Tumgik
aufwegig-blog · 6 years
Text
Majestäten
Tumblr media
Legende, Herausforderung, spannender Tummelplatz für Bergsteiger hoch über dem Königssee und ein beeindruckender Anblick aus jeder Perspektive: der unbestrittene König der bayerischen Berge ist der Watzmann.
Tumblr media
Dramatisch ist der Mythos Watzmann in jeder Hinsicht - der phantasievollen Bereicherung um Wasserfälle, bizarre Felsformationen oder ähnliche Kunstgriffe aus dem dramaturgischen Repertoire der romantischen Landschaftsmalerei hätte es eigentlich gar nicht bedurft:
Tumblr media
Wolkenspiele über dem Watzmannkar.
Tumblr media
Kapelle, Hütte, gefällte Bäume: unter dem Berchtesgadener Gipfelpanorama präsentiert Ludwig Richter die Natur als zwar beeindruckend und wild, aber gut erschlossen und dem Menschen dienlich.
Tumblr media
Überwältigende Kulisse - der Berg ist was er ist: E.T. Comptons Ansicht der Mittelspitze.
Tumblr media
Die Bergsteigerkönigin Marie von Preußen hat das Watzmann Hocheck mehrfach bestiegen, eine Gedenktafel bekam sie allerdings nicht, die blieb Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem späteren Friedrich III., vorbehalten.
Tumblr media
Die Königin unserer bayerischen Berge, die wir mit den Tirolern teilen, blieb Marie - zumindest zu Lebzeiten Ihres Mannes - ebenfalls versagt: die Zugspitze. Zu ungeeignet fand er deren Besteigung für eine Königin.
Damit hatte Max II. aus zeitgenössischer Sicht nicht unbedingt Unrecht: die Liebe zu ihrer (neuen) Heimat brachte Marie viel Sympathie ein, allerdings sorgte sie auch für Aufsehen, wenn sie in ihrem selbstentworfenen Bergsteigerkostüm mit Hosen unter dem skandalös kurzen Rock ausrückte. Wurde es dann ordentlich alpin, blieb sogar der Rock bei den weniger bergaffinen Begleiterinnen zurück, während Marie mit dem Bergführer zum Gipfel aufstieg.
Tumblr media
Marie von Preußen und Max II. auf einem Gemälde von Philipp von Foltz. Wie praktisch, aber auch aufsehenerregend Maries Bergsteigerkostüm war, illustrieren ihre beiden Begleiterinnen, von denen eine, obwohl - so lassen Schuhe und Stock vermuten - ebenfalls mit auf Tour, jedoch ein ihrem sozialen Status angemessenes Kleid trägt.
Tumblr media
Max II. Abfahrt nach der Jagd - Philipp von Foltz’ Gemälde bieten einen sympathischen, manchmal auch amüsanten Einblick in die Bergbegeisterung der Wittelsbacher: während Gipfelstürmerin Marie recht sportlich unterwegs war, ließ es Max, für den dem Zeitgeist entsprechend die Jagd zum höfischen Freizeitvergnügen und Naturerlebnis gehörte, schon mal etwas entspannter angehen.
Wäre die Zugspitze damals bereits so erschlossen gewesen wie heute, Max II. hätte es mit seinem Argument schwer gehabt; allerdings darf man bezweifeln, dass Marie mit einer Bahn- oder Gondelfahrt zufrieden gewesen wäre - ich ebensowenig.
Wenn man heute auf dem Zugspitzgipfel ankommt, ganz gleich aus welcher Richtung, ist vom Zauber des Berges auf den ersten Blick nicht mehr viel übrig. Mitunter scheint sogar vergessen, dass unter den Aussichtsplattformen, dem Beton, dem Stahl und dem Glas, unter den Restaurants und dem Bratwurststandl ein Berg aus Wettersteinkalk steckt, so fassungslos wird man beäugt, wenn man mit nach dem Aufstieg durch den steilen Schutt weiß gekalkten Schuhen über die Stiege hinter dem Souvenirladen mitten unter den Seilbahnfahrern auftaucht.
Und trotzdem: wider Erwarten ist eine Tour auf die Zugspitze ziemlich lässig, sofern man sich nicht von der angestrengten Verbissenheit so mancher Gipfelaspiranten anstecken lässt. Ein bisserl Extramotivation kostet sie mich dennoch - nicht wegen des technischen Anspruchs, sondern weil ich weiß, dass ich besonders gut drauf sein und einen Tag mit sensationellen Bedingungen erwischen muss, um die für den unvermeidlichen Trubel erforderliche Gelassenheit mitzubringen.
Tumblr media
Großartiges Panorama vom Grat unter dem Zugspitzgipfel, an dem die Aufstiege über’s Zugspitzplatt und über die Wiener Neustädter Hütte zusammentreffen: ein ruhigeres Fleckerl mit vergleichbarer Aussicht lässt sich schwerlich finden.
