Tumgik
rakra80 · 15 days
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Der Pyrrhussieg
In meinem ersten Beitrag hatte ich mich mit der Frage Wozu Geschichte befasst. Umfassend wurde die Frage nicht beantwortet. Das war aber auch nicht das Ziel gewesen. Mit diesem Beitrag setze ich dem Wozu einen neuen Aspekt hinzu: Manches aus unserem (nicht alltäglichen) Sprachgebrauch ist ohne die Geschichte dahinter unvollkommen.
Von dem Pyrrhussieg haben wahrscheinlich viele gehört. Es ist ein bitterer Sieg, einer, der verlustreich war, ein Sieg, der sich möglicherweise gar nicht wie ein Sieg anfühlt. Heutzutage würde man auch von einem teuer erkauften Erfolg sprechen, der mit vielen (persönlichen) Opfern verbunden ist.
Doch was steckt dahinter? Wo hat der Pyrrhussieg seinen Ursprung? Es waren die antiken Griechen. Wer denn sonst ...
Genauer: Der Bezug ist bei Pyrrhos I. (319/18 bis 272 v.C.), einem König in der griechischen Antike, zu suchen. Er herrschte über die Molosser, einem Volk in Epirus im Norden Griechenlands bzw. im südlichen Balkan.
Wirren in Makedonien in den 280er Jahren v.C. eröffneten ein Fenster für Machtansprüche und Machtausweitung. Auch für Pyrrhos. Er konnte sich aber nicht durchsetzen und war nur kurzzeitig König von Makedonien. Daraufhin versuchte er sein Glück in Italien und Sizilien.
Den Kampf um Makedonien gab er dennoch nicht auf. So unterstützte er bei den Diadochenkämpfen¹ die griechische Kolonie Taras/Tarent an der Ostküste Italiens gegen Rom 280-275 v.C. Er versuchte in einem Bündnis mit italischen Völkern, die gegen römische Machtansprüche waren, seine Herrschaft auf Süditalien auszuweiten. Erfolglos. Auch die spätere Herrschaftsausdehnung nach Sizilien scheiterte. Er konnte dabei aber als Heerführer einige Siege gegen die Römer erzielen. Diese gelangen jedoch nur unter sehr hohen eigenen Verlusten an Mensch und Material. Seine Geschichte endet hier nicht, aber wir sind an unserem Ziel angekommen: Der Ursprung des Pyrrhussieges aus unserem Sprachgebrauch ist festgelegt.
¹ Als Diadochen werden nach dem Tod Alexanders d. Großen 323 v.C. die Heerführer bezeichnet, die in insgesamt sechs Diadochenkriegen um Makedonien kämpften.
Verwendete Literatur:
Lotze, Detlef, Griechische Geschichte - Von den Anfängen bis zum Hellenismus, München 2007.
Sehlmeyer, Markus, Die Antike - Orientierung Geschichte, Paderborn 2009.
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rakra80 · 26 days
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Wozu Geschichte?
Bevor es hier richtig losgeht, bevor ich damit beginne, was eigentlich geplant ist, stellt sich zunächst einmal die Frage: Wozu Geschichte?
Jeder kennt das aus der Schule. Langweilige Geschichtslehrer erzählen Langweiliges aus Zeiten, die längst vergangen sind und schon alleine deshalb langweilig sind. Irgendwer hat irgendwann irgendwas getan. Interessiert mich nicht. Punkt.
So denken viele. Zumindest habe ich den Eindruck. Zu diesem Thema, speziell um diese Frage Wozu Geschichte zu beantworten, könnte man ein Buch schreiben. Hier soll das Wozu jedoch nur knapp mit dem (vielleicht) ersten Geschichtsschreiber, Herodot (490/80 bis 430/20 v.C.), umrissen werden.
Fangen wir mit einem Zitat an. Um was ging es Herodot, als er sein Werk aufschrieb? Nun, er hat es verfasst, "auf dass weder das, was durch Menschen geschehen, mit der Zeit verlösche, noch große und bewundernswerte Taten, teils von Griechen, teils von Barbaren vollbracht, ruhmlos bleiben." (Herodot, 2011, S. 31)
Knapp gesagt: Er hat es bewusst für die Nachwelt geschrieben. Für uns? Die über 2400 Jahre später leben? Eher nicht. Er dachte wohl an wenige Generationen. Vielleicht sogar die eigene. Und schon gar nicht dachte er an Menschen in 2000 plus Jahren in Mitteleuropa, das er nicht kannte.
Hier setze ich ein Ende. Auf Herodot werde ich sicherlich noch in anderen Beiträgen zu sprechen kommen, aber jetzt nicht weiter inhaltlich einsteigen.
Stichwort Nachwelt. Wozu? Nun, aus vielen Gründen, die hier knapp angerissen werden. Damit wichtige historische Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten, damit wir aus früheren Fehlern lernen können, damit historische Ereignisse nicht politisch und/oder ideologisch instrumentalisiert werden können, damit ...
Die Liste lässt sich noch um Einiges erweitern und jeder einzelne Punkt wäre weiterer Erläuterungen wert. Dann könnte aber wieder Langeweile aufkommen. Das will ich nicht oder versuche, es zumindest zu vermeiden. Deshalb kommen wir zum Schluss.
Ich hoffe, dem Wozu in späteren Beiträgen einen anderen Aspekt hinzuzufügen. Nämlich, dass Geschichte auch anders kann: Interessant, vielleicht sogar aus heutiger Perspektive komisch. Mal schauen, was da noch kommt. Ich weiß es selbst noch nicht.
Verwendete Literatur/Quellen:
Herodot, Neun Bücher zur Geschichte, Wiesbaden 2011.
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