März und April 2024
Die vielseitige neue Küchenheizung
Aleks' schottische Wohnung ist ungeheizt und wir behelfen uns, wie berichtet, mit Heizdecken. Die Küche ist noch etwas ungeheizter als der Rest, sie hat im Winter Außentemperatur, also zwischen vier und zehn Grad. Weil es beim Essen nicht praktikabel ist, eine Heizdecke mitzubringen (die Küche ist klein und es gibt dort keine richtigen Sitzplätze), spielt Aleks immer wieder mal mit Umbauideen, die aber zu nichts führen.
Jetzt, sagt er, hat er für die Küche eine Infrarotheizung gekauft. Ich stelle mir so was wie bei Marlene Etschmann vor, eine große weiße Platte an der Wand. Als ich nach Schottland komme, finde ich heraus, dass es sich eher um eine Art Scherzartikel handelt. Jedenfalls sieht es so aus:
Trinkglas zum Größenvergleich. Im Inneren des Geräts ist nur eine einzige Infrarotröhre, der Rest sind Reflexionen.
Aber nach dem ersten Einschalten nehme ich das alberne Gerät im Retro-Design gleich ernster, denn es hat 350 Watt und man kann jetzt wirklich essen, ohne zu frieren. Wieder einmal zeigt sich, dass nicht der ganze Raum dauerhaft geheizt zu werden braucht, wenn nur ein Mensch gelegentlich erwärmt werden muss.
Man wird dabei sehr angenehm getoastet, und nachdem ich das ein paar Mal laut ausgesprochen habe, wird mir klar, dass ich das alte Brot vielleicht wirklich nicht mehr auf der Herdplatte toasten muss. Denn der Toaster war ein bisschen kaputt, und seit meinem Reparaturversuch vor vielen Jahren ist er ganz kaputt. Und wirklich eignet sich die neue Heizung auch sehr gut zum Toasten von Brot, es dauert nicht länger als in einem Toaster. Pro Seite jedenfalls, also insgesamt doppelt so lang, und man muss mehr aufpassen. Aber es geht viel besser als auf der Herdplatte:
Gestern habe ich herausgefunden, dass die Heizung außerdem das ideale Gerät für das Öffnen verklebter Handyrückseiten ist. Man bekommt den Gehäusekleber damit viel schneller und einfacher weich als mit einem Fön. Ich bin jetzt großer Fan der neuen Heizung.
(Kathrin Passig)
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2018–2022
Ich bringe die Energiewende voran und werde dabei versehentlich zum egoistischen Stromverschwender
Im Zuge unserer eigenen Energiewende fange ich 2018 damit an, Photovoltaik selbst auf das Hausdach zu schrauben und erweitere die Anlage über die Jahre schrittweise. Ich bin mit dem Ergebnis hochzufrieden, habe mich aber dadurch in eine unmögliche Situation manövriert, in der ich 2022 sogar Strom verschwenden muss, indem ich elektrisch heize, damit ich nicht in Teufels Küche komme. Ausgerechnet 2022, wenn alle aufgrund der Energiekrise Strom sparen sollen!
Unser Haus hatte 2018 etwa 500 W Ruhestromverbrauch (was ganz schön viel ist, aber davon später). Wenn man wenigstens diesen Verbrauch tagsüber im Sommer durch Sonne abdeckt, müsste man bei sehr konservativer Rechnung etwa 300 EUR/Jahr an Stromkosten sparen. Das Haus hat kein Süd-Dach, sondern nur ein Ost-West-Dach, aber das bedeutet eigentlich nur, dass man ein paar mehr Module installieren muss, diese dafür aber dann von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang produzieren und nicht nur mittags.
Ich habe also auf jede Dachseite vier Module à 285 W installiert und mir den damals billigsten Wechselrichter aus China gekauft (500 EUR, 1500 W). Dachziegel abflexen, Dachhaken montieren, Aluprofile anschrauben, Module draufschrauben. Keine besonders schöne Arbeit, aber wenn man sich mit einem Klettergurt und kurzem Seil konsequent sichert, wenn man auf dem Dach ist, dann fällt höchstens mal ein Werkzeug oder ein paar Schrauben vom Dach, was auf dem eigenen Grundstück unproblematisch ist. Der elektrische Anschluss ist ebenfalls simpel (ich arbeite in einem Elektrik-nahen Beruf). Die Anmeldung war mir zu undurchsichtig und kompliziert. So große bürokratische Hürden für so wenig Strom. Das System ist offensichtlich (aus Gründen) nicht auf Selbstbauer ausgelegt.