Ausgefallene Termine bescherten mir unerwartet so einen perfekten Bergtag. Lange vor den Fahrzeiten der Ehrwalder Almbahn, mit der sich zwar der Hatscher zum Max-Klotz-Steig abkürzen ließe, aber ich will mir Zeit lassen können, um den Aufstieg zu genießen, und soweit es eben geht abseits des strapaziösen Treibens unterwegs sein, starte ich in Richtung Gatterl und Knorrhütte. Wie im Zeitraffer zieht der Nebel aus dem Gaistal herüber, und kurz bin ich versucht, auf der Ehrwalder Alm doch rechts abzubiegen, über’s Brendlkar zum Tajakopf aufzusteigen und die Zugspitze Zugspitze sein zu lassen - ihr Anblick über den Seebensee hinweg ist schließlich auch nicht schlecht.
Tumblr media
So ruhig ist’s am Seebensee nur im Winter: perfekt spiegelt sich die Zugspitze, ehe Frost und Schnee den See zudecken, bis sich, wenn’s zum Frühjahr hingeht, die Sonne wieder über die Gipfel reckt und die Wärme zurückkehrt.
Ein Reh kreuzt gemächlich wenige Meter vor mir den Güterweg und verschwindet unter makellos blauem Morgenhimmel im Wald: also los, heut geht’s auf’s Münchner Haus - an der Hochfeldernalm vorbei weiter zum Feldernjöchl und, dann bereits mitten im wilden, mächtigen Wetterstein, hinüber zum Gatterl.
Tumblr media
Auf der österreichischen Seite sind die Murmeltiere geschäftig auf den saftigen Hängen unterwegs, und nach der kleinen Kraxelei öffnet sich hinter dem ewig quietschenden Gatterl das beeindruckende Zugspitzplatt. Angesichts der Serpentinen, die sich durch das Geröll aus dem Reintal, das noch weitgehend im Schatten des Hochwanner liegt, emporziehen, ist der beinahe ebene Weg zur Knorrhütte gegenüber ein ganz sympathischer Anblick. Der Blick auf den imposanten Jubiläumsgrat und ins Reintal ist überwältigend, und die Aussicht auf eine sonnige Kaffeepause lässt den weiteren Aufstieg, der sich zum Teil bereits erschließt, gleich weit weniger kräftezehrend anmuten.
Tumblr media
Mit einer kleinen Brotzeit einschließlich einem Stückerl Zitronenkuchen im Magen und frischem Wasservorrat geht’s weiter, sobald die Trüppchen aus dem Reintal an der Knorrhütte eintreffen - der späte Vormittag ist der perfekte Zeitpunkt, um weiterzuziehen, und auf dem Weg bisher kräftesparend unterwegs gewesen zu sein zahlt sich nun aus.
Tumblr media
E.T. Compton - Knorrhütte. Größer als auf dieser Ansicht aus den 1890er Jahren ist die Hütte heute, an der Architektur, die sich an den Hang schmiegt und so auch Lawinen trotzt, hat sich wenig geändert.
Tumblr media
Die Hausherren hier oben beobachten die Karawanen, die an ihnen vorbeiziehen, einigermaßen gelangweilt - auch ihnen dürfte so ein sonniger, damit entspannter und ereignisloser Tag ausnehmend willkommen sein.
Der Anstieg zum Nördlichen Schneeferner windet sich mal steiler, mal flacher, aber insgesamt recht gemächlich über das Zugspitzplatt, das durch seine raue, spröde Schönheit beeindruckt - nicht umsonst fällt immer wieder der Begriff Mondlandschaft, wenn es beschrieben werden soll. Manchmal reicht ein Päuschen von ein paar Minuten entlang des Weges schon aus, um völlig unerwartet ein Stückerl so gut wie allein unterwegs zu sein - bei solchen Aussichten finden sich diese paar Minuten immer wieder fast wie von selbst.
Tumblr media Tumblr media
Leider sind die Spuren des Skizirkus überall sichtbar. Dazu das Schneefernerhaus, das wie das Hauptquartier eines James-Bond-Bösewichts verwegen am Hang thront, und das SonnAlpin,von dem man als absolut müheloses Gipfel- und Gletschererlebnis mit der Gondel von und zur Aussichtsplattform schweben kann - man möchte meinen, so ein Anblick brächte jeden, der größere Bauprojekte am Berg auch nur in Erwägung zieht, zur Vernunft (naives Wunschdenken, natürlich).
Tumblr media Tumblr media
Noch dient der Nördliche Schneeferner Tausenden Besuchern zum Ski- und Rodelvergnügen - der Anblick ist bereits in Augenhöhe eher kein Grund zu Freude. Das letzten Mal, als ich auf der Zugspitze war, lag im Kar noch Schnee; nun freue ich mich auf die Aussicht weit über das karge Platt hinweg, auf den Anblick des Gletschers von oben eher weniger...
Tumblr media
Unter der Gletscherbahn wartet schließlich die Passage, die die schwarze Wegmarkierung rechtfertigt: ein steiler Aufstieg durch Geröll, der direkt in einen versicherten Steig übergeht - technisch nicht ausnehmend schwer, aber Konzentration und Aufmerksamkeit ebenso wie ausreichend Kraftreserven sind gefordert. Ein gemütliches Pausenplatzerl findet man in dieser letzten knappen Stunde nicht mehr, ehe man auf dem Grat ankommt, an dem auch der Zustieg von der Wiener Neustädter Hütte auf den Gipfel führt.
