischen Buchdruck und Computernetzwerken soll dem Dogma großer Trennung nach zu einer Kaskade von gesellschaftlichen Trennungen beigetragen haben. Aus jeder Trennung soll eine Gesellschaft auf der Höhe der Zeit hervorgegangen sein während eine andere Gesellschaft zurückgeblieben, zurückgelegt oder schlicht der Tradition verhaftet geblieben sein. Ohne große Trennung keine Vorsprünglichkeit, wie sie zum Beispiel die moderne Gesellschaft von traditionellen Gesellschaften, den Westen vom Osten oder den Norden vom Süden trennen soll. Sog. Leitmedien sollen Gesellschaften auszeichnen, aber nicht nur das, sie sollen sogar leitende Gesellschaften, Gesellschaften auf der Höhe der Zeit auszeichen, so wie heute 'Computernetzwerke' the big thing sein sollen. Schüttpelz hat in einem vielbeachteten Aufsatz über solche erwartbar westlichen Vorstellungen von der Vorsprünglichkeit in modernen (kanadischen) Medientheorien beschrieben. Aho, die Rhetorik, Anthropologen wie Strathern, Wagner, Latour oder auch Viveiros de Castro unterscheiden quer, diagonal oder transversal zu denjenigen Unterscheidungen, denen die so gründliche und so oberflächliche Linie des Dogmas großer Trennung aufsitzt. Riles' und Siegerts Arbeiten zur Dokumenten und Techniken der doppelten Buchführung, Vismann Arbeiten zu Akten machen das auch [wenig Überraschung: ein deutscher Staatsrechtslehrer hat Riles als "Scharlatan" bezeichnet und in der Erläuterung zuerst ihre Kleidung erwähnt, sie sei auffällig schick. Latour legt also vielleicht zurecht nahe, dass Artefakte den Fetischismus rehabilitieren und nicht, wie Kant das machen soll, denunzieren].
Mit diesen Diagonalen werden die anderen, auf der Linie des Dogmas großer Trennung liegenden Unterscheidungen (wie etwas die zwischen Subjekt und Objekt) nicht geleugnet. Kann schon sein, dass es hier und da Vorsprünge und zu großen Trennungen auch große Anreicherungen gibt. Es gäbe außerdem ohnehin schon genug Dinge, die es nicht gäbe, merkt einer der Anthropologen dazu an, dass eine solche Leugnung bedeute, eine Reinigungsarbeit fortzusetzen, die Aporien nur umbenenne oder umwidme statt sie in Passagen zu verwandeln.
2.
Luca Paciolis Text ist auch ein Text der zeitgenössischen bildwissenschaftlichen Forschung, der zeitgenössischen Forschung zur Bildrhetorik, weil das Verfahren auch etwas vor Augen stellt und etwas Übersicht schafft. Mit den Anthropologen und ihrem Interesse an Artefakten, Laboren, Dokumenten, Verfahren oder Protokollen, mit der geschickt gelabelten "German Media Theory"und ihrem Interesse an Kulturtechniken, wie es von Krämer, Bredekamp, Vismann und Siegert formuliert wurde und sclhießlich mit den sog. posthumanistischen Überlegungen haben rhetorische 'Auffassungen', Institutionen und Manuale noch einmal, wieder einmal ein Renaissance erlebt. Bildrhetorik ist auch die Rhetorik sog. "technischer" (Bredekamp oder Hensel) oder schwacher (Hensel) oder sog. "logischer" (Röhl) Bilder. Das sind Bilder, die teilweise unter dem Radar des Ikonoklasmus und der Literatur zum Bilderstreit zirkulieren. Das liegt unter anderem daran,dass diese 'niederen Bilder' nicht die Aufgabe haben müssen, mit der Abwesenheit eines Subjektes umgehen zu müssen. Ihr Urahn oder ihr Prototyp ist nicht der Schatten des geliebten Kriegers, nicht der verborgene Gott und nicht der entfernte Herrscher. Das legt nahe, dass sie gar keinen Urahn und gar keinen Prototyp haben. Wenn doch, dann wären es sog. "Wandersterne" (Warburg), also Planeten, oder Konstellationen, also Sternbilder: Erstens Himmelskörper, die auf wiederkehrenden Routen über den Himmel ziehen, und zweitens die weniger oder gar nicht routinierten Meteore (Schwebeteilchen und Sediment), von denen aus dem All bis hin zu den Tautropfen im Fell solcher Schafe, die im Nebel grasten. Das gerinnende Protein in den Gedärmen, die ein Wahrsager auf der Tafel ausbreitet, um beraten zu können, schwebte auch kurz und leugnete in den wilden Spuren auf dem Tisch seine meteorologische Herkunft nicht.