Schon im ersten Jahr zeigt sich, dass die Anlage etwa 1300 W im Sommer am Mittag liefert und die Stromrechnung um 25% schrumpft. Mit seinen 1500 W ist der Wechselrichter noch nicht ganz ausgelastet, ich erweitere die Anlage also um je ein weiteres Modul auf jeder Dachseite. Ich habe gelegentlich ein kleines, nagendes schlechtes Gewissen, da 1500 W ja wirklich deutlich mehr als die eigentlich erlaubten 600 W sind und die Anlage weiterhin eigentlich illegal ist. Außerdem stellt sich heraus, dass der Stromzähler, ein alter Ferariszähler, keine Rücklaufsperre hat. Das bedeutet, dass er rückwärts dreht, wenn das Haus weniger Strom verbraucht, als die Sonne liefert. Das ist tatsächlich schon ziemlich verboten, da man ja nicht nur Strom bezahlt, sondern Steuern, Netzgebühren und was weiß ich was alles, die der Stromzähler mittags rückabwickelt. Aber die Energiemenge ist in der Summe wirklich unerheblich – schon das Kochen eines normalen Mittagessens kostet so viel Energie, dass das bisschen Rückwärtsdrehen im Rauschen untergeht.
2021 streiche ich den alten Carport und beschließe, sein hässliches Dach durch Solarmodule zu ersetzen. Ich investiere also noch mal in 18 teiltransparente Module und einen teuren 10-kW-Wechselrichter, der auch einen zukünftigen Ausbau um eine Solarbatterie unterstützt. Dazu gehört ein Stromzähler im Sicherungskasten, der mit dem Wechselrichter kommuniziert. So kann der Wechselrichter verhindern, dass Strom eingespeist wird. Jetzt ist die Anlage zwar immer noch illegal, aber macht wenigstens keinen Ärger im Stromnetz.
Nun ist oft so viel Überschuss da, dass ich eigentlich wirklich gerne die Solarbatterie ergänzen möchte. Leider ist sie sehr teuer und die Preise sinken nur sehr langsam. Ich beobachte die Situation im Herbst 2021 genau und bin immer wieder versucht, die überteuerte Batterie zu kaufen, warte aber noch. Um die Wartezeit zu überbrücken, ergänze ich die Zentralheizung um vier Heizstäbe, die bei Stromüberschuss Wärme für die Zentralheizung erzeugen. Die Steuerung dafür liefert der Wechselrichter, die Installation mache ich selbst.
In der gleichen Zeit ergänze ich die Wallbox (es gibt ein Elektroauto) um eine externe Steuerung, die die Netzwerkkommunikation zwischen Wechselrichter und Stromzähler belauscht und bei Stromüberschuss die Wallbox so ansteuert, dass das Auto diesen Ladestrom bekommt. Nach einigen Iterationen bei der Software funktioniert das Ganze gut und ich kann solargesteuert das Auto laden. Wenn das Auto voll ist, wird der Strom in die Zentralheizung verklappt und der Stromzähler zählt nicht mehr rückwärts.
Die Anlage ist immer noch illegal, aber ich werde besser: Ich habe einen Bauantrag beim Energieversorger gestellt, die Anlage „in Zukunft“ bauen zu wollen. Dafür sind Schaltpläne, Grundrisse, Normauszüge, Zertifikate zu den Wechselrichtern, Flurnummer mit eingezeichnetem Standort und noch vieles mehr erforderlich. Es macht genauso wenig Spaß, wie ich das in den Jahren zuvor befürchtet habe. Nach einigen Wochen erhalte ich die lange ersehnte Zusage, mit dem Bau beginnen zu dürfen. Nun benötige ich einen Elektriker mit eingetragenem Fachbetrieb, der die Anlage abnimmt. Na super!
Warum sollte irgendein Elektriker das machen? Es gibt wenig zu verdienen, man muss eine Anlage genehmigen, die man nicht selbst geplant hat. Außerdem ist oft ein besserwisserischer Bastleringenieur beteiligt und man muss in einem wirren Portal eines Energieversorgers irgendwelche kryptischen Dinge tun. Und – was genau „genehmigt“ der Elektriker eigentlich? Die „normgemäße Ausführung“. Wenn man das ernst nimmt, dann dauert das bei einer fremden Anlage einen ganzen Tag und wenn man schlampt, dann ist man vielleicht irgendwie haftbar, wenn etwas nicht passt und das Haus abbrennt. Kein Wunder, dass das niemand machen möchte. Ich darf es aber auch nicht selbst machen, da ich kein eingetragener Handwerksbetrieb bin.
Ich frage also im Kollegenkreis herum, bis ich eine Adresse zugesteckt bekomme. Neben einer angestellten Arbeit betreibt der Elektriker einen eingetragenen Betrieb für kleine Feierabend- und Samstagsprojekte. Ich schiebe das Telefonat mit ihm lange vor mir her, weil es mir sehr unangenehm ist, als Bittsteller in dieser Sache aufzutreten, aber es hilft nichts. Wir telefonieren, planen, aber verschieben dann ein paar Mal den Termin und dann kommt der Ukrainekrieg und die Sache verläuft im Sande.