Tumblr media
Wie beinahe jeder, der den Aufstieg by fair means abschließen will, lege ich zu Füßen der Schuttreise eine kleine Pause ein, um kurz die Beine in der Sonne auszustrecken und die Akkus wieder aufzuladen, und passe einen guten Zeitpunkt ab, um in den Hang einzusteigen - ein wenig Abstand ist hier durchaus nützlich: wer unvorsichtig ist oder seine Trittsicherheit überschätzt, wird schnell auf den (steinigen) Boden der Tatsachen zurück geholt, gleichermaßen ist es mühsam, unter seinem eigenen Tempo aufzusteigen oder im losen Schotter warten zu müssen.
Ich komme zügig voran, und bald geht’s auf gut versichertem Steig in einer letzten, ausgedehnten Kraxelei hinauf zum Grat, auf dem mit gerade noch ausreichend Abstand zum begehrten und frequentierten Gipfel alte Holzbänke zur ersatzweisen Gipfelrast einladen.
Tumblr media
Tiefblick nach Ehrwald: die Talstation der Tiroler Zugspitzbahn - dorthin geht’s im Anschluss zurück - und darüber die Wiener Neustädter Hütte. Nur eine Kletterin teilt sich mit mir die Bank auf dem Grat, wer sonst noch hier heraufkommt, nimmt sofort den Endspurt zum Gipfel in Angriff, den ich zugunsten dieses ruhigen, aussichtsreichen Fleckerls noch ein bisserl aufschiebe.
Tumblr media
Wenn die hohen Gipfel bereits verschneit sind, ist’s auch rund um das Gipfelkreuz der Zugspitze deutlich ruhiger. Bei perfekten, sommerlichen Bedingungen geht’s nur im Gänsemarsch hinüber, Wartezeit und Anstehen eingeschlossen....
Tumblr media
Da ich ohnehin keine Lust habe, mich durch die unzähligen Seilbahnfahrer zu drängeln um dann noch auf dem Steig zum Gipfelkreuz anzustellen, genieße ich die phänomenale Aussicht über die umliegende Bergwelt und bemühe mich, bei den traurigen Resten des Schneeferners nicht allzu genau hinzusehen... es wird nicht mehr lange dauern, und man wird ihn, ähnlich wie das Blaueis, nur noch aus Nostalgie Gletscher nennen können.
Üblicherweise beobachte ich Tiere, die Natur, wenn ich draußen unterwegs bin. Auf der Zugspitze auch seine Mitmenschen zu beobachten ist unvermeidlich. Ich gehöre eher nicht zu denjenigen, die einen Gipfel, der sich auf beinahe 3.000m erhebt, unterschätzen; gerade die Zugspitze scheint jedoch dazu zu verleiten. Es kann gut und notwendig sein, an seine Grenzen zu gehen - die Grenze zu Leichtsinn oder Überforderung zu überschreiten ist jedoch selten ratsam, auch wenn die Zugspitze, egal wie man sie erreicht und ob man sie als sportliche Herausforderung angeht oder als lediglich ein Ziel unter vielen auf seiner Liste an Sehenswürdigkeiten abhakt, immer noch ein ganz besonderer Sehnsuchtsort ist.
Als der Vermessungsingenieur Josef Naus mit seinen Begleitern im Auftrag Maximilian I. zur Kartierung des Werdenfelser Landes für das Königlich Bairische Topographische Bureau als dokumentierter Erstbesteiger im August 1820 den Zugspitzgipfel erreichte - vermessen konnte er ihn aufgrund eines Wettereinbruchs bei der Erstbesteigung nicht - war das Interesse an der Zugspitze noch deutlich geringer. Besonders glaubhaft wollte die Besteigung im Tal ohnehin nicht erscheinen, es bedurfte dafür mehrerer Anläufe mit verschiedenen Augenzeugen, bis man immerhin dem Schaf-Toni, dessen Schafe auf dem Platt weideten, und seinem Bericht von der Gipfelbesteigung Glauben schenkte.
Die Skepsis war vielleicht auch dem Aberglauben geschuldet: der furchterregende Zuggeist, ein mächtiger Zauberer und Herr über Berge und reiche Bodenschätze, sollte in Gestalt eines Bartgeiers, den man damals noch als unheimlichen Jäger fürchtete und ihm allerhand Schauergeschichten nachsagte, an der Zugspitze hausen:
Aus der dunklen Himmelsbläue schwebt er heran ohne Flügelschlag, schon aus der Ferne hört man ein gezogenes, anhaltend helltönendes »Pfy! Pfy!« fast mit dem Ausdrucke des Uebermutes, und bald rauscht der König der Hochalpen heran und kreist mit mächtig ausgespannten Flügeln über dem Beschauer, läßt sich etwas in die Tiefe, um zu beobachten, zu spähen, und erhebt sich ungeduldig in schraubenförmig gewundenem Fluge wieder in die oberen Lüfte in gerader Richtung hoch über die eisstrahlenden Gipfel. Er macht besonders auf Lämmer, Ziegen und Gemsen Jagd. Bei größeren Tieren hat er den ihm ganz eigenen Kunstgriff, daß er sie, wenn sie nahe am Abgrunde stehen, mit reißender Gewalt und der ungeheuren Kraft seiner Flügel gleichsam hinabzustoßen sucht; manchmal faßt er sie auch mit den Klauen und zwingt sie durch Flügelschläge und Schnabelhiebe, sich selbst in den Abgrund  zu stürzen, wo sie sich entweder stark beschädigen, so daß er ihrer Herr werden kann, oder sich auch ganz zerschmettern. Er hat sogar schon Kühe und Ochsen angefallen, schlafende Hirtenknaben und mühsam emporklimmende Gemsenjäger in den Abgrund gestürzt, ja es werden von ihm auch Beispiele von Kinderraub erzählt.