Solche niederen Bilder können auch Polobjekte gewesen sein, also Objekte, deren Aufgabe darin besteht, etwas wenden, drehen, kehren, schlingen oder kippen zu können und die diese Aufgabe oft dadurch erledigten, indem sie selbst wendbar, drehbar, kehrbar und kippbar waren. Das größte natürliche Polobjekt auf Erden ist schließlich die Erde selbst, die größten Polobjekte am Himmel sind die Sterne und Planeten. Sie sind natürlich, aber ihre Drehung und Bewegung wird übersetzt und artifiziell, daraus sind Sternbilder mit ihren Bahnen, Kalender und mythographisches Material gemacht. Solche artifiziellen Objekte sollten Differenz operationaliseren, die mit Polarität einherging, verkürzt gesagt. Solche Objekte sollten 'polarisieren', auf je spezifische und insgesamt mannigfaltige Weise mit Amphibolien und wechselnden Lagen umgehen, also Umgang oder Umgehung möglich machen. Eine unklare Zukunft sollen sie klären, unklare Lagen, unübersichtliche, unbegriffene, ungehörige Verhältnisse für was auch immer, nicht nur für Urteil und Entscheidung, aufbereiten. Die venezianische Methode, die doppelte Buchführung, die ist schon sehr raffiniert, hochentwickelt, sie ist präzise und rational. Sie bleibt aber vage, sie zeichnet Wellen auf, Verläufe, die sich wenden können. Sie bildet bestimmt keinen Endstufe von Verfahren, die damit angefangen haben, den Lauf der Himmelskörper und der Meteore zu übersetzen, aber ich würde sie zur Geschichte und zur Theorie solcher Verfahren zählen.
3.
Aho assoziierte Mitte der Achtziger Jahre nicht nur die Bildrhetorik mit der Rationalität logischer, arithmetischer Verfahren, sondern auch solche Verfahren mit demjenigen, was historisch durch die niederen Sinne gegangen ist, schon weil es eine zeitlang dort verortet wurde. Nichts wird gekreuzt, was nicht schon gekreuzt wäre.
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fabiansteinhauer · 2 years
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fabiansteinhauer · 2 years
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Urban
Das rhetorische Protokoll ist architektonisch und urban.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Bildrhetorik/ Zuhören und Zuschauen
Alia vero audientis, alia legentis magis adiuvant. excitat qui dicit spiritu ipso, nec imagine et ambitu rerum, sed rebus incendit. vivunt omnia enim et moventur, excipimusque nova illa velut nascentia cum favore ac sollicitudine. nec fortuna modo iudicii, sed etiam ipsorum qui periculo adficimur.
1.
Andere Vorteile bringt das Zuhören, andere wiederum die Lektüre. Der Redner begeistert mit dem unmittelbaren Schwung seiner Stimme und feuert nicht durch bildhafte Umschreibung der Dinge an, sondern durch die Tatsachen selbst. Alles lebtund ist in Bewegung, und wir nehmen es ganzneu auf, als erstünde es vor unseren Augen, mit Beifall und Besorgnis. Und nicht nur vom ungewissen Ausgang der Gerichtsverhandlung, sondern auch vom Wagnis der Redner selbst werden wir beeindruckt (Franz Loretto).
2.
