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#schotti to go
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Neapel Backstage
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Neapel
Bezaubernd, betörend, überfordernd
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Stadt der Commedia dell'arte – Der listige Diener Pulcinella
Wie sollte man sich Neapel, der Stadt der Überforderung anders entziehen, als sich ihr zu überlassen. Die Gassen der Vielgeliebten gleichen den Armen einer Frau, die einen umfängt, und mit Haut und Haaren verspeist. Neapel ist anstrengend, erbarmungslos und überfordernd, unmäßig, gnadenlos und stets auf der Überholspur. Wohin man auch blickt, immer begegnet man dem alles überragenden Sehnsuchtsort und der permanenten Bedrohung, dem Vesuv. Nirgendwo anders lebt es sich so nahe an der Katastrophe wie hier. Noch schläft der graue Riese, aber niemand vermag zu sagen, wie lange noch. Er könnte jederzeit erwachen. Der Vesuv ist der am besten kontrollierte Schläfer unter den Vulkanen weltweit. Es ist noch nicht lange her, dass die Phlegräischen Felder, ein Gebiet von etwa zweihundert Quadratkilometer rund um die Vororte Neapels ins Visier der Vulkanologen kamen. Es tat sich was unter der Erde, und die Welt blickte gebannt an den Golf und rund um die Riesenstadt, während die Einwohner lebten so wie bisher - als sei nichts geschehen. 
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Neapel ist schmutzig
Neapel lebt von seinen Kontrasten. Ignoranz und Opportunismus, Kreativität und Unternehmertum, Chaos und die Sehnsucht nach Ordnung – während das anderswo Gegensätze sind, machen gerade sie in Summe das quirlige, bestens unorganisierte Leben in der putzmunteren Stadt aus, deren Überlebensstrategie die Sucht nach Leben ist. Bühne frei also, der Alltag ist bestens inszenierte Commedia dell‘arte: stets überraschend und immer spontan. Alleine die Größe und Dimension des Bühnenbildes steht in keinem Verhältnis zur Enge der Piazettas und Hinterhöfe. Vielleicht ist es ja auch gerade der Gegensatz zwischen den verwahrlosten Gassen und den schicken Kolonaden, dem pittoresken Schrecken der mafiosen Vierteln und dem betörend großstädtischen Lungomare, den Garküchen in Pignasecca oder entlang der Spaccanapoli (der die Stadt durchschneidenden Flaniermeile), und den mondänen Speisetempeln rund um die Galeria Umberto I. 
Glauben und Aberglauben pochen in den Adern der Stadt. Es ist der Puls des Südens, der stets am Überkochen ist. Die Häuser schmiegen sich aneinander, an den Straßenecken quillt der Unrat aus den brüchigen Poren der Fassaden, die Wäschestücke werden quer über die Straßen von Fenster zu Fenster gezogen, und die blau-weißen Fahnen und Wimpel des vergötterten Fußballklubs schaukeln lustig im Wind. 
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... fußballverrückt ...
Fußball - Neapel ist Endspiel. Täglich. Die Stadt ist in den Augenblick verliebt und fußballverrückt wie kaum eine andere italienische Stadt. Und das will was heißen. Der Verein SSC Napoli ist eng mit dem argentinischen Weltmeisterspieler Diego Maradona verbunden, der hier von 1984 bis 1991 aktiv war. Aus dieser Zeit resultieren die ersten beiden der drei Meistertitel des Klubs, sowie der Gewinn des UEFA-Pokals. Seit dem Tod des Fußballgottes im Jahre 2020 trägt die Spielstätte des Vereins den Namen „Stadio Diego Armando Maradona“. An Heimspieltagen gleicht die Stadt einem Hexenkessel, an „fußball-freien“ Tagen ist mindestens so viel los. Neapel hat ein  riesiges hellblau-weißes Herz, das einem Fußball-Laberl gleicht.
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Fußballgott
Stufen - Rund zweihundert Treppen winden sich hügelauf und hügelab. Geschäftig wie die Ameisen laufen die Neapolitaner hinauf und hinunter, bepackt wie die Maultiere, ausgelassen schnatternd, an jeder Ecke einen Vino Rosso oder einen Espresso kippend, ein Pläuschchen hier und da und weiter geht’s, immer den höchsten Punkt im Visier, immer zu Späßen aufgelegt, über Wetter und Lotto lamentierend, schimpfend und stöhnend, zankend und scherzend.  
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Stadt der schönen Gassen und der Stufen
Häuser - Kaum wo habe ich so verschiedenartige Stadtbilder serviert bekommen, wie in der Stadt am Rande des Vulkans. Jugendstil, Bauhaus, Klassizistisch oder Renaissance. Ob verfallen oder herausgeputzt, markig oder ruinös – sogar die Stadtarchitektur spielt verrückt und turnt an der Grenze von geschmacklos bis grandios – und gar die Hinterhöfe! 
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Neapels vielfältige Architektur
Kunst - Neapel ist ein einziges Kunstwerk. Das beginnt und endet … in der U-Bahn: „Duomo“ oder „Piazza Dante“, „Cavour“, „Toledo“ oder „Garibaldi“. Von achtzehn U-Bahnhöfen sind immerhin elf ausgewiesene Museen. Aussteigen, bewundern, Rolltreppe rauf, Rolltreppe runter und – weiterfahren. Mit dem Preis eines Tickets kann man einen Tag lang moderne Kunst bewundern: mehr als zweihundert Kunstwerke von insgesamt hundert zeitgenössischen Künstlern stehen im Angebot. Günstiger ist Kunst und Architektur nirgendwo zu bewundern. Die Station „Toledo“ wurde vom spanischen Architekten und Designer Oscar Tusquets gestaltet - der staunende Passagier findet sich am tiefblauen Meeresgrund wieder. In der Station „Dante“ gibt es neben einem dreißig Meter langen Mosaik des italienischen Malers Nicola de Maria, eine ebenso monumentale Arte Povera Arbeit „Gefesselte Schuhe“, in der Station „Universita“ eine knallbunte Rockabilly-Zuckerlwelt… 
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Die Stadt der Kunst, zB in den U-Bahnstationen.
Piazza Plebescito - Früher war’s ein Parkplatz, in den 1990ern besann man sich seiner Geschichte und schuf, ganz in der Nähe zum Castel Nuovo einen der großzügigsten und spektakulärsten Plätze der Welt - der ein geheimnisvolles Spiel bereit hält: Man verbinde sich die Augen und versuche von der Mitte des Platzes aus in gerader Linie zwischen den beiden Reiterstauen auf den monumentalen Marmor-Säulengang der „Chiesa San Francesco di Paola“ zuzugehen. Nicht wundern, das ansteigende Straßenniveau verhindert jeden diesbezüglichen Versuch: Man endet dort, wo man nicht hinwollte: Genau auf der anderen Seite, vor dem „Palazzo Reale“.
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Piazza Plebiscito
Altäre - Nur in Rom gibt es mehr Kirchen als zu Füßen des Vesuvs. Religion, wohin man blickt. Vielleicht auch weil es ständig etwas zu erbitten gilt: Schutz und das Bewahren vor der nächsten Katastrophe. Das letzte große Beben ist ja erst achtzig Jahre her. Altäre gibt es in Neapel an jeder Straßenecke, nicht nur die für den argentinischen Fußballgott. Auch der sehr reale Gott des Kleinen Mannes will angebetet werden. Daneben auch noch der der Automobile …
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Stadt der Altäre ...
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... und Prozessionen.
Untere Stadt - Im Tuffgestein, tief unterhalb der Stadt, verbirgt sich eine andere Welt - die der neapolitanischen Unterwelt, und die hat ausnahmsweise nichts mit der Mafia zu tun, eher schon mit dem weitverzweigten Tunnel- und Hohlraumsystem des antiken Neapels. Unzählige Einstiege in die andere Welt der Stadt führen in das weit verzweigte Netz des Untergrunds. Etwa zwei Drittel der Altstadt sind unterhöhlt. Die Reise führt durch Tunneladern und ausgetrockneten Kanälen, vorbei an Brunnenschächten und Zisternen. Unter der Kirche San Lorenzo Maggiore ist ein Einstieg. Als Platzängstler wähle ich dieses Tunnelsystem, es ist komfortabel, einigermaßen geräumig, dennoch eindrucksvoll genug. Die Unterwelt führt in die verschiedensten sozialen Bereiche der Stadtgeschichte: Straßen, Häuser, Wohnungen, Kreuzgänge und Marktplätze. Man wandelt auf Jahrtausende alten Pfaden kreuz und quer durch die Antike.
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Die untere Stadt
Essen - Pizza Margerita – Spagetti Frutta di Mare – Süßspeise Taralli – Blätterteig Vesuv – Cuopo fritto auf der Piazza Pignasecca (frittierte Calamari, Kroketten, Sardinen)
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Pizza Margerita - Pasta Frutta die Mare - Süßspeise Taralli - Blätterteig Vesuv
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lululandd · 11 months
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being könig’s significant other would include:
ngl this one made me kinda emotional
♡ hiking.
könig’s true home that he loves going back to is the one by the mountains. yes he has a large apartment in germany for convenience but his heart is always in that old house in austria where he grew up. the one in the mountains where not even google maps reach, where the road to his house is half hidden by a large bush. if he comes home during summer he will wake you up before dawn and hurry you up the mountain to watch the sunrise together. sometimes if you’re too sleepy he will carry you on his back on in his arms so you two can make it. summer sunrises are his favourite and you almost always spend the summers and autumns in his childhood home.
♡ his grandmother.
the file in the nursing home says she’s ninety five but from the dates in the pictures könig has shown you shes way above a hundred. and you can see why people believe her words. she is indeed old but she has way more life than the other people staying there. you asked him one day why does she stay in the nursing home instead of his house and he said thats where she wants to to because all her friends are there. könig asks for time off work every autumn to spend time with her. (youd think hed be way more lenient with catching sunrise during hikes because shes there but lmao the old woman nudges you with her cane so youd wake up faster. he gets the hiking gene from her apparently.)