Ich versuche noch schnell die Solarbatterie zu kaufen (Blackout-Panik, wie alle anderen auch …), aber der Preis ist um 50% gestiegen und sie ist nicht mehr erhältlich. Nach einiger Überlegung beschließe ich, die eingeplanten 5000 EUR lieber in eine Erweiterung der Photovoltaik auf dem Dach zu stecken. Das ist für eine gute Abstimmung von Wechselrichter, Stromverbrauch und Batterie ohnehin sinnvoll und obendrein wirtschaftlich. Apropos Stromverbrauch: Wir verschrotten einen Gefrierschrank und zwei Kühlschränke und ersetzen sie durch zwei Neugeräte. Das reduziert unseren Ruhestromverbrauch von 500W auf 180W. Damit amortisieren sich die Geräte auf lange Sicht selbst.
Nach der Erweiterung der Dachanlage um weitere 20 Module ist nun der neue Wechselrichter auch an der Leistungsgrenze angekommen. Die Solarbatterie ist wieder erhältlich und ich kaufe aufgrund des Preises nur die allerkleinste Version, damit wenigstens ein bisschen Notfallstrom da ist.
Nun ist die Anlage fertig, eigentlich.
Im Sommer 2022 habe ich immer wieder an der Programmierung der Ladesteuerung für das Elektroauto und der Steuerung der Heizstäbe gearbeitet, da die Systeme sich natürlich alle gegenseitig beeinflussen. Es gibt alle möglichen unvorhergesehenen Wechselwirkungen und natürlich ist auch mal das Auto voll, die Solarbatterie voll, das Wasser heiß und es ist immer noch zu viel Strom da, der jetzt wieder runtergeregelt werden müsste. Um das zu realisieren, werde ich mir wohl doch noch eine zentrale Steuerung dafür ausdenken müssen, damit sich das alles besser koordinieren lässt und ich weiterhin sicher die Einspeisung auf Null regeln kann.
Im September 2022 checke ich routinemäßig den Stromzähler und stelle fest, dass wir in diesem Jahr von den üblichen ca. 6000 kWh auf 1000 kWh Jahresverbrauch fallen werden, wenn ich nichts unternehme. Das ist zwar erfreulich, aber auch schlimm, denn die Anlage ist weiterhin nicht angemeldet und so darf die Stromrechnung nicht unerklärlicherweise so stark fallen, sonst wird der Versorger aufmerksam. Offensichtlich habe ich durch Softwarefehler doch mehr eingespeist als geplant. Keine Ahnung, bei welchem Wert dort das rote Licht blinkt. Als ich unsere Elektroheizkörper schrittweise außer Betrieb genommen habe und wir über mehrere Jahre so was wie 10 kWh auf dem Heizungszähler hatten, ist jedenfalls jemand vorbeigekommen und hat höflich gefragt, ob er mal den Zählerraum inspizieren könnte.
Ich muss also im verbleibenden Vierteljahr den Stromverbrauch wieder auf einen realistischen Wert bringen. Um das umweltverträglich zu erreichen, schalte ich die Heizstäbe ab jetzt immer dann an, wenn viel Wind oder Sonne im Stromnetz ist. Ich habe einen Ökostromtarif und gehe davon aus, dass mein zusätzlicher Stromhunger zu diesen Zeiten keinen Schaden anrichtet. Stattdessen die Anmeldung noch schnell anzupacken, geht auch nicht, da die Bundesregierung umfangreiche Erleichterungen ab 2023 plant und ich die Anlage daher sinnvollerweise erst 2023 anmelden sollte. Im November rechne ich nach und stelle fest, dass es so nicht geht und ich 4 kW Leistung 24/7 zusätzlich bis zum Jahreswechsel verbrauchen muss. Ein Teil der Heizstäbe läuft also Tag und Nacht bis 31.12. durch und verbraucht knappen und maximaldreckigen Kohle- und Gasstrom, um meine Stromrechnung zu erhöhen.
Ich bin mit den besten Absichten zu einer egoistischen Umweltsau geworden und weiß nicht mal, wo ich falsch abgebogen bin.
Zum ersten Januar habe ich die Heizstäbe abgestellt, den Genehmigungsantrag aktualisiert, gestellt und zügig genehmigt bekommen. Nun muss ich den hoffentlich freundlichen Elektriker wieder kontaktieren und um Abnahme bitten. Ich hoffe sehr, dass ich diese Anlage so legalisieren kann, sonst muss ich 2023 noch selbst eine Ausbildung zum Elektriker machen und einen Fachbetrieb eröffnen.
(Alan Smithee)
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