Anders aber ist die Hilfe, die das Zuhören bietet, als die der eigenen Lektüre. Erregend wirkt beim Redner schon der lebendige Hauch seines Vortrages; nicht durch ein Bild der Dinge und auf einem Umweg, sondern unmittelbar durch die Dinge (von denen er spricht) wirkt er zündend. Alles ist nämlich lebendig und bewegt sich, und wir nehmen das Neue, das er bringt, mit Freude und Bangen so auf, als käme es eben zur Welt. Und nicht nur das Spiel des Zufalls im Prozeßgeschehen, sondern auch die Gefahr, die die Reden für die Personen selbst bedeuten, findet unsere Anteilnahme (Helmut Rahn).
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fabiansteinhauer · 2 years
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Bildrhetorik
1.
Dass das Bild dasjenige Objekt sei, das durch Vorgänge (die man wiederum man in "Operationsketten" zerlegen kann) als Bild erscheint, ist eine Annahme, die ich mit den Forschungen zur Kulturtechnik oder mit Annahmen der ANT teile. Das Bild tut nicht nur so, als ob da eine Prinzessin wäre, das Objekt ist auch gemacht, als ob es ein Bild sei.
Man kann das gut an der Historizität des Bildbegriffes beschreiben und an Verfahren, an denen vor Gericht etwas zu einem Bild gemacht wird. Die Frage nach dem Wesen des Bildes zu beantworten, indem man bestimmte (physikalische oder ontologische) Qualitäten, bestimmte Funktionen oder aber besondere Referenzialität (etwa im Unterschied zur Referenzialität eines Wortes oder eines Baums) aufspürt, sind Versuche, die ich wohl zur Kenntnis nehme.
Ich würde nicht sagen, dass solche Versuche falsch seien, aber sie ermöglichen mir nicht, den Fragen nachzugehen, die sich mir immer aus einem Material herausstellen und das ich gerne mit dem Zustand einer Stadt vergleiche, wie er sich am ersten Tag eines Besuches präsentiert. Material ist in dem Sinne das, von dem man noch nicht weiß, was daran wichtig und was unwichtig ist, was dazugehört und was nicht, ob man schon richtig drinnen oder nicht noch nicht richtig drinnen ist, wie und nach welchen Kritierien es man unterscheiden soll. Hat man schon Kontakt? Für die Art und Weise, wie sich mir Fragen stellen, passen mir bestimmte Ansätze der Kulturtechnikforschung und der ANT gut in den Kram. Sie kreuzen so überraschend. Fluchthasenartig stringente Strecken legen sie zurück, um der Frage nachzugehen, wie das Wissen um ein Protein entstanden oder mit welchen Effekten Klappaltäre zum Einsatz kamen. Sie bewegen sich nicht auf den großen Bahnen des vorsortierten, und eben nicht nur vorsortierten, sondern auch vorgeordneten Wissens. Sie bieten Anschlüsse an eine Welt, wie etwa Foucault sie einmal als verschwundene oder entfernte Welt beschrieben hat. Sie bieten aber auch Anschlüsse an Wissen, das Roger Caillois diagonal genannt hat, eine Welt anderer, aber nicht total anderer Unterscheidungen. Bilder sind nämlich launisch, weil machmal dies und machmal das ein Bild ist und weil Bilder manchmal dies, manchmal das sind.
2.
Nachdem ich Raulffs Bemerkung gelesen habe, dass Warburg eine rhetorische Auffassung des Bild psychodramatisch zuspitzen würde, denke ich wieder darüber nach, was den so eine rhetorische Auffassung ausmacht.
Raulff verknüpft diese Aufassung mit den Manualen oder Institutionen von Leon Battista Alberti. Heiner Mühlmann hat das in einem Text aus den späten sechziger Jahren auch vorgeschlagen. Das ist einer der Texte, die zu jener Zeit einer Hinwendung der Kunstgeschichte zur Rhetorik markieren und es ist wichtige Publikation für Bild- und Rechtswissenschaften.