♡ hunting.
because kortac doesnt let him be a sniper, he picks up hunting to scratch the itch. still very bitter because he knows he’s at least a sharpshooter, and expert with more training. mans has more knives in his basement than you have in the kitchen and can skin any animal with scary efficiency. he would share some game with the neighbours and come home with whatever they have. honey, fruits, or other types of game that they caught.
♡ handholding.
he is extremely clingy, and would just hold your hand no matter the occassion. sometimes pouts when you need both hands to do something. one day you squeezed his hand to show extra love and he squeezed back. so you squeeze his hand harder to show more love. so he squeezed even harder and you would end up in tears at the end from all the laughing. he would love to just do more than handholding out in public but he doesnt want bad rumours to surround you so he keeps the PDA to a minimum. the old couples around town secretly waits for you two to get married.
♡ so many plants.
he has so many plant babies that he babytalks when he gets home. when you wanted to prank him with the “creating a harsh and traumatising environment so my plant can grow big and strong just like my parents did for me” he gasped so loudly because he didnt think you know about plants!! and how this is good for them!!
♡ der tatortreiniger (the crimescene cleaner)
he cringes at the awkwardness, gets secondhand embarrassment from the interactions, and groans at how schotty’s unprofessionalism mirrors his own sometimes but loves the conversation happening throughout the series and the friendships he built along the way. mans comfort show tbh, knows lots of trivias about the show. watched it so many times he recognises the extras if they appear in another show.
♡ knitted sweaters.
just like ghost, he chooses comfort over everything else but prefers knitted sweaters over hoodies. buys local or from small businesses. he knows they use better quality yarn and takes extra care of them in the making. if you can knit? better. if you start learning knitting???? for him????? he’ll cry you a sweater of tears.
♡ bunnies.
gigantic bunnies. those flemish giant rabbits that can be as big as a sheltie. one of his uncles saw his growth spurt and just gave him one when he was young. two peas in a pod immediately. inseparable. he was heartbroken when he had to leave the little thing to join the military. even more heartbroken when he came home one day and his bunny wasn’t there anymore. he picked up a giant bunny again when he sees you cooing at some normal sized rabbits at the fair, and now you are three peas in a pod. the bunny would run towards the front door and then flop on its side the moment könig comes home.
♡ ointments.
mans old. come on now. he might be your little meow meow but dudes aging. bones not crackalackin yet because of all the excercise he gets. but he old. at least one joint has to be fucked up because hes always the first one to come into a contested room. on bad days, usually when its cold or when it’s raining you can see the discomfort on his face and you get the ointment for his broken joint. sometimes you sing a little while doing it to lift his spirits and boy it does. would pick you up and spin you around immediately after you set the ointment down. you’re his light, and he loves to see that light shine.
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michameinmicha · 3 years
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every time i watch s1e4 of tatortreiniger i fall completely in love with rebecca all over again
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iamidentical · 3 years
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I was tagged by @birdylion to list my 5 comfort tv shows. Thank you!
1. Der Tatortreiniger
German show that my family found at the local library (in a city somewhere in Canada). Set in Hamburg, which is great because my parents are from the area. Schotty is the best. He gets into the most bizarre situations but it's always so heartwarming somehow.
2. Trickster
Produced by the CBC here in Canada, about a Heiltsuk teenager named Jared from Kitimat whose bio dad comes back into his life and is revealed to be a trickster. Lots of other interesting stuff, including my favourite character Sarah (what a queen). It also has an absolutely banging soundtrack. If you're in Canada, watch it! If you're American, it's coming to the CW in January. If you're from somewhere else... idk, VPN? It's based on a book series, which I haven't read yet, but I intend to rectify that situation immediately.
3. Murdoch Mysteries
Another Canadian show, coming up on its 14th season. It's set in Toronto around the turn of the 20th century and basically you end up wondering how any city can handle so many murders in just one area. It makes for fun tv, though. All hail Dr. Julia Ogden. I started watching it with my friend in early April and it has a special place in my heart. (He's such a William lol.)
4. The Great British Bake Off
Do I need to explain? (It's called the Baking Show in Canada like in America, but Bake Off just has more flair, in my humble opinion.)
5. Das Boot (2018-)
Not the famous movie, but the tv show that I ended up watching because it was free on CBC Gem. It's not actually comforting at all—there's way too much gratuitous violence against women and, ahem, Nazis for that—but for some reason I latched onto it, probably because I could practice my German and French. I totally entertained my sister while watching this by stopping and randomly telling her which characters had just died. (Simone deserved better, Margot deserved better, Nathalie deserved better, I hope this show improves in season 3 in regards to its female characters because otherwise I will write to Bavaria Fiction or Sky or whoever makes these decisions in my so-so second-generation 10-goddamn-years-of-German-school German myself. Anyway.)
There you go!
Tagging @darkforestroads , @ohthoumylovelyboy, @maple-writes, @thebloodstainedquill, @my-darling-boy if any of you would like to do it!
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aph-australia · 5 years
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so i’m trying to do some research on my knife fish cause apparently the workers at the specialty aquarium shop I got him at knew nothing and told me he was a different species altogether, and literally all I know at this point is that he is a sternarchella schotti that will grow to 15 inches and is harmless to humans. i’ve had this boy for 6 months, in a 75 gallon
he’s taken a few bites out of my danios so he’s going to my amazon tank now. the trick will be catching the bastard
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junker-town · 5 years
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Russell Wilson is so damn good
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Russell Wilson has never needed attention to be one of the best quarterbacks in the NFL.
Russell Wilson still surprises people, which is weird. Seems this charade has gone on long enough, the thing where we all rhetorically pat his head and reserve all of our superlatives so we can yell AARON RODGERS IS FREAKIN’ INSANE or LOLOL TOM BRADY for the umpteenth time.
Anyway, on Sunday, Wilson’s headset went out, so he called the whole damn offense himself.
Russell Wilson lost connection with the coaches, so he started calling the plays and led them to a TD drive (via @thecheckdown)pic.twitter.com/IVZtmzCULk
— NFL on ESPN (@ESPNNFL) October 14, 2019
Leaning on his mix of intelligence and guile, Wilson led the Seahawks down the field 58 yards as quarterback and offensive coordinator (the first play may have been Brian Schottenheimer’s call, but that’s it) for a touchdown. After an initial 3-yard gain, the Seahawks needed just three plays to get within the Browns’ 10-yard line, and four more plays for Wilson to cap the drive with a 6-yard touchdown pass.
On that play, Wilson stymied the Browns’ the pass rush with some subtle shimmying, and found a wide open Jaron Brown:
JARON BROWN FOR 6️⃣, AGAIN! #GoHawks x #SEAvsCLE pic.twitter.com/PdHY9jLWMs
— Seattle Seahawks (@Seahawks) October 13, 2019
Not only did Wilson make the most of a bad situation, his play raised the idea that the Seahawks should have been been letting him call the plays all long. Excising the possibly Schottenheimer-called first play of the drive, Wilson’s play calls averaged 7.85 yards per play compared to Schotty’s 6.07 yards per play. (Is this a grossly unfair comparison based on a miniscule sample size? Tough, it’s my blog).
The drive was yet another example of the ways in which Wilson holds teams together. Maybe you already knew that from the last several years of watching Wilson keep the Seahawks above water behind one of the worst offensive lines in the NFL and an unimaginative offense, but that fact has emerged in stark relief now that Wilson is surrounded by competency.
The result is an MVP-caliber season. Wilson has been simultaneously the league’s most efficient quarterback (14 touchdowns, zero interceptions, 72.5 percent completion) and one of its most explosive playmakers (12.4 yards per completion, 4.2 yards per carry). He has alternately been a steady offensive shepherd, and a conjurer of the unfathomable when “steady” won’t do.
i was 80% sure Russell Wilson was just throwing this ball away pic.twitter.com/K7UBNqmNPI
— Christian D'Andrea (@TrainIsland) October 4, 2019
Wilson’s even hand in crisis situations is refreshing during an age when it seems as if quarterbacks need to be coddled and incubated and pristinely maintained or else shatter like Fabergé eggs. What separates Wilson from almost everyone in the league this season is everything that doesn’t need to be asked of him.
Going back to when he was named first-team All-ACC as a redshirt freshman at NC State, then a few years later when he transferred to Wisconsin and picked up the offense over a summer, Wilson has demonstrated a fluency in football unmatched by — well, maybe no one. Ever. According to Field Gulls, you can pick out nearly any quarterback stat and Wilson is at or near the top of the all-time list. Only Aaron Rodgers has a better all-time passer rating. Only Steve Young and Kurt Warner have more yards per attempt. No one has thrown a higher percentage of his passes for touchdowns.
Wilson shouldn’t have had to fend for himself like he has the last several years, and yes that includes the minor will-they-won’t-they saga before the Seahawks signed Wilson to the richest annual salary in NFL history. Not that Wilson has ever made much fuss, and maybe it’s that low level of necessary maintenance that made him underestimated. A man who’s good at keeping quiet also won’t be the one to tell you what a virtue that is.
But what shouldn’t go unappreciated is the ability of people like Wilson to follow the gameplan, or to improvise entirely, always right on time, and never have to ask, or be told, or be taken over by pride, or anxiety, or any number of human afflictions that apply multiply to NFL quarterbacks. An ability to kill without a word.
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Chaos. Leben. Überleben
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Im Anflug auf Neapel
Neapel – Das pure Leben
Anlässlich des 100. Geburtstages des US-Schauspielers Marlon Brando am 3. April 2024, der als „Don Vito Corleone“ in Francis Ford Coppolas, dreifach mit dem Oscar ausgezeichneten Meisterwerk „The Godfather“ (Der Pate) eine seiner Lebensrollen verkörperte, möchte ich von einer lebendigsten Hauptstädte Europas berichten, die alles andere, nur keine Hauptstadt ist – obwohl, so sicher bin ich mir da gar nicht. Denn in Sachen Lebensfreude, Herzlichkeit und Genuss läuft sie der etwas mehr als zweihundert Kilometer entfernt gelegenen ewigen Stadt Rom zweifellos den Rang ab. Neapel ist Italien, und Italien ist Neapel. 
