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22 · Der kleine Prinz · Novelle
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22 · Der kleine Prinz · Antoine de Saint-Exupéry · Novelle
»Guten Tag«, sagte der kleine Prinz. »Guten Tag«, sagte der Weichensteller. »Was machst du da?« sagte der kleine Prinz. »Ich sortiere die Reisenden nach Tausenderpaketen«, sagte der Weichensteller. »Ich schicke die Züge, die sie fortbringen, bald nach rechts, bald nach links.« Und ein lichterfunkelnder Schnellzug, grollend wie der Donner, lies das Weichenstellerhäuschen erzittern. »Sie haben es sehr eilig«, sagte der kleine Prinz, »Wohin wollen sie?« »Der Mann von der Lokomotive weiß es selbst nicht«, sagte der Weichensteller. Und ein zweiter blitzender Schnellzug donnert vorbei, in entgegengesetzter Richtung. »Sie kommen schon zurück?« fragte der kleine Prinz … »Das sind nicht die gleichen«, sagte der Weichensteller. »Das wechselt.« »Waren sie nicht zufrieden dort, wo sie waren?« »Man ist nie zufrieden dort, wo man ist«, sagte der Weichensteller. Und wieder hörte man den Donner eines dritten funkelnden Schnellzuges, der vorbei fuhr. »Verfolgen diese die ersten Reisenden?«, fragte der kleine Prinz. »Nein, sie verfolgen gar nichts«, sagte der Weichensteller. »Sie schlafen nur da drinnen und sie gähnen auch. Nur die Kinder drücken ihre Nasen gegen die Fensterscheiben.« »Nur die Kinder wissen, wohin sie wollen«, sagte der kleine Prinz. »Sie wenden ihre Zeit an eine Puppe aus Stoff-Fetzen, und die Puppe wird ihnen sehr wertvoll, und wenn man sie ihnen wegnimmt, weinen sie …« »Die haben es gut«, sagte der Weichensteller. 22 · Der kleine Prinz · Antoine de Saint-Exupéry · Novelle Read the full article
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Das Problem von Candelo
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Das Problem von Candelo · Curt Emmrich · Italien Piemont Wein
Auf einer Burg in Oberitalien hat sich ein äußerst aufregender Vorfall abgespielt. Es handelt sich hierbei um eine Burg, die schon seit zweihundert Jahren keinen Burgherrn mehr hat. Sie gehört, seit den letzten Burgherrn das Zeitliche gesegnet hat, den Bauern der Umgebung, die sie dazu benützen, ihre Weinvorräte in den gewaltigen Kellern und Verliesen sicher aufzubewahren. Auf dieser Burg brach Feuer aus. Als die Bauern, von den Flammenzeichen geweckt, herbeieilten, ihren Wein zu retten, entdeckten sie zu ihrem Entsetzen, dass als erstes die Holzverschalung des Brunnens ein Raub der Flammen geworden war und die in den Brunnen hineingestürzten Balken es vollkommen unmöglich machten, Wasser heraufzuholen. Die Burg brannte, und es war nur Wein da, den Brand zu löschen. Löschte man den Brand nicht mit dem Wein, so war der Wein verloren, denn die Mauern würden über den Fässern zusammenstürzen und sie zertrümmern. Nahm man den Wein zum Löschen, so war er auch verloren. Und doch, das Feuer zu löschen hatte nur einen Sinn, wenn man den Wein damit retten konnte. Die Bauern standen da wie viele Esel Buridans, die, welches Heubündel sie auch fressen würden, auf alle Fälle eine Kolik davon bekommen würden. Wir haben hier den außerordentlichen Fall, eine allgemein menschliche Situation vor uns zu sehen, für welche es in der ganzen Antike keine Fabel, keine Metapher, kein Beispiel, kein Exempel, keinen Fall gibt. Selbst die Bibel lässt uns da im Stich, dieses Buch, in dem zwei Jahrtausende genug fanden, ihre Weisheit daraus zu schöpfen. Sollen die Bauern löschen oder nicht? Löschen sie, so ist ihr Wein dahin. Löschen sie nicht, so ist er auch dahin. Selbst die Sophisten in Alexandria haben sich niemals so verteufelte Situationen ausgedacht. Man könnte vielleicht einen Augenblick der Meinung sein, dass es eine große und erhabene Haltung sei, zuzuschauen, wie das Wüten der Elemente den Wein vernichtet. Aber Wein ist nicht nur etwas Materielles. Der Wein hat einen eigenen Gott. Der Zorn des Bacchus wäre nicht weniger furchtbar als der Zorn des Poseidon, der den Seefahrer nicht lebend in seine Heimat gelangen lässt. Der Zorn des Bacchus würde vielleicht einen olympischen Durst bedeuten, den ein Odysseus der Kneipe zwanzig Jahre lang nicht stillen könnte. Ein wahrhaft furchtbarer Gedanke! Tatsächlich, das Problem von Candelo ist das Problem der Leidenschaft. Will der Mensch das Feuer seiner Leidenschaft löschen, so kann er es nur mit seinem Blut tun. Wenn er das Feuer gelöscht hat, ist es dahin. Wenn er es brennen lässt, dann verzehrt es ihn, und er ist auch dahin. Die Bauern von Candelo haben ihren Wein in das Feuer der Götter gegossen. Es ist des Menschen Pflicht, auf dieser Welt zu verschwenden, was er behalten möchte. Als die Bauern am Morgen die rauchenden Trümmer durchsuchten, fanden sie in einem Gewölbe, das vom Zusammensturz verschont geblieben war, ein Fass, das niemandem gehörte. Es war unversehrt. Sie öffneten das Fass, und jeder von ihnen nahm sich einen Becher von seinem Wein, der uralt war und schwer und herrlich. Der letzte Burgherr noch hatte ihn gekeltert. Seien wir keinen Augenblick traurig über das Problem von Candelo. Denken wir daran, dass es in einer menschlichen Welt, die die Verschwendung von uns fordert, unsere Pflicht ist, wie jener Mann zu handeln, der vor 200 Jahren das Fass verschloss, damit die Enkel später davon trinken können. Möge ein jeder seinen Nachfahren, welche er niemals kennen wird, Gutes erweisen, auf dass er wert sei, aus dem Becher der Ahnen, welche er niemals gekannt hat, zu trinken. Das Problem von Candelo · Curt Emmrich · Italien Piemont Read the full article
