Panik.Attacke!
Nachts,
wenn alles schläft
und einer wacht,
dann bin das ich.
Krämpfe von Angst durchzucken mein Gehirn.
Ich höre es,
doch wenn ich nicht atme, hört es mich nicht.
Stunden vergehen,
endlose Zeit ohne Bewegung.
Im Warten darauf,
dass die Angst vergeht
und Schwärze mich umfängt.
- Rosa Nowak
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Bernstein
Die Abendsonne macht die Luft zu hellem Bernstein
was viel schöner ist als kaltschimmernder Kristall,
denn
auch wenn nicht alles vollkommen klar ist
sind hier Wärme und Leben und Glück
und für den Moment bin ich ein seliges Insekt
im bestmöglichen Gefängnis.
- Rosa Nowak
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Fensterverehrung
Blaues Fenster - weite Ferne,
nah am Fenster säß ich gerne.
Sinnlose Sorgen, die mich bedrücken:
Nach draußen würd ich gerne blicken.
Den grauen Schulhof will ich sehn
und Menschen, die vorübergehn!
Wand, Pult, Tafel, Klassenschrank -
ohne Fenster werde ich krank!
Ich will ans Fenster, ans Tor zur Welt,
es ist mein Sitzplatz, der mich gefangen hält.
Ach! - Du mein Fenster, erhöre mein Sehnen,
in deiner Nähe möcht ich mich wähnen!
- Rosa Nowak
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Gliedmaßen
Wenn ich an mir herunterblicke
zähle ich meine Gliedmaßen.
(Arme und Beine, Hände und Füße)
Wenn ich will, dass sie sich bewegen,
tun sie das auch.
Aber dennoch:
Sie fühlen sich so fremd an.
Fremdes Fleisch an meinem Körper,
das nicht zu mir gehört,
das in Krämpfen
abzusterben droht.
Arme und Beine und Hände und Füße.
So fehl am Platz.
Das Gefühl tumorartiger Auswüchse.
Fremdes Fleisch an meinem Körper.
Müssen entfernt werden.
Herausgerissen.
Abgeschnitten.
Verdammt noch mal getrennt von meinem Körper.
- Rosa Nowak
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Herbstseele
Meine Seele ist wie der Herbst.
Winde, die von nahender Kälte erzählen,
reissen in mir alles nieder:
werfen zu Boden:
vernichten.
Der Duft nach Verfall,
der Hauch von Endlichkeit,
dringt mir aus jeder Pore.
Seit meiner Geburt sterbe ich hauptsächlich.
Der nächste Frühling, ein Versprechen auf Neues
liegt außerhalb meiner Lebenserwartung.
Der Winter streckt seine knorrigen Äste nach mir aus
und ich wehre mich nicht.
Die Zeit ist gekommen, die Kälte überhand nehmen zu lassen
bis auch das gelähmte Herz ruht.
Wenn der Schnee gefallen ist
wird von mir nichts geblieben sein.
- Rosa Nowak
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Neros Lied
Ich throne in der Dunkelheit,
doch unter mir, da leuchtet weit
das Feuer, das in dieser Nacht
ich hab’ in meiner Stadt entfacht.
Die Luft, sie kocht, der Atem glüht,
wenn die Hitze Funken sprüht,
Männer, Frauen, Kinder schreien
während Tempel Feuer speien.
Heut’ sind sie Zeugen meiner Kraft,
die ihnen nun den Frieden schafft.
Obgleich mein Brand hier weiter wütet
sind sie im Tod von mir behütet.
Häuser stürzen, Balken krachen,
ich hör’ mich selber leise lachen.
Es macht mich glücklich, macht mich frei,
zu seh'n des Feuers Raserei.
Nun sag’ noch mal, ich sei vermessen!
Diese Stadt hab’ ich besessen!
In der Glut die Mauern schamvoll erröten,
denn was ich besitze darf ich auch töten.
Verbrennen musst du, was du liebst,
selig ist, was du dem Feuer gibst.
Vernichte rasch was dir gehört,
bevor ein and'rer es zerstört.
Als Meisterstück in meiner Kunst
erschuf ich diese Feuerbrunst,
das Schauspiel währt nun nicht mehr lang,
vollendet ist der Untergang.
Ich kann die Freude nicht verhehlen
als unter mir die Trümmer schwelen.
Mein Blick, er senkt sich göttergleich
über mein zerstörtes Reich.
- Rosa Nowak
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Quadratzahlenbiographie
Ich war mal vier und ich wusste schon
Dinge von unsagbarer Hitze und Stickigkeit.
Ich war mal neun und ich dachte
ich würde immer in den Baumkronen sitzen: erhaben, weise,
alleine – zu viel wissend.
Ich war mal sechzehn und wünschte mir
dass alles enden sollte, dass ich wandelnder Vulkan
ausbrechen würde, dass ich dein Leid vergessen könnte,
das mich meins verlieren machte.