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Piazza Pignasecca
Ohne Chaos, kein Leben. Seit Jahrhunderten bringen Philosophen die beiden Begriffe in Kongruenz, vielleicht auch nur, um die Unzulänglichkeit menschlichen Strebens in ein beschönigendes Licht zu setzen. Die Begriffsverwandtschaft freilich ist in dieser Stadt mehr als offensichtlich, und kaum dass der Reisende seine ersten, zaghaften Schritte in jene vor Lust und Leidenschaft überbordende Stadt setzt, die seit je her als Synonym südländischer Lebensfreude gilt, ist und bleibt man von ihr gefangen. Und wenn erst die abendlich-goldenen Sonnenstrahlen den Lungomare vor dem Castell Uovo in ein brodelndes, vibrierendes Ganzes verwandeln - längstens dann gleicht er einem, über die schroffen Abhänge des nahegelegenen Vesuvs sich ergießenden Magmastrom. Dann kocht das Temperament des Neapolitaners hoch und eine Urgewalt an Sinnlichkeit erfasst die Stadt zwischen Via Toledo, Via Chiaia und der Spaccanapoli, die wie pulsierende Lebenslinien die Straßen der Innenstadt durchschneiden.
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In den Gassen
Dazwischen jede Menge Gassen und Gässchen, Piazzas und Piazettas, auf denen Kinder spielen, Großmütter vor den Häusern hocken, Vespa-Fahrer hupen, Fußballfans Schlachtengesänge grölen, und Verkehrspolizisten mit ihren Trillerpfeifen den Verkehr zu regeln versuchen. Dann verwandeln sich Gehsteige in Schanigärten, die Kellner hasten pizzabeladen von drinnen nach draußen, von Tisch zu Tisch, Millionen von Jugendlichen nagen einander auf Parkbänken und in Hauseingängen ihre pubertären Gesichter ab, während die Touristen endlose Schlangen vor den Eisdielen bilden, alte Männer säckeweise Muscheln, Gamberetti und anderes Meeresgetier von den Fisch-Ständen nach Hause schleppen, indes die Mamas Wäscheleinen quer über die Gassen ziehen und die Väter die Losstände plündern, um sich ihren Wettverlust gleich darauf in der nächsten Bar schön zu saufen.
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Il Cornicello
Napoli for ever! Wer das Leben trinken, dem Tod ein Schnippchen und das Glück lauthals begrüßen will, muss in genau diese Stadt reisen. Und wenn auch nur für ein paar Tage. Die aber, versprochen, haben es in sich! 
Castel Sant‘ Elmo - Von hier aus hat man den besten Überblick über Meer, Vesuv und die unendliche Stadt. Wer’s bequem machen will, der fährt mit der „Funiculare“, der Zahnradbahn, bergaufwärts, hinunter geht es dann über gefühlt tausende Stufen zurück ins Getümmel des Häusermeeres.
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Castel Sant' Elmo
Über die Via Toledo zum Piazza Dante und zur Piazza Pignasecca – Die überfüllte quirlige Straße führt zu zwei der hübschesten Hotspots urbanen Lebens: Lokale, Shops und jede Menge Märkte.
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Capella San Severo
Capella San Severo - Wer ein einzigartiges Kunstwerk innerhalb einer betörend schönen Museums-Kapelle erleben will, der muss hier hin: In der Mitte des Raumes ist das Kunstwerk Giuseppe Sanmartinos „Der verhüllte Jesus“ aufgebaut. Staunen und Wundern!
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Der verhüllte Jesus von Giuseppe Sanmartinos
Via San Gregorio Armeno - Wer Wahnsinn pur erleben will, dem sei das schmale Gässchen anempfohlen: Hier findet man den personifizierten Weihnachtsrausch: Figuren, Puppen, Krippen - chinesisches Fließband und neapolitanisch Handgemachtes. Die satirischen Krippenfiguren huldigen Politikern, Promis, Päpsten und Fußballstars aus aller Welt. 
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Weihnachten im Sommer und dazu Promis, Promis, Promis als Krippeninventar ...
Monastero di Santa Chiara - Eine Insel der Ruhe ist der zauberhafte Kreuzgang des Klosters Santa Chiara. Ein Farbenmeer strahlender Majolika-Kunst, ein gepflegter, südländischer Garten, und zwischendurch huschen Mönche über die Wege: Neapel bietet auch Muße und Ruhe.
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Monasterio die Santa Chiara, Majolika und Mönchleins und die Muße der Stadt
Galleria Umberto I - Gleich gegenüber dem ältesten und glänzendsten Theater Italiens, dem „Teatro San Carlo“, befindet sich die mondäne und wohl spektakulärste Shopping-Mall Neapels, die „Galleria Umberto I“. 
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Galleria Umberto I
Castell dell‘ Ovo - Vor dem Lungomare, der prächtigen Flaniermeile Neapels, erhebt sich eine sagenumwobene Tuffstein-Burg, ein wahrer Eye-Catcher, besonders in der blauen Stunde der orangeroten Abendsonnenstrahlen. Das Gebäude sieht aus wie ein Film-Set: Unwirklich, monströs, absichtsvoll. Das Kastell wurde ursprünglich als Überbau einer Kirche errichtet, die auf den Überresten einer Villa des Lukull thronte. Am Verrücktesten aber ist, was sich tief unterhalb befand: Das Ei des Vergil! Es lag in einer Karaffe, die tief im Verlies der Burg in einem kleinen Käfig von der Decke baumelte. Solange das Ei ganz blieb, so die Legende, blieb auch die Stadt unversehrt. Die Neapolitaner glaubten daran, bis heute -  warum auch nicht wir, die hunderttausend Touristen, die abends über den Ufer-Highway spazieren und ihr ‚unversehrtes‘ Leben genießen.
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Castel dell'Ovo
Il Duomo - Auch im prächtigen Dom zu Neapel tut sich Wunderbares: Dreimal pro Jahr wird das Blut des verehrungswürdigen Märtyrers und Stadtheiligen, das in einer silbernen Ampulle im Safe der Kirche lagert, hervorgeholt und zum Hochaltar von „San Gennaro“ getragen. Der Kardinal hält jenes wundertätige Behältnis hoch und vor den staunenden Augen der Gläubigen verflüssigt sich das gestockte Blut des Heiligen. Wenn das geschieht, hat die Stadt nichts zu befürchten. Das Gegenteil könnte verheerend sein: Ein Ausbruch des Vesuvs, ein Krieg, ein Erdbeben. Also geht ein befreiendes Raunen durch die Stadt und die Neapolitaner sind beruhigt - bis zum nächsten Stichtag.
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Il Duomo
Dass das „Blutwunder von St. Gennaro“ längst wissenschaftlich er- und geklärt ist, tut der Gutgläubigkeit des Volkes keinen Abbruch. Hier will man an Wunder erfüllt sehen, ob Eier, Blut oder die kleine, geschwungene Paprikaschote „Cornicello“, die gegen den „bösen Blick“ schützt – im Angesicht des Vesuvs, des ewig drohenden Symbols von Verderben und Untergangs, braucht man Übernatürliches. Und wenn es nichts nützt, schaden tut es gewiss nicht…  
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Das Blutwunder
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theloniousbach · 7 years
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KDHX, “Music from the Hills,” 25 June 2017 (Danish Music)
I like to do a Scandinavian show every summer as a respite from the heat of St. Louis.  Today as 84 F with shockingly low humidity, so it wasn’t quite as needed.  Still, it’s a nice style of music and over the years, I’ve been interested in parsing Swedish (my entry point), Finnish, Norwegian, and Danish.  The last is not as prevalent but quite charming in its different voicing; it is very Scandinavian and yet softer, if you will.  I have a treasured sampler which I relied on heavily (and could use with impunity as it provided explanation of the root albums).
I liked starting with Donningens Livstykke’s “Norsk Schottis” as it was Danes doing what Norwegians think Scottish music should sound like.  DL were a Danish version of Fairport Convention/Steeleye Span, doing traditional grounded folk rock.  Trolska Polska has a similar vibe.I also relied on Phonix who were my entry into the music years and years ago.  They were one of several bands, Morild and UJC Quintet, which were freer or at least jazzier with the tradition.
And, in their own way, the Danish String Quartet took the tradition in yet another direction.But there was plenty of straight up fiddle music too.