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blog-aventin-de · 1 day
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21 · Der kleine Prinz · Novelle
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21 · Der kleine Prinz · Antoine de Saint-Exupéry · Novelle
In diesem Augenblick erschien der Fuchs: »Guten Tag«, sagte der Fuchs. »Guten Tag«, antwortete höflich der kleine Prinz, der sich umdrehte, aber nichts sah. »Ich bin da«, sagte die Stimme, »unter dem Apfelbaum …« »Wer bist du?« sagte der kleine Prinz. »Du bist sehr hübsch …« »Ich bin ein Fuchs«, sagte der Fuchs. »Komm und spiel mit mir«, schlug ihm der kleine Prinz vor. »Ich bin so traurig …« »Ich kann nicht mit dir spielen«, sagte der Fuchs. »Ich bin noch nicht gezähmt!« »Ah, Verzeihung!« sagte der kleine Prinz. Aber nach einiger Überlegung fügte er hinzu: »Was bedeutet das: ›zähmen‹?« »Du bist nicht von hier, sagte der Fuchs, »was suchst du?« »Ich suche die Menschen«, sagte der kleine Prinz. »Was bedeutet ›zähmen‹?« »Die Menschen«, sagte der Fuchs, »die haben Gewehre und schießen. Das ist sehr lästig. Sie zielen auch auf Hühner. Das ist ihr einziges Interesse. Du suchst Hühner?« »Nein«, sagte der kleine Prinz, »ich suche Freunde. Was heißt ›zähmen‹?« »Das ist eine in Vergessenheit geratene Sache«, sagte der Fuchs. »Es bedeutet: sich ›vertraut machen‹.« »Vertraut machen?« »Gewiss«, sagte der Fuchs. »Du bist für mich noch nichts als ein kleiner Knabe, der hunderttausend kleinen Knaben völlig gleicht. Ich brauche dich nicht, und du brauchst mich ebenso wenig. Ich bin für dich nur ein Fuchs, der hunderttausend Füchsen gleicht. Aber wenn du mich zähmst, werden wir einander brauchen. Du wirst für mich einzig sein in der Welt. Ich werde für dich einzig sein in der Welt …« »Ich beginne zu verstehen«, sagte der kleine Prinz. »Es gibt eine Blume … ich glaube, sie hat mich gezähmt …« »Das ist möglich«, sagte der Fuchs. »Man trifft auf der Erde alle möglichen Dinge …« »Oh, das ist nicht auf der Erde«, sagte der kleine Prinz. Der Fuchs schien sehr aufgeregt: »Auf einem anderen Planeten?« »Ja.« »Gibt es Jäger auf diesem Planeten?« »Nein.« »Das ist interessant! Und Hühner?« »Nein.« »Nichts ist vollkommen!« seufzte der Fuchs. Aber der Fuchs kam auf seinen Gedanken zurück: »Mein Leben ist eintönig. Ich jage Hühner, die Menschen jagen mich. Alle Hühner gleichen einander, und alle Menschen gleichen einander. Ich langweile mich also ein wenig. Aber wenn du mich zähmst, wird mein Leben wie durchsonnt sein. Ich werde den Klang deines Schrittes kennen, der sich von allen anderen unterscheidet. Die anderen Schritte jagen mich unter die Erde.« Weiter sagte der Fuchs: »Deine werden mich wie Musik aus dem Bau locken. Und dann schau! Siehst du da drüben die Weizenfelder? Ich esse kein Brot. Für mich ist der Weizen zwecklos. Die Weizenfelder erinnern mich an nichts. Und das ist traurig. Aber du hast weizenblondes Haar. Oh, es wird wunderbar sein, wenn du mich einmal gezähmt hast! Das Gold der Weizenfelder wird mich an dich erinnern. Und ich werde das Rauschen des Windes im Getreide liebgewinnen.« Der Fuchs verstummte und schaute den Prinzen lange an: »Bitte … zähme mich!« sagte er. »Ich möchte wohl«, antwortete der kleine Prinz, »aber ich habe nicht viel Zeit. Ich muss Freunde finden und viele Dinge kennenlernen.« »Man kennt nur die Dinge, die man zähmt«, sagte der Fuchs. »Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgend etwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr. Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!« »Was muss ich da tun?« sagte der kleine Prinz. »Du musst sehr geduldig sein«, antwortete der Fuchs. »Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir ins Gras. Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen. Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse. Aber jeden Tag wirst du dich ein bisschen näher setzen können …« Am nächsten Morgen kam der kleine Prinz zurück. »Es wäre besser gewesen, du wärst zur selben Stunde wiedergekommen«, sagte der Fuchs. »Wenn du zum Beispiel um vier Uhr nachmittags kommst, kann ich um drei Uhr anfangen, glücklich zu sein. Je mehr die Zeit vergeht, um so glücklicher werde ich mich fühlen. Um vier Uhr werde ich mich schon aufregen und beunruhigen. Ich werde erfahre, wie teuer das Glück ist. Wenn du aber irgendwann kommst, kann ich nie wissen, wann mein Herz da sein soll … Es muss feste Bräuche geben.« »Was heißt ›fester Brauch‹?«, sagte der kleine Prinz. »Auch etwas in Vergessenheit Geratenes«, sagte der Fuchs. »Es ist das, was einen Tag vom anderen unterscheidet, eine Stunde von den anderen Stunden. Es gibt zum Beispiel einen Brauch bei meinen Jägern. Sie tanzen am Donnerstag mit dem Mädchen des Dorfes. Daher ist der Donnerstag der wunderbare Tag. Ich gehe bis zum Weinberg spazieren. Wenn die Jäger irgendwann einmal zum Tanze gingen, wären die Tage alle gleich und ich hätte niemals Ferien.