Eine rhetorische Auffassung führt über Umwege, nämlich über antiken Stellen. Manche behaupten, diese Stellen seien nur Texte, also unter anderem die Rhetorik an Herennius, Ciceros Texte zur Rhetorik und Quintilians Institutionen. Mit anderen Autoren gehe ich davon aus, dass diese antiken Stellen das sind, was man durch Rom aufspüren kann. Das kann innerhalb der römischen Stadt liegen, wie etwa das Forum, das eine Stelle ist, die man rhetorisch nennen muss. Die Säulen in der Stadt, die Fassaden, die Torbögen, die Treppen, die Götter, Tiere, Waren und Dinge: Sie alle bestimmen die Muster und die Schichten mit, von denen die Texte sprechen und die von den Texten nicht erfunden werden. Es kann ein Iuno-Tempel vor den Toren der Stadt, es kann ein pastoraler Flecken, ein Strand sein (etwa derjenige, an dem eine Göttin 'landete'), es kann derGestank im Hafen und die verschwitzte Schürze einer Frau am Kräutermarkt sein.
Eine rhetorische Aufassung führt über den Umweg antiker Stellen, Alberti führt über den Umweg seiner humanistischen Referenzen (die Texte, die er referiert und die er, wie man in seiner Beschreibung des pomerium, der 'gründlichen römischen Linie' erkennen kann, wirklich gut kennt). Alberti führt aber nicht nur über den Umweg antiker Texte. Er führt auch über den Umweg antiker Städte und aller Architekturen, die er auch gut kennt. Die rhetorische Auffassung ist eine umwegige Auffassung, die über ein geschichtetes (und gefaltetes, darum auch diplomatisches) Material führt. Was einige als kanonische Quellen präsentieren, kann man sich vielleicht als tektonische Platten vorstellen oder, wie gesagt, als diplomatisches Material.
Der Umweg, das ist detour, das ist Teil der Technizität dieses Wissens. Das führt schon dazu, dass dieses Wissen etwas von dem hat, was Latour eine Black Box nennt. Aber es macht auch alles zu etwas Übertragenem, das nicht unbedingt repräsentativ, nicht unbedingt genealogisch wie am Schnürchen organisiert sein muss. Die Texte mögen solche Vorstellungen noch stützen, aber die Stadt und alles das, was von ihr übrig ist, was dazu noch vor den Mauern der Stadt aus der Stadt übrig ist, ist zu wild, um in Repräsentation oder Genealogie wie am Schnürchen aufzugehen.
Die rhetorische Auffassung wird vielleicht mit Dingen zu tun haben, die in der Moderne technische Dinge oder aber epistemische Dinge genannt werden. In beiden Fällen macht eine rhetorische Auffassung auch aus diesen beiden unterschiedlichen Dinge übertragene Dinge, also auch Dinge, die für andere Dinge stehen.
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fabiansteinhauer · 2 years
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Bildrhetorik
1.
In seinem bekannten Buch Wilde Energien merkt Ulrich Raulff zu einer Passage über Leon Battista Alberti an, Warburg würde eine "rhetorische Auffassung der Malerei und ihrer Kritik" wie sie Alberti zugrundelege "psychodramatisch zuspitzen".
Für den Versuch, aus den beiden Staatstafeln von Warburg eine Bild- und Rechtswissenschaft zu extrahieren, drängt sich die Frage nach der Bedeutung der Rhetorik für diese Wissenschaft und für diese Tafeln früher oder später ohnehin auf. Raulffs Hinweis ist mir wichtig. Vordringlich sollte man der Frage nachgehen, was denn eine rhetorische Auffassung der Malerei und ihrer Kritik, besser noch: was denn eine rhetorische Auffassung des Bildes - und jetzt nochmal für den Polarforscher Warburg zugespitzt - was denn eine rhetorische Auffassung von Polobjekten sein könnte.