Here’s the playlist:
04:02PM-04:06PM (4:11) Dronningens Livstykke “Norsk Schottis” from Dronningens Livstykke 1976-1984 (1990) on Pan
04:07PM-04:10PM (3:00) Carsten Kjaer “Oles sidste autobil” from Pa roven igen on Pale Moon Records
04:10PM-04:13PM (3:07) Troska Polska “Sinkdausen” from moss on GO' Danish Folk Music
04:13PM-04:18PM (5:10) Danish String Quartet “Ye Honest Bridal Couple” from Wood Works (2004) on da Capo
04:20PM-04:25PM (4:24) Kvasir “Brudestykkerne” from Nye Sko on GO Danish Folk Music
04:25PM-04:30PM (5:13) Phonix “Liden Ingeborg” from Pigen & Drengen on Go'
04:30PM-04:35PM (4:37) Baltinget “Kaptaine Bille og Jordomsejlingen” from CLASSIC (2003) on GO' Danish Folk Music
04:35PM-04:38PM (3:31) UJC Quintet “Beriden/Rigadon” from Masquerade on Cope Records
04:40PM-04:44PM (3:27) Afeginn “Masterplan” from Tivoli invaliid on Rune Koefoed
04:44PM-04:48PM (4:23) Dronnigens Lyvstykke “Sigurd fafnersbane” from Dronningens Livstykke 1976-1984 on Pan
04:48PM-04:52PM (4:28) Kvasir “Flot Middag” from Nye Sko on GO Danish Folk Music
04:52PM-04:57PM (4:51) Zar “Kaerligedstraet” from Tusind Tanker on Tame Records
04:57PM-04:59PM (2:07) Rasmus “Nattergalen” from Rasmus Storm #2 on Nattergal
05:01PM-05:05PM (4:27) deFries & D Beck “Osterbo Kontra/Kontra” from Balance on Gettin' Bal
05:05PM-05:10PM (4:23) Danish String Quartet “Easter Sunday/Polska After Rasmus Storm” from Wood Works (2004) on da Capo
05:10PM-05:14PM (4:14) Kvasir “Totur & Tretur / Reel” from Nye Sko on GO Danish Folk Music
05:14PM-05:19PM (5:21) Morild “Irmelin Rose” from Drømte Mig En Drøm on GO Danish Folk Music
05:21PM-05:25PM (4:06) Haugaard & Høirup “Middag I Haven” from Gæstebud/Feast on 0645 GO Danish Folk Music via Digidi.org
05:25PM-05:31PM (6:20) Trolska Polska “Nyføding” from Moss (2014) on Go
05:31PM-05:35PM (3:40) Anders Roland & Finn Olafsson “Egetræet” from DUO (2003) on Olafssongs
05:35PM-05:39PM (4:20) Phonix “Dronning Dagmar” from Pigen & Drengen on Go'
05:40PM-05:45PM (4:30) Danish String Quartet “Five Sheep, Four Goats” from Wood Works (2004) on da Capo
05:45PM-05:48PM (3:03) Truppo Trotto “Svanen og Liljen” from Manemaelk on Terra Magica
05:48PM-05:54PM (5:41) Phonix “De 7 Brodre” from Pigen & Drengen on Go'
05:54PM-05:59PM (5:13) Dronnigens Livstykke “Niels Ebbesen” from Dronningens Livstykke 1976-1984 on Pan
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ds4design · 7 years
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The 12 Best IKEA Products Every Renter Should Know About — Apartment Therapy
Two monumental things happened to me in June 2008: my son was born and an IKEA opened a mile from my apartment. Any New Yorker who's stood in line in the bowels of Port Authority to take the shuttle bus back and forth to the Elizabeth, NJ IKEA will understand that these events were nearly on par with each other. I'm a lifelong renter and IKEA products have come to the rescue for many of my rental conundrums over the years. Here are, in my opinion, the most renter-friendly IKEA products out there to know about.
SCHOTTIS shades are an easy and cheap way to get your windows covered fast. They're great for privacy when you've just moved into a new place or, like me, you're taking your sweet, sweet time deciding on more permanent window coverings. The shades attach with an adhesive strip so you don't have to drill into the wall. You can cut them to size to fit windows 35.5" or less. IKEA has just come out with a similar shade in blue called SOMMAR.
One of the most challenging renter woes, and one I've faced in my last few apartments, is the lack of closet space. I've lived in apartments with tiny closets as well as one with only a small broom closet, but no bedroom closets. Each time I've ameliorated the problem with PAX wardrobes. They're large and highly customizable both in function and look. Depending on the options you choose they can be expensive so you'll want to really think through what you need. Since the PAX wardrobes are so large and heavy, I'd only recommend them if you're planning on staying put a few years. Check out some of the smaller, lighter (and cheaper) wardrobe options if you tend toward a more transitory life.
If a PAX isn't what you're looking for to solve your small or no-closet situation, take a look at the ALGOT system. Part of the system is wall-mounted, if you're allowed to screw into your walls and is super customizable — check out the version Apartment Therapist Nancy created in her small NYC studio. If you prefer (or your landlord prefers) something freestanding, there's a plethora of frame and basket options. The tall ones with hanging options will still need to be secured to the wall, but require far fewer holes than wall-mounted options, but the shorter ones (like shown above) are truly freestanding.
New to the 2017 IKEA catalog is another closet system called ELVARLI — slightly more expensive (and slightly more attractive, in my opinion) than the ALGOT — but perhaps not as useful to renters as it must be either secured to the wall or the ceiling. (But worth checking out if screws in the walls are ok in your rental.)
GARNES
Over-the-Door Mirror, $39.99
(Image credit: IKEA)
Forget worrying about mounting a full-length mirror or, worse, standing on the toilet to try seeing your outfit in the bathroom mirror. The GARNES hooks over any door and can be taken to your next apartment. There is also a shorter version with hooks for $10 less. Other renter-friendly options for a full-length mirror, are the standing KARMSUND or IKORNNES floor mirrors or the KNAPPER OR ISFJORDEN which also have a hanging bar behind for clothing.
For renters with bare bones bathrooms, the STUGVIK series — intended for use on tile or glass — uses strong suction to attach to walls and can really beef up the storage opportunities in a bathroom with a hanging rail, hooks and bins as well as accessories like a mirror, soap holder and toilet paper holder. Similarly, the IMMELN series also uses suction and includes hooks, shower baskets and a mirror.
Also with a lot of potential for the bathroom, these plastic hangers can be fastened to the wall with screws or renter-friendly, self-adhesive tape. The colors are on the juvenile side, but I'd love to see someone paint them for a more mature look.
RUNNEN
floor decking, $19.99/9 sq. ft. (or $29.99 for a wood version)
(Image credit: IKEA)
RUNNEN floor decking offers an affordable and no-skills-required option for enhancing outdoor space in a non-permanent way. The plastic tiles snap together to fit your space. I've even seen them used indoors in bathrooms and mudrooms.
Although you'll find more selection at other places (like Etsy), IKEA has started to offer a small range of removable wall stickers to decorate rental walls without a single nail. Shown above are the KLÄTTA wall collage frames.
The BLÅVIK LED lamp comes in blue, red or white and can be mounted using suction, a self-adhesive backing or, if it's okay with your landlord, screws. For a few dollars more, there's a version with a built-in mirror.
Don't think you can't have an organized entryway if you can't nail hooks into the wall. IKEA has several standing coat racks, my favorite being the powder-coated steel Hemnes with hooks on two levels and adjustable feet in case, like every rental I've ever lived in, your floors are slightly uneven.
Renters with a pedestal sink (especially with exposed plumbing) may lament a lack of undersink storage. If this is you — try two RAGRUND sink shelves pushed together to fit around your plumbing and, voila!, instant storage. If you have space for a chair, the RAGRUND chair's high back serves as a towel rack — one less screw in the wall. Another hole-less towel rack solution is the standing GRUNDTAL towel rack.
Rentals are notorious for having poor or harsh overhead lighting. Floor and table lamps can go a long way to remedy this, but a sconce-like lamp, like the
RANARP
is handy to have in your arsenal, too. It can attach to the wall with screws or used wherever you like when clamped onto a surface. Another clamp-on lighting option is the smaller
JANSJÖ
, perfect as an accent light for showcasing art or books.
What have I missed? What's your favorite, renter-friendly IKEA product?
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schottisreisetagebuch · 9 months
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Knopfkönig
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So begann es ...
Perlmutt Manufaktur, Felling 37, 2092 Felling
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Hardegg, die kleinste Stadt Österreichs
Unweit von Hardegg, der kleinsten aller nur denkbaren Städte, rollere ich hügelauf, hügelab, vorbei an Feldern und Wäldern in die, hinter sieben Hügeln verborgene Katastralgemeinde Felling. Für Reisende birgt ein Ritt, vorbei an Steckrüben, Erdäpfelkeimlingen und Kukuruzstengeln so manch Entdeckenswertes. Im Niemandsland des ��stlichen Wald- und westlichen Weinviertels und versteckt sich ein Handwerksbetrieb, der seinesgleichen sucht - einfach weil es Ähnliches europaweit kaum noch gibt. Die Familie Mattejka verarbeitet ein ebenso seltenes, wie kapriziöses Rohmaterial: Die Innenfläche von Molluskenschalen, im speziellen Fall jene von Perlmuscheln, Kreiselschnecken, Turban- oder Rundmundschnecken, sowie Seeohren. Wie kommt das, fragt der Neugierige und der Connaisseur schürzt die Lippe, denn die Antwort ist simpel: Wie wir wissen, besteht der fleischige Körper dieser Weichtiere, die mit ihren über hundertdreißigtausend verschiedenen Arten die zweitgrößte zoologische Tiergruppe darstellt, aus vier Abschnitten: Kopf, breiter Fuß, Eingeweidesack und Atemhöhle, jener Raum der zwischen der weichen, drüsenreichen Körperoberfläche und dem als Schutz dienenden Außenpanzer liegt. Dieser „Schutzmantel“ besteht aus Calciumcarbonat, die Innenseite ziert ein irisierendes Verbundmaterial, dessen Form und Farbe sich nach Spezies und geographischer Herkunft der Trägerin richtet und das seit über hundert Jahren den Lebensmittelpunkt der Familie Mattejka darstellt: Perlmutt. 
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Ritterburg Hardegg
Der Herr über jährlich eineinhalb Millionen eigenhändig fabrizierter Perlmutthemdknöpfe repräsentiert die fünfte Generation des Hauses. Der Mann steht in der Türe. Der Zeitpunkt meines Besuches ist gut gewählt: Gerade eben gibt‘s Betriebsferien, die Maschinen stehen still und die Manufaktur liegt im Dornröschenschlaf. 
In letzter Zeit wurde hier viel renoviert. Über den Außenbereich mit Besucher-Lounge und Kinderspielplatz wacht der größte Knopf der Weinviertels, falsch, der Welt. „Wo sieht man das sonst noch?“ Die Frage ist rhetorisch gemeint, dennoch sieht mich der Chef des Hauses verwundert an, ich antworte mir vorsichtshalber selbst:  „Nirgends.“ Jetzt erst reicht er mir die Hand, lacht und bittet mich ins Allerheiligste. Aufnahmeprüfung bestanden. 
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Thaya bei Hardegg
„Wir sind die Überlebenden einer langen Reihe von gleichartigen Betrieben“, sagt Herr Mattejka, “Vierhundert Menschen haben hier früher vom Knopfmachen gelebt. Heute sind wir die letzten.“ Ich sehe mich in der formidablen Schmuckboutique um. „Alles selbst gefertigt…“, sagt der Herr Chef „Den Schmuck macht in der Hauptsache meine Frau. Wir sind ein Familienbetrieb.“ 
Ich blicke mich um. Die Vitrinen sind vollgepackt mit Colliers und Clips, Broschen und Buttons. „Hier machen wir unsere Besucher glücklich. Dort drüben bereiten wir sie darauf vor.“ Er deutet hinüber zum Kinosaal, in dem man zu Beginn einer Betriebsführung alles über den edlen Rohstoff Perlmutt und dessen Verarbeitung erfährt. Die nebenan liegende Werkhalle dient sowohl als Ausstellung (eine zweihundertfünfzig Kilo schwere „Mördermuschel“ aus fernen Tiefseegewässern ist hier ebenso zu bewundern wie historische Stanzmaschinen und High-Tech-Maschinen), wie auch als Produktionsstätte. Hier kann man den Manufakteuren bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. Die Perlmuttwelt lebt. 
