Du warst so lange wie die langersehnte Brise an einem heißen Sommertag, wie das bunte Feuerwerk in der Neujahrsnacht. Noch lasse ich das Fenster geöffnet, in der Hoffnung, dass du wieder erscheinst und mein Herz zum erneuten Tanz aufforderst.

Du hast mein Herz mit einem Fragezeichen gebrandmarkt, meinen Verstand in ein Inferno der Wirrnis gebracht. Und dennoch warte ich von dir aus den lodernden Flammen der Verzweiflung befreit zu werden.

Ich befinde mich im offenen Meer, stehe am Deck meines Schiffs und rühre mich nicht von der Stelle. Mit großer Hoffnung blicke ich nun zum fünften Mal dem Sonnenuntergang entgegen. Vielleicht erblickst du erst in der tiefschwarzen Nacht das Flackern meiner Kerze, die ich in meinen Händen halte. Ich weiß nicht, wie lange sie noch brennt, weiß nicht, wann sie erlöscht. Doch selbst wenn das Wachs meine Hände umschmolzen hat, wirst du sie betend in deine Richtung finden.

Ich will dem Schmerz nicht Lebewohl sagen, das Herz nicht verwunden, die Seele nicht bekümmern. Denn es ist eben nur mehr das Leid, das dich in meinem Leben hält.

Geliebter, ich verabschiede mich nun von dir. In dem Wissen, nie von dir gewollt gewesen zu sein, doch in dem Glauben, in einem anderen Leben für immer dir zu gehören.

Wie kannst du von Ablehnung sprechen, wenn du doch ihr bekanntester Meister bist? Wie kannst du von Unsicherheit sprechen, wenn du doch sein größter Feind bist? Wie kannst du von Liebe sprechen, wenn du doch ihr edelster Räuber bist?

Wenn die Lerche ihr Lied singt und die Rose zum Morgengruß ihre Knospe öffnet, sehne ich mich nach der Umarmung der Nacht, in der ich den Sternen über dich erzählte und dem Mond meine Liebe zu dir beichtete.

Ich habe im Spiel des Liebens meinen Stolz und meine Würde verloren, mein Selbst und mein Herz offengelegt. Ich schlafe im Bett der Hoffnung, für dass du doch wieder erscheinst und trinke an der Flasche der Sehnsucht, für dass du mich eines Tages liebst. Doch willst du mich nicht einmal gewinnen lassen, beende dieses grauenhafte Spiel, lass' mich nicht mehr länger an diesen trügerischen Fantasien festhalten. Schicke mich zu all den anderen blinden Seelen hinfort, die ihr Sein für das Lieben opferten.

Dich nicht zu zu mögen wäre wie der Fisch ohne seinem Wasser. Dich nicht zu begehren wäre wie der Vogel ohne seinem Federkleid. Dich nicht zu lieben wäre wie die Nacht ohne ihren Sternen.

Sobald die Sonne den Sternen und dem Mond den Himmel bietet, drohe ich an dem Meer von Tränen zu ersticken. Nur ein Zeichen von dir ist mein Rettungsring, der mich nachts aus den stürmenden Wellen der Hoffnungslosigkeit befreit. Wann werden wohl meine Hilfeschreie in dem brausenden Wind, der dich umgibt, für immer verschwinden?

Wie eine Närrin starre ich auf's offene Meer, auf der Suche nach dem Schiff, das deine Flagge trägt. Und wie ein Waisenkind warte ich mit offenen Armen am Ufer, um endlich von dir in den Arm genommen und geliebt zu werden. Doch bis du kommst, schlafe ich nachts zu deiner Mär ein und wache morgens mit deinem Lied auf, sind die Erinnerung an dich mein Brot und deine Worte mein Wasser, deine Versprechen mein Wein und dein Schatten mein Nektar.

Kein Kleid, kein Schmuck, keine Maske können dich jemals bewegen zu bleiben, wenn doch nicht einmal mein Herz es geschafft hat.

Und nun ziehe ich mir wieder langsam den schweren Mantel meiner peinigenden Existenz über, den ich für dich habe fallen lassen. Doch behutsam, mit der Hoffnung, du nimmst ihn mir ab und ummantelst mich für immer an seiner Stelle.

Ich bin bereit.

Wie die Liebenden verschenkte ich mein Herz. Und wie die Geliebten richtest nun du über sein Schicksal.

Ich bin bereit.

Meinen Kopf halte ich deinem Schwert hin, meine Augen erblicken zum letzten Mal dein Antlitz, meine Lippen formen zum Schluss deinen Namen.

Ich bin bereit.

Erlöse mich.

Wie die Sonne versteckst du dich hinterm Laub, wie der Spatz fliegst du dem Kater davon, wie der Himmel kleidest du dich in einem Netz aus Wolken.

Hab‘ ich zu sehr deine Wärme spüren, dein Lied hören, dein Leuchten erblicken wollen?

Was macht es für einen Unterschied zu gehen oder zu bleiben, wenn doch beides meinen Untergang bedeutet?

Sperre mich nicht mehr ein, lasse mich nicht mehr in Dunkelheit zurück, setze mich nicht mehr meinem in Verwüstung ersticktem Dasein aus.

Die Liebe zu deinem Schatten allein genügt mir den Lebenden die Hand zu reichen.