Heute beneidet man den Schaf-Toni darum, dass er, wie er Naus und seinem Team berichtete, regelmäßig Bartgeier um den Zugspitzgipfel kreisen sah, auch wenn ein Großteil der Gipfelaspiranten diese beeindruckenden Vögel wohl kaum eines Blickes würdigen würde...
Tumblr media
Carl Reiser - Zugspitze mit Eibsee. Diese Ansicht inspirierte nicht nur viele Künstler: sie dürfte eins der bekanntesten Postkarten- und Fotomotive aus der Zugspitzregion sein.
Tumblr media
Das intensive Blau des Eibsees, das ihm den Beinamen bayerische Karibik einbrachte, kommt von oben am besten zur Geltung...
Tumblr media
... der Tiefblick vom Watzmann, dem ein Seilbahnbau erspart blieb, steht ihm, einschließlich der Färbung des Königssees, jedoch in nichts nach.
Tumblr media
Während die Dohlen hier vorsichtig zum Rucksack schielen, ob man nicht vielleicht eine Leckerei auspackt, die man möglicherweise zu teilen gewillt ist, sind ihre Cousins auf der Zugspitze deutlich kecker. Wer nicht ausreichend aufmerksam mit seinem Kaiserschmarrn ist, dem stibitzen sie flink ein Stückerl vom Teller.
Die Tierwelt erobert sich ihr Revier zurück, wenn sie kann - und gerade wenn wir ihr unsere Bauprojekte aufzwingen ist’s ein Glücksfall, dass es immer wieder gelingt. Wer meint, bestimmte Tierarten dürften sich ihren Platz in einer Welt, die unverkennbar menschliche Handschrift trägt, nicht suchen, der irrt...
0 notes
aufwegig-blog · 7 years
Text
Sommerliebe
Das Wettersteingebirge und ich - die ganz große Liebe war das nie, und sie wird es wohl auch nicht mehr werden (der Luxus, den man genießt, wenn sich Vorarlberg und Tirol, Karwendel und Berchtesgadener Land in Tages- oder Wochenendtourenreichweite befinden). Keinesfalls verzichten möchte ich aber auf eines der schönsten und lohnendsten Ziele für einen langen, sonnigen Sommertag überhaupt: das Königshaus am Schachen, das vielleicht sympathischste Bauprojekt Ludwigs II., und die trutzige Meilerhütte, die sich 500m über dem Königshaus auf dem Dreitorspitzgatterl direkt auf der Grenze zu Tirol erhebt.
Tumblr media
Aufstiege zum Schachen gibt es mehrere: durch das Reintal, über den Kälbersteig oder auf dem Königsweg - dem Weg, der zum Bau des Könighauses angelegt wurde und den später Ludwig nutzte, wenn er auf den Schachen ritt oder fuhr, und der heute der üblichste, weil einfachste sein dürfte (als Spaziergang geht er trotzdem nicht durch, zum Königshaus und zurück kommen auch hier rund 20km und gut 800hm zusammen). Die erste Hälfte des Königswegs ist ein rechter Hatscher, dennoch gehe ich hier eigentlich am liebsten: ab der Wettersteinalm kann man den ausgeschilderten Weg getrost ignorieren und an der Alm vorbei zum Schachentor aufsteigen. (Wenn man als Tagestour zur Meilerhütte geht hat der Hatscher den zusätzlichen Charme, dass man auf dem Rückweg weitgehend auf Autopilot schalten kann - bei rund 8 Stunden Gehzeit nicht unbedingt nachteilig.)
Tumblr media
Hinter der Wettersteinalm führt der Pfad in leicht karstiges Gelände, dann in gemächlicher Steigung unter der imposanten Wettersteinwand entlang auf den Frauenalplkopf zu ehe er sich wieder steiler zum Sattel zwischen diesem und dem Schachentorkopf hinauf windet.
Tumblr media
Vom Schachentor aus erschließt sich ein malerischer Blick über das Königshaus und das Schachenhaus (ehemals Wirtschaftsgebäude des Königshauses) auf Hochblassen und Alpspitze. Der abwechslungsreiche Steig, den man sich ab dem Schachentor nicht selten mit der ein oder anderen Gams teilt, macht zudem ungleich mehr Laune als der Königsweg.
Tumblr media
Enzian und Murmeltiere: weder die Wettersteinalm noch die Bergwiesen am Schachenhaus können mit den Almen im Berchtesgadener Land wirklich mithalten; beinahe kitschig idyllisch ist es hier trotzdem.