« So machte denn der kleine Prinz den Fuchs mit sich vertraut. Und als die Stunde des Abschieds nahe war: »Ach!« sagte der Fuchs, »ich werde weinen.« »Das ist deine Schuld«, sagte der kleine Prinz, »ich wünschte dir nichts Übles, aber du hast gewollt, dass ich dich zähme …« »Gewiss«, sagte der Fuchs. »Aber nun wirst du weinen!« sagte der kleine Prinz. »Bestimmt«, sagte der Fuchs. »So hast du nichts gewonnen!« »Ich habe«, sagte der Fuchs, »die Farbe des Weizens gewonnen.« Dann fügte er hinzu: »Geh die Rosen wieder anschauen. Du wirst begreifen, dass die deine einzig ist in der Welt. Du wirst wiederkommen und mir adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis schenken.« Der kleine Prinz ging, die Rosen wiederzusehen: »Ihr gleicht meiner Rose gar nicht, ihr seid noch nichts«, sagte er zu ihnen. »Niemand hat sich mit euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht, und jetzt ist er einzig in der Welt.« Und die Rosen waren sehr beschämt. »Ihr seid schön, aber ihr seid leer«, sagte er noch. »Man kann für euch nicht sterben. Gewiss, ein Irgendwer, der vorübergeht, könnte glauben, meine Rose ähnle euch. Aber in sich selbst ist sie wichtiger als ihr alle, da sie es ist, die ich begossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer den zwei oder drei um der Schmetterlinge willen). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen gehört habe oder auch manchmal schweigen. Da es meine Rose ist.« Und er kam zum Fuchs zurück: »Adieu«, sagte er … »Adieu«, sagte der Fuchs. »Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.« »Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar«, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken. »Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.« »Die Zeit, die ich für meine Rose verloren habe …«, sagte der kleine Prinz, um es sich zu merken. »Die Menschen haben diese Wahrheit vergessen«, sagte der Fuchs. »Aber du darfst sie nicht vergessen. Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast. Du bist für deine Rose verantwortlich …« »Ich bin für meine Rose verantwortlich …«, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken. 21 · Der kleine Prinz · Antoine de Saint-Exupéry · Novelle Read the full article
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blog-aventin-de · 2 days
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Reinigung · Kurt Tucholsky
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Reinigung · Kurt Tucholsky · Satire Sauberkeit
Reinigung ... aber womit? Mir ist aufgefallen: es gibt eine ganze Menge sauberer Menschen. Sie waschen sich, zumeist auch da, wo sie sich früher nur ungern und an höheren Feiertagen zu waschen pflegten; sie putzen ihre Sachen ab, sie schrubben oder lassen es tun, sie reinigen, säubern, putzen, machen, tun … nur: ... Wenn man dann nachsieht, womit sie reinigen, dann muss man sich sehr wundern. Kochen sie ihre Zahnbürsten aus? Reinigen sie ihre Besen? Waschen sie ihre Staublappen? Säubern sie ihre Kämme? Museen des Drecks kann man dort entdecken, wo man es am wenigsten vermutet: in den Reinigungsinstrumenten. Es ist, als unterlägen jene nur der Zwangsvorstellung, sich zu säubern ... aber sie achten nicht darauf, womit sie es tun. Was auf eine Frage der hauswirtschaftlichen Erziehung hinauslaufen täte ... aber freilich: so optimistisch sind wir nicht. Es wird noch lange, lange Jahre dauern, bis Hausfrauen und Hausmänner verstehen, was eine vernünftige Normung ist; bis sie Maschinen gescheit für sich arbeiten lassen; bis sie ihren Kram mit Liebe und Verständnis tun. Ich spreche nicht von der Notlage solcher Menschen: ich glaube, dass man fast alles, was sie tun, praktischer, sauberer, schneller und ebenso billig und ebenso teuer machen kann, als es heute geschieht. Aber ich will mich mit der Regierung nicht verfeinden … wie man früher sagte. Sich zu säubern ist gut. Die Säuberungsgegenstände reinlich zu halten ist besser. Sind die immer reinlich? Sie sind nicht immer reinlich! Sehen Sie: der Staat kämmt sich in der Rechtspflege die Schuppen aus dem Haar. Nun sagen Sie selbst –: womit tut er das ...? Reinigung · Kurt Tucholsky · Essay Read the full article
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blog-aventin-de · 2 days
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Zustimmung zum Frieden · AMORC
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Zustimmung zum Frieden · AMORC · Leben in Harmonie und Glück