Ich war noch nie fünfundzwanzig doch jetzt weiß ich
dass ich es sein will und werde:
Ein Gedanke von solch ungeheurer Großartigkeit,
dass er stärker ist
als Quadratzahlfragmente, Albträume und das schwere Zittern auf meiner Brust.
- Rosa Nowak
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Mohnblumen
Die Art
wie die hellroten Mohnblumen im Wind wehen
(ein Aufleuchten in der Luft, die grau gefärbt scheint
und im viel zu dunklen grünen Gras)
ist ein Gedicht.
Und während ich die Blumen ansehe
und versuche
diesen Anblick ein-
und in Worten wieder auszuatmen
wird mir klar:
Wichtig ist nicht, dass daraus ein Gedicht entsteht;
wichtig ist, dass ich es gesehen habe.
- Rosa Nowak
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Signale
Ich möchte wie ein FBI-Agent deine Körpersprache zu entziffern wissen.
Um ehrlich zu sein: Ich mag dich verdammt gerne küssen!
Verzeih’ den schiefen Reim, es ist nur:
dir fiel es leicht über meine niedrigen Erwartungen zu steigen
oder unter meinen hohen Erwartungen hindurchzutanzen
und vielleicht wolltest du nichts davon, aber:
du strahlst mich an, als wäre dir nichts lieber als dass ich gerade jetzt und hier
in deinem Leben bin.
Und wenn das nicht stimmt dann bist du:
mein liebster freudscher Verleser
und meine am schönsten verhörte Songzeile
und die beglückendste Rechts-Links-Schwäche beim Blinker-Setzen und Abbiegen.
Du hast mir einen roten Faden zugeworfen wie so eine Rettungsleine,
aber ich weiß nicht
ob du ihn noch in der Hand hältst
oder ihn an einem sinkenden Schiff festgebunden hast.
- Rosa Nowak
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Stadthorizont mit Kränen
I.
Das Rauchgraugelb taumelt von Schwerkraft
geplagt über den Dächern des Horizonts;
hat schon längst den Willen abgelegt
sich in die unendliche schwebende Bläue zu erheben.
Kräne recken sich in alle Richtungen.
Irgendwo ist ein Hafen
doch ich kann ihn nicht sehen.
II.
Neulich erst bemerkte ich
(tägliches Fensterstarren lehrt viel)
dass Kräne keine starrverharrenden Monstrositäten sind,
sondern der brutalen Leichtigkeit des Windes ergeben.
Ihre langen Stahlschnauzen deuten in Richtungen
- nicht alle in die gleiche -,
da ist Unordnung in der Welt und im Wind.
Jetzt blicke ich morgendlich hinaus
und versuche mich an eisernen Orakelsprüchen.
Heute ist es neblig, ich sehe keine Kräne:
[x] Ich blicke mutlos in die Zukunft
kreuze ich auf dem Fragebogen an.
- Rosa Nowak
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Blicke und Verrat
Ich blicke auf dich mit einer beschissen hilflosen
Zärtlichkeit.
Jeden Augenblick den ich dir nicht schenken kann
ist ein Verrat,
doch jeder Blick mit dem ich in dich stolpere
verrät zu viel.
Schließ’ die Augen, wenn ich dich ansehe.
Sieh’ mich an, auch wenn ich wegschaue.
Sieh’ mir nicht an, wo ich hinschaue.
Wenn Blicke beschützen könnten
würde dir nie Schlimmes geschehen,
wenn Blicke sprechen könnten,
hätte ich längst zu viel gesagt.
Verzeih‘ den Weg, den meine Augen gehen.
Ich wandle halb blind auf den Pfaden deiner Form.
Vielleicht sehen wir einander nicht im gleichen Filter leuchten
Doch das ‚Wie‘ ist nicht wichtig:
Sei hier, sei sicher, sei nie unsichtbar.
Ich will nicht mehr
als dir alles geben was ich mit Blicken kann.
- Rosa Nowak
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Werfen, warf, geworfen
Auch wenn ihr das wollt:
ich werfe nicht das Handtuch
sondern den ersten Stein.
Und wenn meine Selbstgerechtigkeit für euch nun Sünde ist
so ist eure selbstzufriedene Ignoranz das für mich.
Hineingeworfen in die erste Welt
in der ich Stehen lernen konnte
zieht ihr mir den Teppich unter den Füßen weg
und aus aufgefangen wird gefallen.
Doch jetzt werfe ich brennende Fackeln auf eure Brücken
und das Feuer im Rücken wird mich voran treiben
wie einst die Wärme im Herzen.
- Rosa Nowak
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Was nützt das Leben in Gedanken?
Ich scheine alles von oben zu betrachten,
doch was ich fühle, das sieht man nicht.