Berge sind grundsätzlich kein Territorium für Spätaufsteher, für den Schachen gilt das ganz besonders, auch wenn ich diesmal die Besichtigung des Königshauses ausgelassen - je früher man hier dran ist, desto kleiner die Gruppen, zum Nachmittag hin herrscht oft ein recht unköniglicher Trubel - und bei einer kleinen Kaffeepause am Schachenhaus die Vormittagssonne genossen habe, ehe die ersten größeren Trupps Tagesausflügler eintrafen.
Hinter dem Königshaus, wo auch der Pfad ins Reintal und zu Ludwigs ehemaligem Belvedere abzweigt, führt der Steig zunehmend steiler und felsiger hinauf zum Frauenalpl, der schönstgelegenen Schafweide im Wetterstein, und gibt schließlich den Blick frei auf die Meilerhütte, diese Trutzburg, die wie eine Festung im Fels thront, nicht zufällig wie mit ihm verwachsen wirkt: das Baumaterial wurde direkt aus der Törlspitze gebrochen.
Tumblr media Tumblr media
Auch der Blick zurück beim Aufstieg lohnt sich: ursprünglich war der gegenüberliegende Wank als Standort für das Königshaus (manchmal fälschlicherweise als Jagdschloss betitelt, obgleich Ludwig im Gegensatz zu seinem Vater und seinem Onkel mit der Jagd wenig am Hut hatte) vorgesehen. Dieser Plan musste aufgrund der fehlenden Wasserversorgung verworfen werden.
Tumblr media
Aus heutiger Sicht war der Standortwechsel zweifellos ein Glücksfall - der Blick über Reintal und Zugspitzplatt, Ammergauer Alpen, Estergebirge, Benediktenwand und Soiern ist schon ziemlich großartig.
Tumblr media
Ohne Ludwig und sein Königshaus wäre wohl auch die Meilerhütte nicht, was sie heute ist. Der wehrhafte, wenig einladende (erste) Eindruck passt zur Geschichte der Hütte: Leo Meiler errichtete die ursprüngliche Hütte 1898 für seine AV-Sektion Bayerland - ausgerechnet die Sektion, die sich im Streit um das Münchner Haus auf der Zugspitze als recht elitärer Verein einiger weniger Puristen (Frauen durften gleich gar nicht erst Mitglied werden) von der Münchner Sektion abgespalten hatte. Selbst der Zugang vom Schachen über das Frauenalpl war den alpinen Hardlinern suspekt: zu bequem und zu sicher erschien er ihnen. Nur weil die Meilerhütte klein war und für touristisch unattraktiv genug (d.h. nur den wirklichen Hochtouristen dienlich) befunden wurde - und es hier wenigstens kein Bier gab - konnte sie sich die Sektion schönreden.
Tumblr media
Das Münchner Haus auf einem Gemälde von Ernst Platz, 1899
Tumblr media
Modell des Münchner Hauses, ca. 1897
Über Gebühr luxuriös erscheint das Münchner Haus nicht, den Mitgliedern der AV-Sektion Bayerland war es allerdings ein allzu komfortabler Dorn im Auge.
Ihren strikten Kurs konnte die Sektion nicht lange aufrecht erhalten, wie so oft spielte die Realität nach eigenen Regeln; eine größere Hütte, das Herz der heutigen Meilerhütte, wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. Ohne den Königsweg auf den Schachen hätte der Bau, wenn überhaupt, nur unter größeren Schwierigkeiten realisiert werden können.
Tumblr media Tumblr media
Bergromantik, das macht die Meilerhütte bereits beim Zustieg unmissverständlich klar, hat hier wenig Platz. Der letzte Anstieg zur Hütte - auf den ersten Blick lediglich ein kräftezehrendes Geröllfeld - ist jedoch im Sommer ein weißes Blütenmeer.
Tumblr media Tumblr media
Die Aussicht von der Terrasse der Meilerhütte ist phantastisch: auf Tiroler Seite erstreckt sich unter dem Öfelekopf das Leutascher Platt, hinter der Deitorspitze wird der Blick auf die Zugspitze frei, und unter der Materialseilbahn sieht man hinunter zum Königshaus.
Tumblr media
Die Meilerhütte ist die einzige mir bekannte Hütte, bei der die Dohlen als Haus- und als Nutztiere durchgehen.
Tumblr media
Ich treffe zwei Radler wieder, die mich kurz vor der Wettersteinalm mit ihren e-Bikes überholt haben - bike & hike hat bei so einer Tour Vorteile, die Mittagspause kann dann etwas länger ausfallen - und einige Bergwachtler, die an der Dreitorspitze klettern, und die mit den Autos morgens am allerschnellsten an der Materialseilbahn waren. Allerdings haben die noch das anstrengendste Nachmittagsprogramm und brechen bereits mit der nächsten Gruppe Kletterer auf, als ich mich auf den Rückweg zum Schachen mache. 
Es mag im Wetterstein schönere Fleckerl für ein Skiwasser in der Sonne geben, aber vermutlich nicht viele.