Ich trage zum Frieden bei, wenn ich danach strebe, das Beste meines Selbst in meinen Begegnungen mit anderen zum Ausdruck zu bringen. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich meine Intelligenz und meine Fähigkeiten dazu nutze, dem Guten zu dienen. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich Mitgefühl mit all denen empfinde, die leiden. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich alle Menschen als meine Brüder und Schwestern betrachte, unabhängig von Rasse, Kultur und Religion. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich mich über das Glück anderer freue und für ihr Wohlergehen hoffe. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich mit Respekt und Toleranz Meinungen anhöre, die sich von meinen eigenen unterscheiden oder ihnen sogar widersprechen. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich, um einen Konflikt zu regeln, zum Gespräch Zuflucht nehme, anstatt auf Macht zurückzugreifen. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich die Natur achte und sie für zukünftige Generationen bewahre. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich meine Vorstellungen von Gott nicht anderen aufdränge. Ich trage zum Frieden bei, wenn ich Frieden zum Fundament meiner Ideale und Philosophie mache. Zustimmung zum Frieden · AMORC · Leben in Harmonie und Glück Read the full article
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blog-aventin-de · 3 days
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Die beiden Enten und der Frosch
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Die beiden Enten und der Frosch · Wilhelm Busch · Gedicht
Sieh da, zwei Enten jung und schön, die wollen an den Teich hingehn. Zum Teiche gehn sie munter und tauchen die Köpfe unter. Die eine in der Goschen trägt einen grünen Froschen. Sie denkt allein ihn zu verschlingen, das soll ihr aber nicht gelingen. Die Ente und der Enterich, die ziehn den Frosch ganz fürchterlich. Sie ziehn ihn in die Quere, das tut ihm weh gar sehre. Der Frosch kämpft tapfer wie ein Mann. Ob das ihm wohl was helfen kann? Schon hat die eine ihn beim Kopf, die andre hält ihr zu den Kropf. Die beiden Enten raufen, da hat der Frosch gut laufen. Die Enten haben sich besunnen und suchen den Frosch im Brunnen. Sie suchen ihn im Wasserrohr, der Frosch springt aber schnell hervor. Die Enten mit Geschnatter stecken die Köpfe durchs Gatter. Der Frosch ist fort - die Enten, wenn die nur auch fort könnten! Da kommt der Koch herbei sogleich, und lacht: »He, jetzt hab' ich euch!« Drei Wochen war der Frosch so krank! Jetzt lacht er wieder, Gott sei Dank! Die beiden Enten und der Frosch · Wilhelm Busch · Gedicht Read the full article
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blog-aventin-de · 4 days
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Der Schmarotzer · Parabel
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Der Schmarotzer · Parabel · Leben Faulheit und Dummheit
Es war einmal einer, der war faul und dumm. Gar nichts nannte er sein Eigen und die Arbeit mochte er auch nicht. Bei dem einen bettelte er um Essen, bei dem anderen um einen Trank und beim dritten um etwas Anderes. So schlug er sich durch und kannte weder Ehre noch Scham. Er hatte aber gutmütige Nachbarn, die ihm halfen, wenn ihnen auch seine Bettelei nicht gefiel. Wo er sich sehen ließ, hieß es: »Der Schmarotzer ist wieder da! Gewiss braucht er wieder etwas von uns.« Der aber tat, als höre er nichts und ließ auch sein Betteln nicht sein. Schließlich wollte niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben und auch nichts mehr von ihm wissen. »Die Menschen taugen alle nichts; nicht einmal Mitleid haben sie mit einem armen Teufel. Ich will doch lieber mich an den Himmel wenden, der gnädiger ist als alle anderen«, sagte er deshalb zu sich selber. Also versteckte er sich irgendwo, hob die Hände gegen den Himmel und flehte: »Gott im Himmel, der du mich erschaffen hast, Schöpfer der Welt! Gib mir armen Elenden zu leben!« Aber es kam nichts, so sehr er auch um sich sah und suchte. Zum zweiten und zum dritten Mal wiederholte er so sein Gebet. »Ha, ha ha«, tönte es plötzlich ganz in seiner Nähe, »mach nur weiter so!« Die Jungen aus der Nachbarschaft standen da und lachten ihn aus. Da schämte sich der Schmarotzer zum ersten Mal in seinem Leben und beschloss, auf einen hohen Berg zu steigen, wo er dem Himmel näher wäre, und wo es keine Menschen gäbe, die ihn auslachen könnten. Auf dem Weg dorthin begegnete ihm ein Wolf. »Mensch, Mensch, wohin gehst du?« fragte dieser. »Zu Gott im Himmel«, antwortete der Schmarotzer. »Wenn das so ist, so erkundige dich bitte danach: ich habe von jedem lebenden Tier schon gefressen, wurde aber nicht fett dabei. Frage doch einmal nach, was ich fressen soll. Ich warte hier, bis du zurück kommst.« »Gut, gut«, sagte der Schmarotzer und ging weiter. Bald kam er an eine Eiche. »Mensch, wohin des Weges?« fragte ihn diese. »Zu Gott im Himmel«. »Wenn es wahr ist, so tue mir den Gefallen und erkundige dich, warum meine eine Seite immer vertrocknet ist.« »Gern will ich das tun«, sagte der Schmarotzer, setzte seinen Weg fort und kam an einen Fluss. »Mensch, Mensch! Wohin gehst du?« rief ein Fisch aus dem Wasser ihn an. »Zu Gott im Himmel«. »Bitte, bitte erkundige dich, warum ich auf dem linken Auge blind bin.« »Die Bitte ist leicht zu erfüllen«, antwortete der Schmarotzer und ging weiter. Als er dann auf den Grat des Berges angekommen war, stand da ein Hirsch und fragte ihn, was er hier oben suche. »Ich habe mit Gott im Himmel zu sprechen und deshalb bin ich hier her gekommen.« Der Hirsch war ein gutmütiges Tier und sagte zu ihm: »Du bist jetzt oben auf dem Berg und wenn du noch weiter hinauf willst, so kannst du mein Geweih als Leiter benutzen.