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Ausgangsmaterial
„Woher kommt das Material?“, frage ich und Herr Mattejka blickt mir tief in die Augen - ich scheine die Gretchenfrage gestellt zu haben. „Damals oder heute?“ „Ich sage: “Macht das einen Unterschied?“ Die Riesenmuschel öffnet ihr gewelltes Maul und droht mich zu verschlingen. Ich sitze in der Wissensfalle. Darauf scheint mein Perlmuttbeauftragter nur gewartet zu haben. „Als mein Urururgroßvater die Firma gegründet hat, waren die Thaya und die March bis zum Rand voll mit Süßwassermuscheln. Die Kinder haben sie gebrockt, und die Erwachsenen in die Fabriken geschleppt. Bis zu acht Tonnen Material pro Jahr wurde aus dem klaren Wasser gefischt. An der Innenseite der Schalen: pures Perlmutt! Hardegg boomte. In jeder Beziehung. Besonders in der heißen Jahreszeit boten Flüsse und Bäche des heutigen Nationalparks Thayatal Erholung „comme il faut“. Sommerfrischler reisten an, und die Hotels und Strandbäder platzten aus allen Nähten. Die Landlust der Städter wurde hier mehr als nur befriedigt. Siebenundzwanzigtausend Übernachtungen pro Saison sprechen eine deutliche Sprache. 
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Maschinen, einst wie früher
Wir haben inzwischen in der Küche Platz genommen, Herr Mattejka serviert heißen Kaffee. „Heute sind die Gewässer leer.“ „Leer gefischt?“, frage ich. Er schüttelt den Kopf: „Jenseits der Grenze, in Vranov, im heutigen Tschechien, haben sie in den 1930ern ein Kraftwerk gebaut, nebst Stausee. Die Folge war, dass sich das Wasser in der Thaya verändert hat, es wurde kalt und immer kälter. Das vertrieb erstmal die Muscheln, später die Urlauber. Wer will schon im Eiswasser schwimmen? Beide kamen nie mehr wieder. Bis heute nicht.“ „Wo finden sie die Muscheln heute?“, frage ich. „In Indonesien, Australien und Neuseeland.“ „Teuer“, sage ich. „Teuer“, sagt er, „… aber was sollen wir machen? Die Mollusken brauchen mindestens dreizehn Jahre bis die Schalendicke stimmt. Wir stanzen ja mit zwei Millimeter, im Unterschied zu den Chinesen, die machen’s nur halb so dick. Folge: Die Knöpfe brechen leichter. Unsere Qualität ist unsere Chance.“ „Und wie kommen die Muscheln hierher?“, frage ich. „Gar nicht. Es kommen nur die Schalen. Das ist von der Artenschutzbehörde so festgelegt. Die Rohlinge sind bereits vorbereitet für den letzten Arbeitsgang, den Schliff der Rondelle und deren Durchbohrung.“ 
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In der Manufaktur
Heutzutage regiert der Plastikknopf. Was aber eine Manufaktur wie jene aus Felling ausmacht, ist Nachhaltigkeit und Qualität. Das spricht sich herum, und es macht sich bezahlt. Die Knöpfe werden weltweit exportiert. Herr Mattejka ist mitten im Thema. „Als ich drei Jahre alt war, ist meine Familie nach Wien übersiedelt, nach dem Bundesheer bin ich zurückgekommen. Mein Berufswunsch war Uhrmacher und während der Opa immer noch das Perlmutt von der Schale schnitt, um es zu verarbeiten, habe ich mich in der Uhren- und Schmuckbranche umgetan. Letztlich aber bin ich doch wieder beim Standbein gelandet. Der Knopf ist der Kopf, der Schmuck die Seele.“ 
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Knopfwelt
A propos. Perlmutt ist definitiv mehr als bloß ein schöner Rohstoff. Glaubt man Esoterikern, besitzt er heilende Wirkung auf Körper und Seele. Auf der Haut getragen löst er Konflikte, stärkt Selbstwertgefühl, verleiht Leichtigkeit und Gelassenheit, wirkt „anti-stressuell“ und - Perlmutt regeneriert Mundflora und Zahnfleisch, stützt den Knochenbau, kümmert sich um Verschleißerscheinungen, wie  Muskelverhärtungen, Rheuma oder Kiefergelenksentzündungen, er hilft beim Abtransport von Stoffwechselrückständen, lindert Kreuzschmerzen, wirkt sich positiv für Bandscheiben und Knorpel aus und bekämpft Ödeme in Beinen und Füßen. Wer bitte kann das von sich behaupten?
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Der Schmuck der Seele
Und nachdem ich eigentlich schon nicht mehr weiß, wie ich ohne das schillernde Wunderding bisher (über-) leben konnte, kommen wir zum Wesentlichen. Fotos liegen auf dem Tisch, worauf Grandioses zu sehen ist: Möbelintarsien, Armaturen, gefertigt für Yachten und Jets, dazu Schatullen, Orden, Münzen und Medaillons, ziseliert, geprägt und gefertigt aus - woraus schon - Perlmutt! Niemand anders als er selbst, Meister Mattejka hat dies alles in seiner Manufaktur geschaffen und das, liebe Freunde, das geht weit über das Stanzen und Aufbohren von Hemdknöpfen hinaus und ich wähne mich zurückversetzt um Jahrtausende, an den Hof des Ming-Kaisers und  Himmelssohnes Hong Wu, der mir die wertvollsten Stücke seiner Schatztruhe vorlegt, Schmuck und Zierrat, das kein Menschenauge je zu Gesicht bekam. Und ehe ich mich versehe, präsentiert mir der Knopfweltmeister auch noch eine fingernagelgroße Medaille, auf der zwei Kraniche unter Bäumen einen „Tanz im Mondlicht“ vollführen, eine Arbeit, die so aufregend schön ist, dass ich mich kaum getraue, sie zu betrachten. Ich geniere mich nicht zu sagen, dass mich die außergewöhnliche Fähigkeit meines Gastgebers tief berührt. 
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Perlmutterunterwasserwelt
Schönheit und Können gegenüber hat man sich als würdig zu erweisen. Ich war es zu Beginn meines Besuches nicht und in der Rückschau kann ich nur sagen, dass meine Anwesenheit im Perlmuttreich meine Hochachtung für die Vollkommenheit alten Handwerks einmal mehr bestätigt hat.
Draußen besteige ich den Roller. Der Perlmuttkünstler winkt. „Danke“, rufe ich. Ich weiß nicht, wie ich meinen Respekt anders ausdrücken soll und bevor ich Ungelenkes sage, beschränke ich mich aufs Wesentliche. Ich verabschiede mich und ziehe weiter, immer auf der Suche nach dem Ungewöhnlichen. 
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Muschelkunst
Heute, unweit von Hardegg, der kleinsten aller nur denkbaren Städte, hinter sieben Hügeln, verborgen zwischen Steckrüben, Erdäpfelkeimlingen und Kukuruzstengeln, im Niemandsland des östlichen Wald- und westlichen Weinviertels durfte ich es entdecken.                            
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schottisreisetagebuch · 5 months
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Der andere Raum
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Der andere Raum
Der Trauerredner Carl Achleitner, Maurer Friedhof, Friedensstraße 16, 1230 Wien
Also fahre ich hinaus nach Mauer, wo man im Sommer gerne ein Gläschen trinkt oder zwei und inmitten der hochgezogenen Weinreben der Buschenschenken hockt - dort wo die gute Laune zu Hause ist und das schnelle Vergessen. Heute aber, heute habe ich anderes vor. Friedensstraße heißt mein Ziel. Was für eine trostspendende Adresse für ein ummauertes Stück Land, in dem die Verstorbenen aus dem Süden Wiens ihre letzte Ruhe finden. Der Sechziger fährt von der Kennedy-Brücke geradewegs zum Totenort. Die vielbefahrene Brücke trug schon so manchen Namen, ihren aktuellen erhielt sie zum Angedenken an jenen jungen, charismatischen Präsidenten Amerikas, die Lichtgestalt der frühen Neunzehnsechziger Jahre, der in Wien die sowjetische ‚Kanonenkugel‘ Nikita Chruschtschow zu entschärfen versuchte. Im ‚Kalten Krieg‘ war das heiße Kuba zum Epizentrum des Gefahrenherdes geworden.
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Der Trauerredner
Am Samstag, den 23. November 1963, zwanzig Stunden nachdem in Dallas drei Schüsse fielen, hielt mein Vater an einem kalten Wintermorgen vor der Stadtbahnstation Schönbrunn, nicht weit entfernt von der damals noch ‚Hietzinger Brücke‘ benannten Wienfluss-Traverse. Der Bub sprang aus dem Wagen und griff nach der Zeitung, die an diesem Tag als Sonderausgabe verteilt wurde. Der Express titelte ‚Funkbildbericht – Kennedy ermordet!‘ Die Nachrichtenkanäle krochen damals noch im Schneckentempo dahin. 
Die Straßenbahn schaukelt mich in Richtung Rodaun. Heute ist es ähnlich kalt wie damals, als der Elfjährige mit der Zeitung in der Hand zu seinen entsetzten Eltern ins Auto hüpfte, während der Vater aufs Gas stieg und die Mutter mit leiser Stimme die Neuigkeiten vorlas, die die Welt in Richtung Abgrund führten. 