1 note · View note
aufwegig-blog · 7 years
Text
Weißes Gold und königliche Aussichten
Wenn die Tage wieder länger werden, die Berge schneefreier, wird es auf den gut zu erreichenden Aussichtsgipfeln wieder voller - der Grünstein, König Watzmanns kleiner, gutmütiger Bruder, ist da eher Regel als Ausnahme. Das Panorama mag ich mir aber hin und wieder dennoch nicht entgehen lassen, besonders im Frühling, wenn der Watzmann ab der Kühroint noch im Winterschlaf liegt und der Weg hinüber durch ein Schneerosenmeer führt.
Tumblr media Tumblr media
Die Aussicht über Berchtesgaden ist, und das ist fast noch untertrieben, großartig: die Natur läuft den Baudenkmälern im Berchtesgadener Land weitgehend mühelos den Rang ab. Die Bayerische Schlösserverwaltung ist immerhin noch mit St. Bartholomä vertreten, aber die Stars im Kielwasser von Watzmann und Hochkalter sind andere.
Tumblr media Tumblr media
Das Königliche Schloss Berchtesgaden kommt bereits im Ortsbild eher bescheiden daher, dabei ist seine Geschichte eigentlich interessanter und erzählenswerter als beispielsweise die von Ludwigs in jeder Hinsicht phantastischen Schlössern,
Tumblr media
Die Ursprünge des Schlosses sind unverkennbar: weder herrschaftlicher Repräsentations- noch funktioneller Wehrbau sondern zunächst Augustiner Chorherrenstift wird der Gebäudekomplex, geprägt von zahlreichen Um- und Erweiterungsbauten aus Romanik, Gotik, Renaissance und Barock, von der Stiftskirche dominiert. Als fürstbischöfliche Residenz wurde das Stift 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss aufgelöst; 1818 - zwischen 1803 und 1810 fiel das ehemalige reichsunmittelbare Fürstentum Berchtesgaden zunächst an Salzburg, dann ans kaiserliche Österreich, schließlich sogar ans napoleonische Frankreich und schlussendlich ans Königreich Bayern - wurde das nun Königliche Schloss Berchtesgaden Sommerresidenz Maximilian I. Insbesondere Max II. mit seiner bergbegeisterten Frau Marie von Preußen sowie später sein Bruder Prinzregent Luitpold, dessen Sohn Ludwig III. und Kronprinz Rupprecht verbrachten viel Zeit in Berchtesgaden.
Was fehlt: ein bisschen Glamour vielleicht. Dafür hat das Schloss, gerade weil es bewohnt wurde (und zeitweise noch bewohnt wird) seinen ganz eigenen Charme; man kann sich gut vorstellen, wie die Kinder im Obergeschoss entlang der ehemaligen Zellen der Chorherren durch den Flur getobt sind, wie sie unter den wachsamen Augen Max Emanuels - Portraits des Blauen Kurfürsten finden sich erstaunlich viele: auch wenn heute vielleicht andere einen klangvolleren Namen haben, Max Emanuel ist Bayerns heimlicher historischer Superstar - gemessen und ihre Größen am Türstock festgehalten wurden (unter ihnen Ludwig II. und Sisi). Und plötzlich stolpert man, zwischen Seidentapeten und Intarsienschränkchen, über ein Gummischwein auf einem Sims: das Lieblingsspielzeug des Hundes des Hausherrn. Charmanter und unprätentiöser kann lebendige Geschichte kaum sein.
Tumblr media
Ein Highlight sind zweifellos die Schlossführungen bei Kerzenlich im Winter; in der Weihnachtszeit steht neben dem großen Esstisch ein nach historischem Vorbild ganz in Silber geschmückter Baum, und im Kerzenschein glänzt ein ganz besonderes Prunkstück: der Tafelaufsatz aus Nymphenburger Porzellan, Lustwandeln en miniature.
Tumblr media
Nicht einmal im Bayerischen Nationalmuseum ist ein so vollständiger Satz ausgestellt, dort kann man jedoch die Figuren aus der Nähe betrachten: Ponhausers Entwürfe sind schön - aber Bustelli brachte das überbordende höfische Lebensgefühl des Barock wie kein zweiter zum Ausdruck.
Tumblr media
Was gerade Bustellis lebensfrohe Figuren, die sich unbekümmert dem sinnlichen (Garten-)Vergnügen hinzugeben scheinen, beinahe vergessen machen: für ungezähmte Natur war in all der barocken Opulenz kein Platz. Blumenparterre, künstlich angelegte Wasserläufe und Seen, sorgsam gepflegte Boskette - die Natur hatte sich festen Regeln zu fügen und war im barocken Selbstverständnis wie in der Kunst eher Leinwand als Motiv.
Es bedurfte erst eines generell abnehmenden Interesses an religiöser Kunst, insbesondere der Malerei, und der wachsenden Popularität romantischer Strömungen, ehe tatsächlich nicht (mehr) zweckgebundene Naturdarstellung nachaltig in den Fokus der Maler rückte: ein langer Weg über Barbizon zu den Impressionisten, Post-Impressionisten und schließlich Expressionisten, die eine völlig andere Auffassung der Natur und ihrer Schönheit umsetzten.