« Der Schmarotzer ließ sich das nicht zweimal sagen, stieg auf den Hirsch und kletterte an dessen Gestänge empor. Plötzlich hörte er eine Stimme von oben: »Irdischer, wohin willst du?« »Zu dir, Allmächtigster!« antwortete demütig der Schmarotzer. »Was willst du von mir?« »Herr, ich habe nichts zu leben, sei mir gnädig!« »Kehre nach Hause zurück und du sollst finden, was du suchst!« antwortete der Höchste. Dann brachte der Schmarotzer auch noch die Anliegen des Wolfes, der Eiche und des Fisches vor, erhielt die erbetene Auskunft, dankte dem Allerhöchsten, dankte auch dem Hirsch und machte sich auf den Heimweg. So froh war er, dass er mehr tanzte als er ging. Und bald kam er auch wieder zum Fluss. »Nun?« fragte ihn der Fisch. »In deiner linken Kieme steckt ein Diamant, den nimm heraus und du wirst wieder sehen können«, antwortete der Schmarotzer. »Wenn du mir einen Gefallen erweisen willst, so hilf mir dabei«, sagte der Fisch. Der Schmarotzer nahm ihm den Diamanten aus der Kieme und das linke Auge des Fisches wurde wieder sehend. Um seine Dankbarkeit zu beweisen, schenkte ihm der Fisch den Stein, aber der Schmarotzer warf ihn ins Wasser. »Wozu denn? Ich finde zu Hause sowieso, was ich brauche«, sagte er hochmütig und ging weiter. »Der muss schön dumm sein!«, dachte der Fisch und schwamm fröhlich von dannen. Der Schmarotzer kam auch bald wieder zu der Eiche. »Hast du etwas erfahren?« fragte ihn diese. »Freilich! Da unter deiner vertrockneten Seite liegt ein großer Weinkrug begraben, den nimm heraus und der Saft kann wieder in dich aufsteigen.« Die Eiche bat ihn um Hilfe. Der Schmarotzer ließ sich auch nicht lange bitten und grub den Boden an der vertrockneten Seite des Baumes auf. Der Weinkrug aber war bis zum Rand mit Gold und Silber gefüllt. Die dankbare Eiche schenkte alles dem Schmarotzer. »Was soll ich damit, wenn ich doch mein Auskommen zu Hause habe«, antwortete dieser, gab dem Weinkrug einen Fußtritt und alles Gold und Silber rollte den Abgrund hinunter. »Muss der dumm sein!«, dachte die Eiche, »Wenn er es selbst nicht brauchen kann, so hätte er es doch wenigstens anderen Leuten geben können«, und schüttelte ihr Laub zum Zeichen dafür, wie sehr sie sich über diesen Menschen wunderte. Bald darauf kam der Schmarotzer zum Wolf. »Was für eine Antwort bringst du mir?« fragte dieser. »Ich soll dir sagen, dass Menschenfleisch dich fett machen wird«. »So, so! Nun, du bist ja auch ein Mensch«, sagte der Wolf und riss den Rachen auf … Am folgenden Tag fanden junge Hirten Kleidungsstücke und brachten sie ins Dorf. Alle erkannten die Kleider des Schmarotzers wieder und bemitleideten ihn, obwohl sie ihn gar nicht leiden mochten. Ein alter Mann aber sagte zu den Jungen: »Da seht ihr es! Die Welt ist Arbeit und der Faule nahm es krumm. Sein Leben und sein Tod sind sowohl zum Weinen als auch zum Lachen!« Der Schmarotzer · Parabel · Leben und Dummheit Read the full article
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blog-aventin-de · 4 days
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Foto Kaktusfeigen
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Foto Kaktusfeigen · Delikatesse der besonderen Art · Opuntien
Die Kaktusfeige galt seit jeher als Delikatesse. Sie ist die Frucht des bis zu vier Meter hoch werdenden Opuntien-Kaktus. Die Kaktusfeige wird so groß wie ein Gänseei und kann von unterschiedlicher Farbe (grün, gelb bis rot) sein. Die Schale mit den Stacheln entfernt man leicht, indem man die mit einer Gabel aufgespießte Frucht unter fließendem Wasser schält. Das Fleisch der Feige steckt voller Vitamine und schmeckt süß-säuerlich. Der Geschmack erinnert leicht an eine Mischung aus Birne und Melone. Die im Fruchtfleisch liegenden Samen können unbedenklich mit gegessen werden. Foto Kaktusfeigen · Delikatesse der besonderen Art · Opuntien · Wissen Read the full article
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blog-aventin-de · 5 days
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Hahn und Edelstein
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Hahn und Edelstein · Aesop Fabel · Notwendigkeit
Ein hungriger Hahn scharrte auf einem Misthaufen nach Körnern und fand einen Edelstein. Unmutig stieß er den Stein beiseite und rief aus: »Was nützt einem Hungrigen dieser kostbare Stein! Sein Besitz macht einen wohl reich, aber nicht satt!« »Wie gerne würde ich diesen Schatz verschenken um nur ein paar Gerstenkörner zu erhalten.« Lehre: Ein Stück Brot, das dich nährt, ist manchmal mehr wert als Gold und Edelsteine. Hahn und Edelstein · Aesop Fabel · Notwendigkeit Read the full article
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blog-aventin-de · 5 days
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Herausragen · Gisela Elsner
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Herausragen · Gisela Elsner · Kurzgeschichte · Leben