An der Friedensstraße verlasse ich die Bim und schlendere an jener Mauer entlang, die das Reich der Toten von dem der Lebenden trennt. Raben schnarren ihr ewig gleiches Lied und aus den umliegenden Baumwipfeln klingen die Antworten ihrer Artgenossen wie düstere Rufe aus dem Jenseits. Die Äste sind heute gut besetzt, als hätten sie über Nacht dunkle Schwingen bekommen. Ich durchstreife einen Gang in der ‚Sechsten Abteilung‘. Ein Hilfsarbeiter ist gerade damit beschäftigt einen Haufen Lehm neben einem offenen Grab abzusichern. Er legt die Schaufel zur Seite, zündet sich eine Zigarette an und starrt hinunter in die akkurat ausgehobene Grube. 
„Wie tief?“, frage ich. „Geht so“, sagt er. Früher hat er das mit der Hand geschaufelt, heute macht die Arbeit ein Bagger. Der Mann scheint meine Gedanken zu erraten. „A klana.“ Er deutet missmutig auf das Fahrzeug, das mich mit seinen amphibienartigen Auslegern an einen Wasserläufer erinnert. „Wieviel?“, frage ich und blicke ins Grab hinunter. „Vier. Und a paar Urnen.“ Hier ist Platz für eine ganze Familie. Ich schieße ein paar Fotos von der Totengräbermaschine und wende mich dann wieder der Grube zu. „Anverwandter?“, fragt er. „Nein“, sage ich. Die Antwort schmeckt ihm nicht. Orte wie diesen besucht man nicht ohne Grund. Ich möge mich gefälligst ‚schleichen‘ und anderswo meine Fragen stellen, meint er unwirsch und wuchtet ein paar Querbalken neben das Grab, das Absenkgestell braucht Halt. Ich ‚schleiche‘ mich also, um meine Fragen anderswo zu stellen. Weiter vorne bleibe ich stehen und blicke zurück. Er fuchtelt mit der Schaufel. „Verschwind‘!“, ruft er. Und das tue ich jetzt auch. 
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Der letzte Weg
Vor der Aufbahrungshalle hält ein Wagen. Blank polierte Schuhe setzen auf dem Kiesweg auf, in ihnen steckt ein ernst drein blickender Mann, der Star unter den Trauerrednern der Stadt. Die Autotür klackt sanft ins Schloss, lässig kommt der ‚fesche Zapfen‘, wie man hierzulande sagt, näher. Sein Gesicht erinnert an einen Filmstar. Carl Achleitner ist tatsächlich ausgebildeter Schauspieler, seit neuestem hat er auch mit der Schriftstellerei begonnen. Für seinen Erstling hat der Mann, der vornehmlich mit dem Tod beschäftigt ist, einen überraschend lebendigen Titel gewählt: ‚Das Geheimnis eines guten Lebens‘. Ich habe mir das Buch im Vorfeld besorgt, der Text hat mir Einblick in eine Welt gewährt, die mir fremd war, die, der professionellen Trauer. „Weshalb sollte der Tod nicht auch eine heitere Seite haben?“, sagt Herr Achleitner und sieht mich stirnrunzelnd an. 
Es ist neun Uhr morgens und wir sitzen in einem kleinen, notdürftig geheizten Raum neben der ‚Aufbahrung‘, indes sich die Trauergemeinde drüben nach und nach versammelt. „Von der Bühne zum Sarg, das verdanke ich meiner Frau.“ Der Satz könnte aus einem der coolen 007-Drehbücher stammen. „Wir hatten uns bei den ‚Letzten Tagen der Menschheit‘ kennengelernt.“ Er senkt seine Stimme und ich denke, er könnte wunderbar Daniel Craig synchronisieren oder umgekehrt. Auch der junge Roger Moore wäre seine Stimmbandweite. Carl, wir sind bereits per Du, kaut die Worte bedächtig, er ist es gewohnt vor Publikum zu stehen. Über zweieinhalbtausend Trauerreden hat er schon gehalten, flüstert er mir zu und das bedeutet, dass er in seinen neun Dienstjahren täglich zumindest eineinhalbmal gesprochen hat. Beeindruckend. So viel Text können die Herren James-Bond-Darsteller in dieser Zeit nie und nimmer gesprochen haben. „Hochzeitsreden waren auch dabei?“, frage ich. „Nein. Zu traurig“, sagt er und blickt mich an, als wäre er der Clown Grock. Oder ist es doch Pierce Brosnans Nespresso-Gesicht? Ich lächle für den Fall, dass es scherzhaft gemeint war, und dann erzählt er, weshalb er macht, was er macht. „Ich möchte den Hinterbliebenen eine möglichst angenehme Erinnerung an ihren großen Tag schenken.“ Klingt leichter als es ist, denke ich. „Die Verstorbenen verlassen uns ja nicht, sie befinden sich nur einem anderen Raum. Mit Sicherheit aber sind sie um uns herum. Und das bleiben sie auch. Für immer.“ 
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Der Maurer Friedhof
Die Stimmen draußen werden lauter. „Sind Sie nervös?“, frage ich. „Das bin ich immer“, sagt er, „Ich habe ja keinen festgelegten Text wie die Kollegen vor der Kamera. Ich schreibe ja jede Zeile selbst, also trage ich auch die Verantwortung. Versprecher sind verboten und die Namen müssen stimmen. Für kurze Zeit bilde ich mit den Hinterbliebenen eine Übereinkunft: Ich spreche das aus, wozu sie auf Grund ihres Schmerzes nicht in der Lage sind. Für die Momente der Trauer gehöre ich zur Familie. Ich vermittle zwischen ihnen und dem Verstorbenen. In der Regel bereitet sich der Sterbende ja auf seine Reise vor und erlebt den Abschied als Erlösung. Für ihn ist Trauer keine Kategorie. Im Gegensatz zu seiner Familie. Also versuche ich Leichtigkeit in die schwere Stunde seines Abschiedes zu bringen.“ „Ist es ein Abschied?“, frage ich. „Der Tod meint es gut mit dem Neuankömmling, vermutlich empfindet er ihn als eine Art Erlösung“, sagt er und erhebt sich. Ich frage, ob er gläubig ist. „Nein“, sagt er, „das einzige woran ich glaube, ist das Gute im Menschen. Wenn ich erreiche, dass die Trauernden nach der Verabschiedung mit erhobenem Kopf ins Leben hinaustreten, habe ich es richtig gemacht. Wie oft sagten mir Freunde, ich möchte meinen Job möglichst lustig gestalten, wenn es bei ihnen soweit ist. Daran denke ich, ohne es auf die leichte Schulter zu nehmen.“ Welche Verabschiedung er sich selbst wünscht? „Und tschüss!“, sagt er und blickt auf die Uhr. Bevor Herr Achleitner den Raum verlässt, wirft er noch einen Blick in den kleinen Wandspiegel, atmet tief ein, zwinkert sich selbst zu und sagt kaum hörbar: „Und tschüss.“ 
Drüben ist der Saal ‚bereit‘. Die kleine Trauergemeinde sitzt auf ein paar wenigen Stühlen und blickt scheu auf den, mit Kerzen umstellten Sarg. Verabschiedungen fühlen sich kühl an. Niemand weiß wohin mit sich, die Nähe des Todes macht befangen. Manche der Trauernden halten einander an den Händen. Der Trauerredner nickt dem ‚Herrichter‘ zu, so wird der Zeremonienmeister des Todes genannt, und der drückt auf einen Knopf. Musik. An den Sarg sind zwei Kränze gelehnt. Auf einer der beiden Schleifen steht: ‚Unvergessen und beweint. Gattin‘. Schlichter kann man‘s nicht ausdrücken. 
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Carl Achleitner, der Filmstar
Auftritt Sir Carl. Er schreitet den Mittelgang entlang, verneigt sich vor dem Toten, dann wendet er sich den Lebenden zu. Die Pause vor dem ersten Wort ist so entscheidend, wie jener Moment, da sich im Theater der Vorhang hebt. Sein Blick ruht auf den Hinterbliebenen und, man glaubt es kaum, er lächelt. Dann spricht er über den Verstorbenen, über seine Vorlieben, die Stärken, die Schwächen und es klingt, als wäre er seit langem mit ihm bekannt gewesen. Ein Freund, der keineswegs verstorben ist, einer, der mithört, mitlächelt. Die Angehörigen nicken mit den Köpfen. Die Gattin weint. Auch ich bin ergriffen. Herr Achleitner hat mit aller Selbstverständlichkeit, mit allem Respekt ausgesprochen, was alle denken. Der Verstorbene ist in einen anderen Raum gegangen. So simpel. So wahr. Andrea Bocelli singt ‚Time to say Goodby‘. 
Der Trauerredner mit dem Filmschauspielergesicht blickt die Hinterbliebenen an, sie blicken ihn an, er blickt zu mir, nach hinten in die letzte Reihe und - er lächelt. Oder bilde ich mir das nur ein? Dann verlässt er die Aufbahrungshalle. Jetzt weiß ich, woran mich sein Gang erinnert: An jene Filmszene, in der Sean Connery über das Rollfeld schreitet, direkt auf die Maschine mit der Aufschrift ‚United States‘ zu, die Gangway hinauf schlenzt, um gleich darauf in einen weißen Lederstuhl zu sinken.  Triebwerke heulen auf, James Bond lächelt in die Kamera. Hinter ihm steht - Goldfinger. Jetzt erst löse ich mich von meinem Platz und blicke nach draußen. Die Limo rollt auf das große Tor zu und biegt in die Friedensstraße ein. 
Reihe sechs. Ein letztes Mal einmal gehe ich am offenen Grab vorbei. Noch ist es leer, der Raum nebenan aber ist schon bezogen. Der Totengräber steht da und hält seine Schaufel in der Hand wie ein Paddel, als wäre er der Fährmann, der den Reisenden über den Fluss Styx ins Reich der Unterwelt übersetzt hätte. Feindselig blickt er mich an. Ich sage: „Ich gehe jetzt.“ „Wiederschau‘n“, brummt er mit heiserer Stimme. Aus seinem Mund hört es sich an wie eine Drohung. 
Es ist bitterkalt. Die Krähen rufen ihr Lied von Baum zu Baum. Eine Glocke weist den Trauernden den Weg zum Grab. Schlussklappe. Drehschluss.  