Vor einigen Jahren hätte ich zuerst die Formel decorum und das Wort ornatus, dann wiederum Muster der Polarisierung und Adressierung hervorgezogen. Denn mit beidem geht etwas einher, was man meines Erachtens am besten als Pol versteht. Dabei ist es auch die Vorstellung, dass ornatus sich von kosmos ableite und mit bewegter und bewegender Ordnung einhergehe, die allem seine Stellung mitbestimme. Etwas rückt die Bilder ins Licht oder in den Schatten, stellt sie an einen Ort oder einen anderen, also vor diese oder jene Kulisse und in die eine oder andere Szene. In allen Fällen sind Bilder Teil eines Ensembles, das ich in der Zeitschrift Rechtsgeschichte einmal in bezug auf Mühlmann Arbeietn zu Leon Battista Alberti das rhetorische Ensemble genannt habe. Als Objekt ist das Bild schon nicht ausdifferenziert und auf der Ebene dieses Objektes ist keine Differenzierung jemals aus. Das Bild ist in dem Sinne kein systematisches Objekt, kein Objekt des Systems, welches System das auch sei. Es stellt sich in Ensembles ein und entwickelt darin und dagegen (s)eine Spannung. Sogar die Differenz, die man operationalisiert, wenn man Subjekt und Objekt unterscheidet, ist am Bild nicht gut beschrieben, wenn sie als ausdifferenziert beschrieben wird.
2.
Schlüsselbegriffe aus den Institutionen der Rhetorik sind in dem Sinne decorum/ ornatus. Die rhetorischen Stilskalen mit ihren hohen und niederen 'Werten', dem Sublimen und dem Subtilen, würde ich eher als Pole denn als Werte verstehen, schon weil sie eher Stellungen mobilisieren oder motivieren, konkret etwa Gebärden, den Klang der Stimme, die Kleidung, den Stil, die Wahl eines Ortes oder eines Zeitpunktes. Gemusterte, schmuckvolle und schmückende Bilder, gemessene Bilder sind in diesem Sinne rhetorische Bilder, das Ornament, so heißt es, ist dasjenige, was dem Ort seinen Namen gibt, es stellt das Bild ein, ist aber auch der andere Name dessen, was Warburg bewegtes Beiwerk nennt ( dann aber auch mehr umfasst als dasjenige, was Warburg darunter fasst).
Jetzt wüsste ich nicht gleich, wo ich zuerst zugreifen soll, um zu begreifen, was eine rhetorische Auffassung von Bildern sein soll. Mein Verdacht ist auch, dass meine Vorstellungen unbegriffenen Idiosynkrasien aufsitzen könnten. Die Studien zum juristischen Bilderstreit, in denen es auch Bildrhetorik geht, sind zumindest vollständig verpufft. Bücher ohne Leser und Kollegen sind entweder ein Traum oder idiosynkratische Blöcke. Vielleicht ist das, was in der Literaturwissenschaft Rhetorizität genannt wird, heute mit dem Zustand eines Traums vergleichbar. Man meint sich in Verbindungen zu tasten, was an der Isolierung nichts ändert. Wer weiß?
3.
Dennoch Bildrhetorik. Was könnte das heute, wenn man entweder träumt oder idiosynkratisch blockiert ist, sein? Bilder, deren Stellung mit enargeia einhergeht, Bilder die einem Apparat passieren/ durchgehen, das sind rhetorische Bilder. Bilder, deren Protokolle die Leute vor dem Bild noch etwas von dem Bild verkörpern lassen, sind rhetorische Bilder. Bilder, deren Referenz bei jeder Entfernungsänderung, also entweder beim näheren Hinschauen oder einer distanzierenden Übersicht, zu Hyperreferenzen zerstieben, sind rhetorische Bilder. Operationen, die einen Bildgrund, eine Tafel oder sonst etwas erscheinen lassen, also ob da jetzt ein Bild sei, sind rhetorische Bilder. Es gibt ein großes Arsenal von Antwortmöglichkeiten. Raullf schlägt, wie etwa Mühlmann oder Grafton, Albertis Manuale vor, um sich vorstellen zu können, was denn eine rhetorische Aufassung der Malerei und ihrer Kritik sei.
Eine Parallelektüre von Quintilians Institutionen und des Mnemosyne-Atlas (von mir aus auchnur Tafel 78 und Tafel 79) wäre einmal eine gute Idee für ein Lehrveranstaltung, wenn es denn die Universiäten, die man liebt, wirklich geben würde.
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