Triboll ragte aus der Straße heraus, er ragte schon länger heraus, plötzlich jedoch hatte das Ragen ein Ende. Ein Baum kam, und als Triboll daneben stand, musste er zugeben, dass der Baum ragte und er nicht mehr. Weil er sich so sehr wünschte, wieder ragen zu können, nahm er eine Axt und machte aus dem Baum eine Leiche. Triboll war zwar jetzt ein Mörder, aber er konnte wieder ragen. Da kam ein Haus, das ganz nahe an der Straße stand. Es war ein neues Haus, ein Haus mit weißen Wänden, einem spärlichen Eingang und einem sehr spärlichen Fenster. Im Fenster hing die Fantasielosigkeit und schrie, und eine hohe Mauer, betont konservativ, umgab das Bauwerk. Aber das Haus ragte, und es war schwerer, ein Haus als einen Baum zu ermorden. Triboll ließ es einfach unter sich. Er stieg über die konservative Gartenmauer und setzte sich, es hatte ihm viel Anstrengung gekostet, auf den Giebel des Hauses. Nun ragte er wieder, hatte eine weitaus bessere Sicht als jemals zuvor, und er sah, dass andere ebenso ragten wie er, doch er ragte mit Freuden in dieser Gesellschaft und lächelte herablassend, als er einen Jugend-Ragenden auf der Straße stolz einher stelzen sah. Triboll war ein erwachsener Ragender geworden. Herausragen · Gisela Elsner · Kurzgeschichte Read the full article
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blog-aventin-de · 6 days
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Symbol und Allegorie
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Symbol und Allegorie · R.M.F · Alltagspsychologie
Der Umstand, dass dingliche Symbole, mag ihr Symbolwert noch so sehr im wechselnden Leben des Augenblicks wurzeln, dauernd bestehen, und dass sie sich loslösen lassen vom erlebenden ICH, hat bewirkt, dass sie noch weit mehr verstandesmäßiger Konvention unterliegen als Mimik und Physiognomik, dass in höherem Grad als diese der zweckhaft gerichtete Verstand sie verändert zu begrifflich festen Gebilden. Der Ausdruckswert ist stets nur in einer, oft schwer kontrollierbaren Einfühlung zu erfassen; der Verstand dagegen ist bestrebt, den Wert der Symbolik der fluktuierenden Augenblicklichkeit zu entrücken, an Stelle der schwer fassbaren und oft vieldeutigen Beziehung der Dinge zum ICH eine eindeutige, feste und konventionelle Beziehung zu setzen. Damit wird an Stelle der lebendigen und gefühlten Beziehung eine voll bewusste, fest umgrenzte gesetzt und das innerste Leben der Symbole ausgetrieben. An Stelle des Lebens tritt eine Fossilienbildung, das Symbol wird zur Allegorie. Als solche kann sie bestehen, selbst wenn das Leben erloschen ist, insofern sie zwar nicht mehr erlebt, nur noch gedacht wird. Man hat in der Kunst mit Recht die Allegorie getadelt, weil sie nicht durch unmittelbares Nacherleben zu erfassen ist; was jedoch nicht hinderte, dass viele Werke großer Künstler, wie Michelangelos Medici-Grabmäler, Dantes Göttliche Komödie und Goethes Faust stark allegorisch sind. Das Leben bedient sich der Allegorie überall, um Abstraktes, Transzendentes und Unendliches sinnfällig darzustellen. Man denke zum Beispiel an christliche Religionen: das Kreuz, das Wasser bei der Taufe, Brot und Wein beim Abendmahl und vieles andere sind nicht mehr unmittelbar empfundene Symbole, sondern sind Allegorien, die durch den Verstand und dem Wissen um den Zusammenhang, auf transzendente Dinge bezogen werden. Ebenso haben das Staatswesen, die Rechtspflege und die Wissenschaft ihre allegorisch gewordenen Symbole. Indessen wäre es falsch, weil alle diese Dinge nur mit Hilfe des Verstandes erfasst werden können, zu übersehen, dass sie trotzdem auch auf das Gefühl zu wirken vermögen. Allegorien können nachträglich Gefühlswirkung erhalten und dienen dadurch, trotz ihres rationalen Ursprungs, dazu, das Leben mit Gefühlswerten zu erfüllen. Wenn zuweilen die Symbole zu Allegorien verblassen, so ist dagegen zu betonen, dass auch Allegorien echten Symbolwert bekommen können, und ein Leben ohne solche Symbole wäre arm und farblos. Es war nicht klug vom Protestantismus, es war auch nicht klug von der modernen Demokratie, dass sie glaubten, der Allegorien und Symbole entraten zu können: das Versagen ihrer Macht auf das Gemüt des Volkes ist gerade hierin zu suchen. Es wird eine Lebensfrage für diese Strömungen sein, ob es ihnen gelingt, eine eigene Symbolik zu finden, die sich kaum mit Bewusstsein machen lässt, die sich nur natürlich entwickeln kann. Die Welt will träumen, will nicht bloß in Wachheit sein, und es steckt tiefe Wahrheit in den Worten jenes Königs Kandaules bei Hebbel: Man soll nicht immer sagen: was ist ein Ding? Zuweilen auch: was gilt's? Ich weiß gewiss, die Zeit wird einmal kommen, wo alles denkt, wie ich; was steckt denn auch in Schleiern, Kronen oder rost'gen Schwertern, das ewig wäre? Doch die müde Welt ist über diesen Dingen eingeschlafen, die sie in ihrem letzten Kampf errang, und hält sie fest. Wer sie ihr nehmen will, der weckt sie auf. Drum prüfe er sich vorher, ob er auch stark genug ist, sie zu binden, wenn sie, halb wachgerüttelt, um sich schlägt, und reich genug, ihr Höheres zu bieten, wenn sie den Tand unwillig fahren lässt. Die Welt will nicht nur Ausdruck, sie will auch Maske und Rausch, und beides vermag ihr die Symbolik, weit über den aktuellen Ausdruck hinaus, zu bieten. Indem das Leben in dinghafte Symbole eingeht, materialisiert und mechanisiert es sich, und diese Materialisationen gewinnen eine Gewalt über das Leben, der dieses oft völlig unterliegt. Indem die organisch wachsende Symbolik vom zwecksetzenden Verstand übernommen und seinen Zwecksetzungen untergeordnet wird, verliert sie ihr organisches Wesen, wird mechanisch, starr und unlebendig. Nennen wir die organische Symbolschaffung Kultur, so müssen wir als ihre vom zwecksetzenden Verstand geleitete Umformung ihre Mechanisierung, die Zivilisation verstehen lernen, die zwar aus dem Leben hervorgegangen ist, aber sich davon emanzipiert und ihr überordnet. In der Zivilisation sind die lebendigen Symbole erstarrt, sie sind nicht mehr Ausdruck des Lebens, sondern eine äußere Dekoration oder ein Ballast, der mitgeschleift wird, weil die Kraft nicht mehr besteht, ihn durch lebendiges Wachstum zu ersetzen. Symbol und Allegorie · R.M.F · Alltagspsychologie Read the full article