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Schotti backstage - Reisen will wohl vorbereitet sein
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Abflug
Hier das Video vom Studio 2
Vom Packen und Planen einer Reise
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Koffer und Tagesrucksack
Eine Reise ins Unbekannte, kreuz und quer durch rätselhafte, phantastische, neue Welten, will wohl vorbereitet sein. Wie gerne lasse ich die Beschwernis des Alltags hinter mir und blicke nach vorne, zu Unbekanntem. Genau hier beginnt für mich das Abenteuer. Nur mit dem Nötigsten aufzubrechen, kann befreiend sein. 
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Das Wichtigste ...
Vierundzwanzig Jahre dauerte die Weltreise Marco Polos, über die Seidenstraße bis nach China, und wieder zurück nach Venedig. Meine Reisen dauern nur ein paar Wochen lang. Und doch kommen sie mir wie kleine Ewigkeiten vor. Waren die Karawanen der ersten Orient-Fahrer bepackt mit Tausch- und Handelswaren, trage ich nicht mehr als einen Rucksack am Rücken, eine Kamera in der Hand und eine große Portion Courage im Herzen. 
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Kleider sind nicht wichtig
Ballast abzuwerfen und nur mit dem Nötigsten zu reisen, ist beglückend. Das Abenteuer, auch das der Beschränkung, kann beginnen. Handy, Kreditkarte, Pass, ID, Impfpass, ein paar Medikamente, Zahnbürste, feste Paar Schuhe, vielleicht eine zweite Hose, ein T-Shirt und – das Ticket für den Rückflug. Die wichtigsten Requisiten meiner Reisen aber sind Block und Bleistift. Mit ihnen halte ich meine Beutezüge fest: Die Begegnungen mit Menschen und ihrer Kultur.
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Das Gepäck ist immer dabei
Alles, was ich mit mir trage, muss in einem handlichen Rucksack Platz finden. Am besten, er hat Rollen, so kann ich ihn auf endlosen Straßen großer Städte bequem hinter mir herziehen – dazu noch einen Tagesrucksack für den täglichen Gebrauch. Handgepäck mit sich zu führen hat auch den Vorteil, dass ich es auf den langen Transkontinentalflügen in den Passagierraum mitnehmen kann, um es im Gepäckfach oberhalb meines Platzes zu verstauen. So muss ich mich am Zielort nach dem Verlassen des Flugzeugs nicht an den Kofferrollbändern anstellen und kann das Flughafengebäude meist als erster verlassen.
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Ich setze auf Inhalte
Es hat aber auch noch einen anderen Vorteil: Ich gehe sicher, dass auch mein Gepäck „sicher“ reist. Auf den großen Umsteigflughäfen dieser Welt wird meist eingechecktes Gepäck von einer Maschine in die andere umgeladen. Kein Mensch kann sagen, was zu diesem Zeitpunkt mit dem Koffer passiert. Wie leicht könnte bei dieser Gelegenheit Gefahren- oder Schmuggelgut in eines der Fächer gepackt werden. Am Zielflughafen dann könnte es so manch böse Überraschung geben. Wie beweist man, nicht selbst z. B. ein kleines Säckchen mit weißem Pulver im Gepäck verstaut zu haben. Auf Drogenschmuggel stehen in den meisten asiatischen Destinationen drakonische Strafen – tragische Beispiele gibt es genug.
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Ein Reisebuch entsteht
Ein Gutteil der Faszination des Reisens ist der Tatsache geschuldet, dass ich alleine unterwegs bin. So bin ich mir und dem Zufall meiner Begegnungen konfrontiert. Spontanes, Zufälliges, Unerwartetes ist genau das, was ich suche. Es macht meine Reiseberichte spontaner und farbiger. Die Anstrengung, dass kein Tag dem anderen gleicht, erhöht das risikoreiche „Spiel“. Es ist spannend sich einer Welt zu stellen, mit nichts anderem im Gepäck, als sich selbst. So erobert man Neuland und erlebt es mit all seinen Sinnen.
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Man ist und bleibt doch Einzelkämpfer
Auf Reisen beginne ich meist den Dialog mit mir selbst. Schreiben als Überlebenskunst. Ich schreibe, also bin ich. Der Erfolg des Wanderers beginnt damit, sich ein Ziel zu setzen. 
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schottisreisetagebuch · 4 months
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Von Kirchen, Klöstern, Kathedralen
Bulgarien zum Niederknien
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Alexander Nevski Kathedrale
Das Kloster Rila
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Das Rila Kloster
Inmitten von Braunbären, Blaubeeren, Raubvögeln und Wölfen, im wirtlichen Wald in der Gegend um Rila, heutzutage zwei Autostunden von Sofia entfernt, vor tausend Jahren abseits der Welt, lebte einst der Eremit und Mönch Ivan Rilski. Bewundert und befeindet von den Menschen umliegender Gehöfte, fristete er ein karges Leben, das hauptsächlich aus Gesprächen mit Gott bestand, später aus dem Heilen Kranker.
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Die Magie der christlichen Kirchenkunst
Bald schon sprach sich die Kunde seiner heilsbringenden Konsultationen herum. Kranke wurden gesund, Siechende fanden zum Leben zurück. Aus anfänglicher Ablehnung wurde Bewunderung, Anbetung. Auch Majestäten fanden den Weg in den Wald. Das heilsbringende Mönchlein wurde landesweit bekannt. Legenden sprechen sich schnell herum und werden zur Wahrheit – so man dran glaubt. Und das taten die Bewohner rund um Rila. Die Kunde sprach sich kreuz und quer im Karpatenlande herum. I, Laufe der Jahrhunderte geriet die Klause zum geistlichen, kulturellen Zentrum des bulgarischen Balkans.
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In anderen Welten
Weder die Osmanen, noch die Griechen, schon gar nicht die Nationalsozialisten oder Kommunisten konnten das im Wald versteckte Kloster dem Erdboden gleichmachen, obwohl sie allesamt nicht unbeträchtliches Interesse daran hatten. Das Corpus delicti übertauchte Brand und Brandschatzung. Nicht mal die Kreuzfahrer der Neuzeit, die Touristenmassen, können dem prachtvollen Kulturschatz an den Kragen. Allerdings – die Besatzung des geschichtsträchtigen Klosters, einstmals rund vierhundert Pax, schrumpfte im Laufe der Zeit dramatisch. Heute leben nur mehr sieben Aufrechte hinter den immer noch frommen Mauern. Sogar das Umfunktionieren der Mönchszellen zu preisbrecherischem Airbnb-Angebot schmälert die christlich-orthodoxe Bedeutung der Klosteranlage nicht. Wer frei von weltlicher Begehrlichkeit ist, der werfe den ersten Stein. Auf jenen Frommen freilich wartet man hier schon seit langem vergebens.
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Der prächtige Säulengang
Kirche der Sieben Heiligen
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Kirche der sieben Heiligen
Eine ganz andere Geschichte erzählt das Gotteshaus der Sieben Heiligen, nahe dem Slaveykov-Platzes, Ecke Graf-Ignatiev-/Ecke Ivan-Shishman-Straße. Die schöne Kirche ist zwei Männern geweiht, deren Wiege in Thessaloniki stand und die ihr Leben der christlichen Missionierung slawischer Völker weihten, im neunten Jahrhundert kein leichtes Unterfangen. Die beiden Brüder Konstantin und Michael machten Karriere: Sie wurden zu verehrungswürdigen „Slawenaposteln“ und Heiligen – und entwickelten ganz nebenbei die glagolitische Sprache und die kyrillische Schrift. Man hat ihnen ein würdiges Angedenken gewidmet. Das Denkmal der beiden Pioniere in Sachen Christentum und Buchstaben, Kyrill und Method, hat einen würdigen Platz. Es steht vor der imposanten Nationalbibliothek. So wachen die Beiden für alle Zeiten über Millionen von Büchern. So soll es sein.
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Kyrill und Method
Basilika Sveta Sophia
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Basilika Sveta Sophia
Vor dem roten Backsteinbau einer der ältesten Kirchen Osteuropas, steht ein erstaunliches Monument. So ehrwürdig alt das Gotteshaus auch ist, es datiert bis in frühchristliche Zeit zurück, so jung ist das Standbild von Zar Samuil, seines Zeichens einer der letzten Könige des 1. bulgarischen Reiches – wurde es doch erst im Jahre 2014, hier, auf geweihter Erde errichtet. Der unerschrockene Krieger Samuil bestritt unzählige Gefechte gegen das damals übermächtige Byzanz, die Metropole Ostroms. Vierzig lange Jahre währte die kriegerische Auseinandersetzung um Macht und Einfluss. Der tapfere Zar gewann und verlor. Die entscheidende Schlacht fand im Südwesten Bulgariens, an der Grenze zu Griechenland statt. Fünfzehntausend seiner Krieger wurden gefangen genommen und ihres Augenlichtes beraubt. Als Geblendete kehrten sie zu ihrem geschlagenen König zurück. Beim Anblick der Blinden soll Samuil einen Schlaganfall erlitten haben, an dessen Folge er starb. 
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Die Augen des Zar Samuil
Der Künstler, der seine Statue schuf, hat dem bronzenen Zar ein Augenpaar verpasst, das in der Dunkelheit leuchtet. Manche Sofioter empfinden dies als Kitsch, andere als Kunst. Gewiss ist eines: Hätte Samuil zu Lebzeiten einen solch scharfsichtigen Durchblick gehabt wie sein erkaltetes Ebenbild, seinen Soldaten wäre einiges erspart geblieben.
Der lächelnde Christus
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Der lächelnde Christus
Am Hügel der Schönen, Reichen und Korrupten, im Stadtteil Boyana am Fuße des Vitosha Gebirges steht ein äußerlich unscheinbares Gotteshaus, das es, im wahrsten Sinne des Wortes, in sich hat. Die vielfach erweiterte Kirchebeherbergt die wohl schönsten Fresken, die ich jemals zu Gesicht bekam. Inmitten eines exotischen Gartens steht die Trouvaille. Das Außergewöhnliche ist, dass die hier dargestellten Herrscher und Heiligen keineswegs idealisiert, sondern naturgetreu dargestellt sind. Selbst Jesus Christus trägt die Züge eines anmutigen Teenagers. Ich hätte nicht gedacht, dass ich Gottes Sohn je so ansichtig werde. Seine Gestalt ist schlank, in der Linken hält er eine Schriftrolle, die Rechte greift sich ans Herz, der etwas weltfremde Blick ist fragend, zweifelnd – beinahe lächelnd. Allein des Ausdruckes auf dem Antlitz des Allergnädigsten wegen hat sich der Ausflug gelohnt.