Tumblr media
Der Kontrast zwischen dem Nymphenburger Porzellangarten, der das Naturverständis des Barock auf den Punkt bringt, und der rauen Schönheit der Berchtesgadener Alpen könnte kaum größer sein - und kaum reizvoller.
0 notes
aufwegig-blog · 7 years
Text
Die Hausherren am Pürschling
Architektonisch dominieren die beiden vielleicht prominentesten bayerischen Ludwigs das Graswangtal - Ludwig der Bayer, Gründer des Klosters Ettal, und Ludwig II., Bauherr von Schloss Linderhof. Hoch auf dem Pürschling hat ein weiterer bayerischer König, Max II. Joseph, seine Spuren hinterlassen - freilich nicht als Repräsentations- oder Sakralbau, sondern ganz pragmatisch als Jagdhaus - mit beeindruckender Aussicht:
Tumblr media
Berichten zufolge ging es dort wenig luxuriös und eher rustikal her: Im unteren Teil der Jagdhütte wurde Feuer angemacht, welches aber nicht recht brennen wollte, dagegen die Hütte mit einem augenbeizenden Qualm anfüllte. Nur die unverwüstlichen Augen der beiden Hauptjäger der Gesellschaft […] schienen von dem Qualm nichts zu spüren, der noch durch das Rauchen aus kurzen Jagdpfeifen vermehrt wurde. Die beiden wetterfesten Jäger schienen auch keine Müdigkeit zu verspüren, denn sie unterhielten sich noch lange über allerlei Jagdabenteuer, welche sie früher auf dem Brunnenkopf - einem Hauptpunkt für die Gamsjagd - erlebt…
Nichtsdestoweniger war auch Max’ Sohn Ludwig begeistert (wenn auch weniger von der Jagd), ebenso später Prinzregent Luitpold. Das August-Schuster-Haus ersetzt heute die damaligen Nebengebäude der Jagdhütte und ist sommers wie winters beliebtes Ziel für Tages- und Mehrtagestouren im Ammergebirge. Entsprechend lebhaft geht es auf dem Pürschling meist zu, der sowohl aus Ober- und Unterammergau wie aus Linderhof über relativ einfache Wege zu erreichen ist; im Winter dient der Forstweg zur Schleifmühle zudem als Rodelbahn.
Mir sind diesen Winter so oft die Adler im Berchtesgadener Land begegnet (bei annähernd jeder Wanderung haben sie sich blicken lassen, auch wenn ich gar nicht nach ihnen Ausschau gehalten hatte), dass es mir fast vorkommt, als hätte ich die Ammergauer ein wenig vernachlässigt. Mitte März will ich also - ein (vermutlich) letztes Mal in dieser Balzzeit - die Adler im Graswangtal besuchen. Der Forstweg zum August-Schuster-Haus ist im Moment noch streckenweise eher Eisbahn als Weg, Resultat seiner winterlichen Zweitkarriere; erst ab der Josefskapelle liegt noch genug Schnee, um gut voranzukommen. Zumindest gilt das für mich - dem Gamsrudel, das sich gerade auf dem Weg zum Sonnenberggrat befindet, sind Eis und Schnee gleichgültig.
Tumblr media
Frühling: wenn das Graswangtal wieder schneefrei ist.
Tumblr media
Schloss Linderhof
Am August-Schuster-Haus treffe ich kurz darauf auf ein weiteres Gamsrudel - Max II. mag hier oben seine Jagdhütte errichtet haben, eigentlich sind sie doch die Hausherren:
Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Fast surreal: die derzeit höchste Baustelle Deutschlands:
Tumblr media
Marie von Preußen hätte gerne als erste Frau die Zugspitze bestiegen, aber Max II. fand solche Ambitionen unschicklich für seine Königin. Bis nach seinem Tod hielt sie sich an sein Verbot, schlußendlich siegte ihr Wille aber doch: sie wurde nicht die erste, aber eine der ersten 10 Frauen auf der Zugspitze.
Tumblr media
Mein Lieblingsplatz auf dem Pürschling ist nicht das August-Schuster-Haus, sondern knapp darüber die Gamshütte der Bergwacht Unterammergau, vor der man, dieses großartige Panorama zu Füßen, auch an windigen Tagen in der Sonne sitzen und den Adlern zusehen kann.
Tumblr media
An der Gamshütte vorbei führt der Pfad zum Grat hinauf und von dort weiter auf den Teufelstättkopf, den Gratgipfel (abgesehen vom Brunnenkopf), der in der Regel im Frühjahr als erstes nicht nur per Ski oder Schneeschuh, sondern auch zu Fuß gut zugänglich ist. Die seilversicherte Kletterpassage zum Gipfel lohnt sich: man wird belohnt mit einem großartigen Blick bis weit über die Klammspitzen.
Tumblr media
Am Gipfelkreuz habe ich ein weiteres Mal Glück: ein junger Adler schwebt über den Grat direkt auf mich zu. Leider wird er kurz bevor er den Teufelstättkopf erreicht vom Wind erfasst und dreht ab, fliegt über die Notkarspitze davon.