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blog-aventin-de · 6 days
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Die Welt ist ein Sardellensalat
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Die Welt ist ein Sardellensalat · Johann Wolfgang von Goethe
Die Welt ist ein Sardellensalat! Er schmeckt uns früh, er schmeckt uns spat. Zitronenscheiben rings umher, dann Fischlein, Würstlein, und was noch mehr. Ja Öl und Essig kunterbunt und Kapern grün und kugelrund, so stopft die Welt man in den Mund! Die Welt ist ein Sardellensalat · Johann Wolfgang von Goethe Read the full article
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blog-aventin-de · 7 days
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Der Ausweis · Kurt Tucholsky
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Der Ausweis · Kurt Tucholsky · Vom Mittelpunkt der Welt · Satire
Wenn man in Deutschland mal irgendwo hingehen muss, braucht man einen Ausweis. Es gibt in diesem Land wahrscheinlich überhaupt kein öffentliches Haus und keinen Raum, für die man nicht einen Ausweis braucht, außer bestimmte Örtchen. Der Vorgang ist immer derselbe: Den ahnungslosen Bürger überfällt ein barscher Mann oder eine dominante Frau, knurrt ärgerlich: »Ausweis?« weist die Leute ohne den Fetzen Papier wieder zurück und lässt die Leute mit dem Fetzen Papier ins gelobte Land. Wo bekommst du einen Ausweis her? Um einen Ausweis zu bekommen - manchmal heißt der Ausweis auch Reisepass oder Anmeldeschein oder Passierkarte oder Personalausweis - um einen Ausweis zu bekommen, musst du in Deutschland in ein Büro gehen. In dem Büro sitzt ein Mann oder auch eine Frau beim Frühstück. Du klopfst vorsichtig an, gehst leise hinein (dass du dir nicht die Schuhe vor der Tür ausziehst, liegt nur daran, dass du noch nicht genügend Ausländer bist), siehst dich unendlich ehrfurchtsvoll im Heiligtum um und wagst endlich, den Mund aufzumachen: »Guten Tag!« Nichts - der oder die Beamte/in klappt seine/ihre Stulle auf. Käse. Mutter hätte auch … Der oder die Beamte/in ist ärgerlich. Du sagst nichts. Eine dicke Fliege stößt sich den Kopf an der Fensterscheibe. Nach einer langen Weile bekommst du eine revolutionäre Wallung und machst: »Rhm!« Gar nichts passiert. Nach einer längeren Weile wendet der oder die Käsemann/frau den Kopf, sieht dich, der du ärgerlich hinter der Schranke aufgebaut stehst, vorwurfsvoll an und hebt den Kopf mit einem Geräusch, das ungefähr »He« heißen kann. Du sagst deinen Vers auf. Du wolltest, sagen wir, nach XY fahren und einen ausgestopften Bernhardiner mitnehmen und deine alte Tante besuchen, und du brauchst dazu eine Ausfuhrbewilligung und eine Einreiseerlaubnis und einen, Herrgottnichtnochmal, einen Ausweis. Die Tragödie beginnt. Der oder die Käsemann/frau macht dir soviel Schwierigkeiten, bis dir die Lust vergeht, in deinem ganzen Leben je noch einmal nach XY zu fahren, bis deine alte Tante und der ausgestopfte Bernhardiner gänzlich von den Motten zerfressen sind. Du hattest dir das alles so einfach gedacht - aber der Mann oder die Frau belehrt dich eines besseren. Ungeheuerer Kummer türmt sich vor dir auf: Denn welchen Zweck hätte sonst das Dasein des Mannes oder der Frau hinter der Schranke, wenn er oder sie dir keinen Kummer machen könnte? Nach unendlichem Gewürge bekommst du dann endlich doch einen Ausweis. Das ist keine parteipolitische Frage, die mit dem Ausweis. Wenn das einmal aus den eingebildeten Köpfen heraus ginge, dass jedes kleine Murksamt sich einbildet, der Mittelpunkt der Welt zu sein und sich des Weiteren einbildet, die Leute hätten alle nichts anderes zu tun, als diese albernen Formalitäten zu erfüllen! - Wenn das einmal aus den Köpfen heraus ginge! Jeder, des dies liest, nickt vielleicht mit dem Kopf und lächelt und sagt: Ja. Recht hat er. Aber ob es deshalb einen Ausweis weniger geben wird? Jeder hält alle Ausweise für überflüssig - nur den seinen nicht. Und munter schmiert die ganze Gesellschaft, statt zu arbeiten, weiter Formulare und stellt Anträge und alle Einrichtungen wissen, wo, wann und wie lange du überall bist und warst! Der Ausweis · Kurt Tucholsky · Vom Mittelpunkt der Welt · Satire Read the full article
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blog-aventin-de · 7 days
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20 · Der kleine Prinz · Novelle
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20 · Der kleine Prinz · Antoine de Saint-Exupéry · Novelle