Hier sitze ich
um die Splitter des vergänglichen Glückes zu erhaschen.
Denn - wer vorbeigeht, der kommt auch zurück!
Verpasse keinen Augenblick,
jeder könnte der letzte sein.
Mein Leben gehört nicht mir, mein Körper bin nicht ich.
Er ist tot, nur mein Geist und meine Augen leben,
sie verfolgen die Formen entschwindender Schritte.
Und ich flechte Gedanken um mein Herz,
damit es wieder schlägt.
Ja, ich genieße meine Besessenheit
solange ich noch kann.
- Rosa Nowak
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Wölfe
Wieder und wieder aussteigen
mit dem Kiesknirschen unter den Füßen
auf das Haus der Wölfe zugehen
dahinter - Stille
auch wenn ich meinen wollte
mein jüngeres Ich dahinter im Gras spielen hören zu können:
Grashüpfer fangen
aufgeschlagen Knie, Brennnesselspuren, nachher ein Eis
die Leute heißen schon Wölfe
doch man weiß noch nicht warum:
es ist Tradition
jetzt: die Traditionen verschwinden, das Mysterium – und die Grashüpfer
die Wölfe bleiben
nicht als Märchen, sondern als Menschen
geiferndes Lächeln, zerrissene Kleidung und Herzen
meine Schritte auf dem Kies werden seltener
das Haus der Wölfe ist leer geworden
leer wie Rituale, die ich erst jetzt als ausgehöhlt erkenne
wenn ich noch wiederkomme, weiß ich nicht
ob ich Traditionen vermisse
oder einfach
die Zeit, als Wölfe noch Tiere waren
- Rosa Nowak
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Es ist so (Kinder)
Es ist so:
wenn ich Kinder sehe, möchte ich sie in den Arm nehmen
und ihnen versichern, dass alles gut wird: sie werden auch mal groß.
Es ist so:
Kindheit ist ein Ort, an den ich nie zurückkehren möchte
und deshalb macht die Geschichte von Peter Pan mir solche Angst.
Es ist so:
dass ich Kinder mag, ich möchte nur nichts mit ihnen zu tun haben
weil ihre Hilflosigkeit mich überflutet.
Es ist aber auch so:
Ich bin sehr klein.
Nicht nur im offensichtlichsten Sinne.
Mein Herz ist ein schwarzes Loch mit der zwanzigfachen Masse der Sonne -
so viel Wärme brauche ich dann auch, und mehr.
Ich liege regungslos zusammengekugelt tränenschwer
und irgendwer muss mich doch tragen können, bitte.
Es ist so, dass das alles wohl das Gegenteil
eines Widerspruchs ist.
Ich ertrage weinende Kinder nicht
und wenn ihre Eltern in der Straßenbahn hart zu ihnen reden
wird mein Körper taub
und meine Kehle brennt.
- Rosa Nowak
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Himmelgrau
Der Himmel ist grau
und dein Leben liegt in der Vergangenheit.
Du willst sie zurück
und durchwühlst die Welt nach Ort und Zeit.
Suchst wie nach einem Buch das du gerne hast gelesen,
doch dessen Titel dennoch hast vergessen.
Es tut nicht gut, nur in der Vergangenheit zu leben,
doch ist’s schwer, diese einfach aufzugeben.
Und der Himmel ist grau.
Frühlingsgrau, es riecht nach besseren Zeiten,
du lässt dich zur Hoffnung auf Zukunft verleiten.
Alle Wesen um dich her scheinen Großes zu verkünden,
die graue Welt lässt nicht zu, dass deine Träume schwinden.
Das Leben will wieder wertvoll sein
und kämpft dafür mit Himmelgrau allein.
Beharrlich suchst du in allem ein Zeichen,
um zu wissen, du kannst das, was du willst, erreichen.
Und der Himmel ist grau.
- Rosa Nowak
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Als ich das Ende sah
Als ich mein Ende sah
Als ich mein Ende sah
Als ich mein Ende sah
betrachtete ich die funkelnden Lichter der Nacht,
halb Weihnachtskitsch, halb Verkehrssicherheit,
hinter einem Hauch von Tränenschleier
und dem Hochmut eines Lächelns.
mit Sicherheit gedachte
doch zu still gesprochene Abschiedsworte
verhallen hinter peinlich berührter Ungläubigkeit –
ihr wollt mich zurückziehen
doch seht ihr das Ende nicht
wie ich es fühle
und die Scham sticht mir
glühende Dolche ins verräterische Herz.
Als ich das Ende sah
sah ich auch
euch.
Euch: die ihr schwieget und wegsaht
und
euch:
Die ihr handelt und mich ans Ufer zerrt.
Und die Wand auf die ich nun starre ist weiß
aber ihr seid alle Farben, die ich brauche
und ich liebe euch.
- Rosa Nowak
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