Tumgik
#Ladislaus Almasy
Text
Der Spuk und andere englische Patienten
Tumblr media
Burg Bernstein
Burg Bernstein - Schloßweg 1, 7434 Bernstein
Tumblr media
Man nähert sich der Burg durch eine gewaltige Allee von Kastanienbäumen, die sich von dem kleinen, verträumten Dorf den Berghang hinauf schlängelt. Das alte Gemäuer trotzt schon seit Jahrhunderten den (unrechtmäßigen) Begehrlichkeiten seiner Neider. Und die gab es zu Hauf. Kaum eine Burg war so umkämpft wie die von Bernstein. Doch hielt sie den meisten Annäherungen stand. Im Jahre 1277 war es dann soweit. Die Herren von Güssing warfen ein räuberisches Auge auf die strategisch hervorragend gelegene Festung und unter Führung des Johann von Héder, genannt ‚Iwan von Güssing‘, der Einfachheit halber ‚Iwan, der rote Ritter‘, fiel die Burg unter die Herrschaft der Günser Grafschaft. Der ‚Rote‘ war der neue Herr. Es war bei weitem nicht seine einzige Burg, aber hier fühlte er sich sicher. Angriffe auf seine Herrschaftsansprüche, sowohl des ungarischen Heeres unter König Ladislaus IV, wie auch durch die Truppen der Habsburger, übersteht Bernstein unbeschadet. Burgherr Palatin Johann, genannte ‚Der Rote Iwan‘, starb 1308. Tat er das? Mitnichten. Als ‚Schlosshansl‘ schleicht sein Geist nach wie vor durch die Gemächer - zum Schrecken seiner heutigen Bewohner.
Tumblr media
Der englische Patient
Heute ist das herrschaftliche Haus längst zum Hotel umgebaut und erfreut sich in Gruselfreaks-Kreisen höchster Beliebtheit. Erkennen kann man den unruhigen Geist nicht nur an seinem roten Wams und dem flammend roten Bart, sondern auch an seinem Hobby, biedere Pensionsgäste zu erschrecken. Manchmal verzichtet der Untote auf handfestes Erscheinen und beschränkt sich auf Akustisches: Überlautes Gepolter und Säbelrasseln (vom Band) sind seine keine Seltenheit.
Tumblr media
Das Burginnere
Und noch ein anderes parapsychologisches Phänomen beherbergt die alte Trutzburg: Die Weiße Frau. Nicht dass sie nicht auch in so manch anderer europäischer Adelsfamilie von Deutschland bis Estland, von der Slowakei bis  Großbritannien ihr Unwesen treiben würde, aber in Bernstein spukt sie besonders schön. Es handelt sich um Kathalina Frescobaldi, die Gemahlin eines der früheren Schlossherrn. Als Ehebrecherin in flagranti ertappt, erdolchte ihr Gatte der Sage nach den Geliebten und mauerte sie zur Strafe in den Turm ein, wo sie nach qualvollen Jahren starb. Als Kathalina ihm als Geistin erschien, fiel er vor Entsetzen tot um. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Weißverschleierte nicht nur bei Fackelzügen von Feuerwehrfesten gesichtet, sie erschien auch einer hoch ehrwürdigen Baronin, an deren Glaubwürdigkeit nun wirklich nicht zu rütteln ist: „Es war stockfinster; eben wollte ich mich abwenden, als plötzlich das Stiegenhaus ganz hell wurde. Nach einigen Sekunden entstand in diesem Lichte eine Gestalt. Während ich die Gestalt betrachtete und sie ganz deutlich langsam von Stufe zu Stufe steigen sah, kam plötzlich eine Lähmung über mich. Die Gestalt war nicht groß und machte den Eindruck eines jungen, schlanken, anmutigen Wesens. Aber doch duftiger war ihr Gang, schwebender als bei einer wirklichen Person. Die ganze Gestalt war in einen feinen weißen Schleier gehüllt. Nirgends an der Gestalt oder Wand war ein Schatten, alles Licht in Licht. Am Ende der Treppe verschwand, ja zerfloss die Erscheinung.“
Tumblr media
Dunkle Wolken über der Burg
Zum Abschluss auch etwas Greifbares gefällig? Der  österreichisch-ungarische Entdecker und Forscher Ladislaus Eduard Almásy wurde im Jahre 1895 auf Burg Bernstein in eine Adelsfamilie ‚ohne Anspruch auf einen Titel‘ hineingeboren. Ladi weihte sein Leben seiner Leidenschaft: Er wurde Entdecker, Saharaforscher, Pilot, Automobilpionier und, auf deutscher Seite, während des Zweiten Weltkrieges, Abwehroffizier. Dank zahlreicher Expeditionen wurde er zu einem ausgewiesenen Kenner der östlichen Sahara. Seine Bekanntheit aber verdankt er dem großartigen Roman ‚Der englische Patient‘ von Michael Ondaatje, sowie der kongenialen Verfilmung von Anthony Minghella. Der Film gewann neun Oscars, unter anderem den für den ‚Besten Film‘ und die ‚Beste Regie‘. Damit war Burg Bernstein weltbekannt. Da bräuchte es eigentlich weder die Schauergeschichten des Roten Iwan, noch die der Weißen Kathalina. Aber sagen Sie das dem auf Schauergeschichten spezialisierten Burgherrn und seinen gruselsüchtigen GästInnen …
Tumblr media
Die Spukburg
2 notes · View notes