Aber nachdem der kleine Prinz lange über den Sand, die Felsen und den Schnee gewandert war, geschah es, dass er endlich eine Straße entdeckte. Und die Straßen führen ja zu den Menschen. »Guten Tag«, sagte er. Da war ein blühender Rosengarten. »Guten Tag«, sagten die Rosen. Der kleine Prinz sah sie an. Sie glichen alle seiner Blume. »Wer seid ihr?« fragte er sie höchst erstaunt. »Wir sind Rosen«, sagten die Rosen. »Ach!« sagte der kleine Prinz … Und er fühlte sich sehr unglücklich. Seine Blume hatte ihm erzählt, dass sie auf der ganzen Welt einzig in ihrer Art sei. Und siehe da! Da waren fünftausend davon, alle gleich, in einem einzigen Garten! Sie wäre sehr böse, wenn sie das sähe, sagte er zu sich … sie würde fürchterlich husten und so tun, als stürbe sie gleich, um der Lächerlichkeit zu entgehen. Und ich müsste wohl so tun, als pflegte ich sie, denn sonst ließe ich sie wirklich sterben, um auch mich zu beschämen … Dann sagte er sich noch: Ich glaubte, ich sei reich durch eine einzigartige Blume, und ich besitze nur eine gewöhnliche Rose. Sie und meine drei Vulkane, die mir bis ans Knie reichen und von denen einer vielleicht für immer erloschen ist, das macht aus mir keinen sehr großen Prinzen … Und er warf sich ins Gras und weinte. 20 · Der kleine Prinz · Antoine de Saint-Exupéry · Novelle Read the full article
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blog-aventin-de · 8 days
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Vom Garten des Herrn Ming
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Vom Garten des Herrn Ming · James Krüss · Liebe
Im stillen Gartenreich Des alten Gärtners Ming, Da schwimmt in einem Teich Ein Wasserrosending. Den alten Ming in China Entzückt sie ungemein, Er nennt sie Cathrina, Chinesisch: Ka-Ta-Rain. Mit einer Pluderhose Und sehr verliebtem Sinn Geht er zu seiner Rose hin. Er singt ein Lied und fächelt Der Rose Kühlung zu. Die Rose aber lächelt Nur für den Goldfisch Wu. Sie liebt das goldne Fischchen, Das oft vorüberschießt Und auf den Blättertischchen Den Rosenduft genießt. Doch Wu, der Goldfisch-Knabe, Der lockre Bube, gibt Ihr weder Gruß noch Gabe, Weil er ein Hühnchen liebt. Er liebt Shu-Shu, das kleine, Goldrote Hühnerding. Jedoch Shu-Shu, die Feine, Liebt nur den Gärtner Ming. So liebt Herr Ming Cathrina, Cathrina liebt den Wu Wu liebt Shu-Shu aus China, Den Gärtner liebt Shu-Shu. Man liebt sich sanft und leise. Doch keiner liebt zurück. Und niemand in dem Kreise Hat in der Liebe Glück. Sie leben und sie warten, Sind traurig und verliebt In diesem kleinen Garten, Von dem es so viele gibt. Vom Garten des Herrn Ming · James Krüss · Liebe Read the full article
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blog-aventin-de · 8 days
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Vom Garten des Herrn Ming
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Vom Garten des Herrn Ming · James Krüss · Liebe
Im stillen Gartenreich Des alten Gärtners Ming, Da schwimmt in einem Teich Ein Wasserrosending. Den alten Ming in China Entzückt sie ungemein, Er nennt sie Cathrina, Chinesisch: Ka-Ta-Rain. Mit einer Pluderhose Und sehr verliebtem Sinn Geht er zu seiner Rose hin. Er singt ein Lied und fächelt Der Rose Kühlung zu. Die Rose aber lächelt Nur für den Goldfisch Wu. Sie liebt das goldne Fischchen, Das oft vorüberschießt Und auf den Blättertischchen Den Rosenduft genießt. Doch Wu, der Goldfisch-Knabe, Der lockre Bube, gibt Ihr weder Gruß noch Gabe, Weil er ein Hühnchen liebt. Er liebt Shu-Shu, das kleine, Goldrote Hühnerding. Jedoch Shu-Shu, die Feine, Liebt nur den Gärtner Ming. So liebt Herr Ming Cathrina, Cathrina liebt den Wu Wu liebt Shu-Shu aus China, Den Gärtner liebt Shu-Shu. Man liebt sich sanft und leise. Doch keiner liebt zurück. Und niemand in dem Kreise Hat in der Liebe Glück. Sie leben und sie warten, Sind traurig und verliebt In diesem kleinen Garten, Von dem es so viele gibt. Vom Garten des Herrn Ming · James Krüss · Liebe Read the full article
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blog-aventin-de · 8 days
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19 · Der kleine Prinz
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19 · Der kleine Prinz · Antoine de Saint-Exupéry · Novelle
Der kleine Prinz stieg auf einen hohen Berg. Die einzigen Berge, die er kannte, waren die drei Vulkane, und sie reichten nur bis an die Knie, und den erloschenen Vulkan benutze er als Schemel. Von einem Berg so hoch wie der da, sagte er sich, werde ich mit einmal den ganzen Planeten und alle Menschen sehen … Aber er sah nichts als die Nadeln spitziger Felsen. »Guten Tag«, sagte er aufs Geratewohl. »Guten Tag … Guten Tag … Guten Tag …«, antwortete das Echo. »Wer bist Du?«, sagte der kleine Prinz. »Wer bist Du … Wer bist Du … Wer bist Du …?«, antwortete das Echo. »Seid meine Freunde, ich bin allein«, sagte er. »Ich bin allein … allein … allein …«antwortete das Echo. Was für ein merkwürdiger Planet! dachte er da. Er ist ganz trocken, voller Spitzen und ganz salzig. Und den Menschen fehlt es an Phantasie. Sie wiederholen, was man ihnen sagt … Zu Hause hatte ich eine Blume: Sie sprach immer zuerst … 19 · Der kleine Prinz · Antoine de Saint-Exupéry · Novelle Read the full article
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