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Boyana Kirche
Im Angesicht dessen vergesse ich jegliche frömmelnde Überlieferung, jedes gutgemeinte, allzu konservative Dogma. Hier ist ein Mensch abgebildet, wohl ahnend, welches Los ihm beschieden ist. Natürlich herrscht in dem winzigen Innenraum strengstes Foto-Verbot, das raunt mir mein (hier unerlässlicher) Guide ins Ohr. Ich nicke. Er fragt, ob er sonst noch etwas für mich tun könne. Ich nicke abermals, positioniere ihn mit beiden Händen so, dass sein massiger Körper die neugierigen Blicke des Kustos verdeckt, sodass ich blindwütig alles abfotografiere, dass mir gerade vor die Linse kommt. Einmaliges darf sich nicht der Begehr meiner Leserschaft entziehen, schon gar nicht der Anblick seiner Heiligkeit, Gott aller Christen, Juden und Protestanten, der Herr allen Lebens. Dann packe ich meine Siebensachen zusammen, verabschiede mich freundlich vom Museumswärter, puffe meinem Führer freundschaftlich in die Hüfte und verlasse schlechten Gewissens den heiligen Ort. Draußen im Garten überprüfe ich das Ergebnis meiner Raubkunst. Was ich sehe, treibt mir die Tränen der Rührung in die Augen. Ein etwa 17-Jähriger blickt mich an: fragend, zweifelnd – beinahe lächelnd.
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Die bemalte Kirche
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schottisreisetagebuch · 2 months
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Und jetzt, da ich Euch mit Lanzarote vielleicht "Gusto" auf die Kanarischen Inseln gemacht habe, versuche ich Euch mit Julian Kutos kanarische Bananen Kroketten - sozusagen als kulinarisches Argument - das Stückchen Spanien vor der afrikanischen Küste näher zu bringen.
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schottisreisetagebuch · 2 months
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Lanzarote 
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Lanzerote, Arrecife, -Eglesia San Ginés
Das Wunder des Lichts
César Manrique, der Inselarchitekt
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César Manrique, der Inselarchitekt
Ohne ihn läuft hier nichts. Sogar die Kunstwerke, die von Jesús Soto, Paco Curbelo oder José Saramago stammen, sind von César Manrique. In welcher seiner vielen Sprachen er sich auch ausdrückte, Malerei, Architektur, Bildhauerei, Poesie, Gartengestaltung oder Stadtplanung, der Wille, seine Heimat zu einer grandiosen Neuschöpfung aus Kunst und Natur zu formen, bestimmte das Leben des Inselarchitekten. Die „totale Kunst“ bestimmte seinen Anspruch, (äußere) Schönheit mit (innerer) Ruhe in Einklang zu bringen. Dass dabei sein Hang zu Society und Jetset nicht auf der Strecke blieb, lässt sich aus jedem seiner grandiosen Land-Art-Werke herauslesen. Wer war der Wunderknabe, und wie baute er Macht, Kunst und Einfluss auf? Der Devisenbringer ist aus Lanzarote ebenso wenig wegzudenken, wie Lava und Licht. Der vielseitig Begabte machte sich beides zu nutze. Ob in den abstrakten Gemälden, den omnipräsenten, farbenfrohen Skulpturen, die sich mit oder gegen den Wind drehen, und die Straßen ebenso prägen wie die aufsehenerregenden architektonischen Entwürfe – seine Arbeiten verherrlichen die Schönheit der Insel, ihre schroffe Aristokratie und ihre von Feuer und Vulkangestein geprägte Landschaft.
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Fondacion Manrique
César Manrique war Visionär, Diktator und Lebenskünstler, er war Andy Warhol, Fidel Castro und Gunther Sachs in einer Person. Ob Gärten, Museen, Villen, Restaurants, Aussichtswarten, Windspiele oder Landschaftsskulpturen, Manrique hat die Insel geprägt. Wer hat seinen Landsleuten schon den Farbton ihrer Häuser vorgeschrieben. Die Farben Weiß und das spezielle „Manrique-Grün“ gehören zum gesamtheitlichen Konzept. Und die Bewohner, sie ließen sich’s gefallen. Kaum ein Land wurde so nachhaltig von einem Künstler entworfen und geformt, wie Lanzarote, und – der Geniestreich ist gelungen. Es gibt wohl niemanden, der dem widerspricht. Da verwundert es auch nicht, dass sogar der Flughafen den Namen „César Manrique“ trägt. Kaum, dass der glitzernde Ferienvogel den Boden der Insel berührt, werden die Passagiere darauf hingewiesen, in wessen Hand sie sich befinden. Und wenn wir schon beim „Verkehr“ sind: Auf den Straßen fahren Autos, deren Lackierung eines der knallbunten Gemälde aus des Meisters Werkstatt zeigt… 
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Arrecife, Autor im Bild
Der Insel-Genius hat mehr erreicht, als je ein Künstler vor ihm. Blickt man auf die wild zerklüftete Küste bei El Golfo oder auf die pittoreske Mischung zwischen dem omnipräsenten schwarzen Lavagestein und dem teilweise aufgeschütteten weißen Sand der Strände – vermutet man sogar hier die Handschrift Manriques. Auch in Sachen Ökologie, Stadtarchitektur und Umweltpolitik stößt man auf seine Einflussnahme. Werbetafeln in- oder ausländischer Konzerne sucht man auf der Insel vergeblich - was einem gar nicht sofort auffällt – genau wie das gänzliche Fehlen von Touristen-Hochburgen oder anderen nicht mehr wieder gut zu machenden Bausünden. Der weitgreifende Kunstanspruch des Ausnahmekünstlers prägt Lanzarote ebenso wie die gewaltigen Vulkankegel. 
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Wundert es, dass sich der umtriebige Herr Architekt nicht nur Freunde gemacht hat? Seine Künstlerkollegen wurden von der Übermacht des Maestros erdrückt, und auch die  Immobiliensachverständigen formierten sich mit der Zeit gegen Manrique, stand der doch bei beinahe jedem zweitem Bauprojekt auf der Bremse – und die Inselregierung folgte ihm. Keinesfalls wollte er zulassen, dass seine geliebte Insel am Altar des Massentourismus geopfert wird. Die ästhetische und ökonomische Integrität Lanzarotes ging ihm über alles. Die mächtigen Geister die er dabei zu Hilfe rief, wurde er bald schon nicht mehr los und je kostbarer die Insel wurde, desto mehr boomte sie auf den internationalen Ferienbörsen. Je exklusiver, desto begehrter. Immer mehr Menschen wollten teilhaben an den Gossip-Geschichten der bunten Illustrierten über das Insel-Lotterleben des Meisters. Die Anzahl der Übernachtungen explodierte, sanfter Tourismus hin oder her. 
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Teguise, Plaza de la Constitución
Der Unfalltod Manriques am 25. September 1992 erschütterte die Insel nachhaltig, von den internationalen Klatschspalten ganz zu schweigen. Sogar das Ende war an Theatralik nicht zu überbieten: Mit seinem Jaguar raste der Inselkaiser auf eine Kreuzung zu, unmittelbar darauf wurde er von einem schweren Geländewagen „abgeschossen“. Schenkt man der Insel-Fama Glauben, schlug die Bau-Mafia zu. Sogar sein Tod bewirkte Erstaunliches: Seither gibt es auf Lanzarote keine Überlandkreuzungen mehr, sie wurden in Kreisverkehre umgewandelt, in deren Mitte zumeist große Mobiles aus des Märtyrers Hand stehen, die sich in die verschiedensten Windrichtungen drehen und wenden. Symbolträchtiger wurde wohl noch keinem Künstler gedacht.
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Villa LagOmar
Die Sehenswürdigkeiten der Insel-Mitte:
César Manrique Fondacion – Das erste Wohnhaus Manriques ist als Museum begehbar. Wer wissen will, was Geschmack bedeutet, muss dorthin.
Arrecive – Hafen und Hauptstadt. Weit mehr als nur Meer-Promenade, Castillo San Gabriel, Islote de Femina und Castillo de San José (inkl. Kunstmuseum)
Teguise – Zauberhafte, ehemalige Inselhauptstadt mit prächtigem Hauptplatz vor der „Iglesia de Nuestra Señora de Guadalupe“, in der eine Christusfigur mit Langhaarperücke schwebt und eine Büste des spanischen Literatur-Nobelpreisträgers steht („Durch seine Gedanken kann der Mensch die Wahrheit entdecken, die verborgen in der Welt umgeht“)
San Bartolomé – Besuchenswerte Stadt in der geografischen Mitte Lanzarotes. Vor dem Rathaus und der Pfarrkirche fühlt man sich um Jahrhunderte zurückversetzt.
Tao – hier und rundum in den Nachbarorten finden die populären Ringkämpfe der Giganten, den „Luchadores“ statt, z.B. in der Arena „Lucha Canaria“ statt. Keinesfalls versäumen!
Villa LagOmar in Nazaret - „Dr. Schiwago“ Omar Sharif kaufte die Traumvilla und verspielte sie noch am selben Abend beim Bridge. Nicht nachahmens- aber empfehlenswert.
El Jable, alttestamentarisch anmutende Sandwüste beim Örtchen Soo.
Die Wunderwelt der spektakulären Gesteinsformationen „Las Grietas“ in den Montana Blanco ist Lanzarotes Antwort auf den „Grand Canyon“ Arizonas.
Surf-Süchtige müssen zum Wind- und Wellenparadies „Caleta de Famara“.
Der „Playa de Matagorda“ ist die Touri-Einflugschneise: Düsenjets zum Anfassen!
El Jable, die Sandwüste – Las Grietas – Stratified City – Caleta de Famara:
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