Tumblr media Tumblr media
0 notes
aufwegig-blog · 7 years
Text
Lustwandeln vertikal
Schloss Linderhof mag nicht an die Pracht Herrenchiemsees, nicht an den exzentrischen Charme Neuschwansteins heranreichen, es ist mein Favorit unter den Schlössern Ludwigs II. - nicht zuletzt aufgrund seiner Lage zwischen Sägerbachtal und Graswangtal, zu Füßen von Brunnenkopf, Hennenkopf und Klammspitze, gegenüber von Kuchelberg- und Kreuzspitze, Kieneckspitze, Kienjoch und Geißsprungkopf. 
Tumblr media
Blick vom Pürschling ins Graswangtal - Frieder, Kuchelberg- und Kreuzspitze, darunter Linderhof.
Der schönste Weg nach Linderhof führt zweifellos durch das Graswangtal: von Ettal oder Oberammergau aus ist Linderhof auf leichten Wanderwegen vorbei an der Ettaler Mühle und den Ammerquellen erreichbar; im Frühjahr und im Sommer ist das Ettaler Weidmoos ein farbenprächtiges Blumenmeer vor geradezu kitschig schöner Bergkulisse.
Tumblr media
Ihren ganz besonderen Charme zeigen das Graswangtal und Linderhof aber tief verschneit im Winter, wenn der Pulverschnee in der Sonne, die sich langsam über die Kramergruppe schiebt, in allen Regenbogenfarben funkelt wie Kristall.
Den Schlosspark erreicht man von Graswang kommend von oben, mit traumhafter Aussicht über das kleine Gartenparterre und den Kuchelberg gegenüber. Mit Schneeschuhen im Gepäck - der Weg von Graswang zum Schloss ist gut geräumt, aber Linderhof ist umgeben von lohnenden Zielen - erfordert es durchaus Selbstdisziplin, hier auf den Wegen zu bleiben: der knietiefe Pulverschnee ist zu verlockend...
Tumblr media
Königlicher Luxus: außer an sonnigen Sonntagnachmittagen hat man im Winter den Schlosspark oft für sich alleine. Mit der Anlage des Gartens wurde in bester Tradition Carl von Effner von Ludwig II. beauftragt. 
Tumblr media
… mehr königsblau geht kaum. 
Linderhof ist das einzige Schloss, das zu Lebzeiten Ludwigs II. tatsächlich fertiggestellt wurde; schon deshalb ist es eine Besonderheit unter seinen Schlössern. Ludwig verbrachte hier auch mit Abstand die meiste Zeit - wer kann es ihm verdenken?
“Auf den Bergen ist Freiheit, und überall, wo der Mensch nicht hinkommt.”
Dass Ludwig und schon vor ihm seine Eltern die Bayerischen (und im Fall seiner Mutter auch die Tiroler) Alpen sehr schätzten, ist hinlänglich bekannt; bevor Ludwig Linderhof errichten ließ stand hier, wie auf dem Pürschling und dem Brunnenkopf, eine Jagdhütte seines Vaters Max II.
War Linderhof bereits ein Rückzugsort für Ludwig vom “wenig geliebten München” und der “heillosen Politik”, so wurden die Brunnenkopfhäuser sein ganz privates Refugium und gehören eigentlich ebenso zum Linderhofer Ensemble wie die Pavillons im Schlosspark, auch wenn von Ludwigs Extravaganzen heute hier nichts mehr übrig ist. Von Linderhof aus erreicht der königliche Reitweg in einfachen Serpentinen durch den Wald die Brunnenkopfhäuser; erst danach beginnt ein etwas steilerer Pfad, der auf dem Weg zum Gipfel auch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit erfordert.
Tumblr media
Natürlich dauert der Weg durch frischen Pulverschnee etwas länger als die im Sommer üblichen 1,5 Stunden; ich genieße jede Minute davon, zumal wenn ich - abgesehen von Fuchs, Hase oder Gams - morgens die erste bin, die ihre Spur zieht.
Tumblr media
Je nach Schneelage können ab der Brunnenkopfdiensthütte Stöcke, mitunter auch Schneeschuhe hilfreich sein.
Ludwig II. war (und ist) für mich schwer zu greifen. Was mag in diesem Menschen vorgegangen sein, der einerseits so aus der Zeit gefallen, andererseits doch so menschlich scheint? Im Gegensatz zu seinen volksnahen Eltern und seinem Onkel hing er der Idee eines glanzvollen Absolutismus an, gleichzeitig waren ihm politischer Pomp und die übliche Tagespolitik zuwider; vor allem Trubel floh er am liebsten - allzu gern in die Berge.
Auch wenn mir Ludwigs grandioser Eskapismus fremd bleibt, letzteres kann ich nachvollziehen; vielleicht kommt man ihm zwischen Linderhof und dem Brunnenkopf näher als an sonst einem Ort. Zu Fuß wird er hier wohl eher nicht aufgestiegen sein - zumindest nicht, soweit es der Reitweg zuließ - worüber wir uns aber einig sind, unser merkwürdiger Ex-König und ich, ist die Liebe zu diesem Fleckchen Erde, und wie sehr wir hier oben die Stille und Einsamkeit genießen. Dafür muss ich, ohne königliche Privilegien, früh dran sein: früh am Morgen und früh im Jahr - Januar, Februar, Anfang März - wenn die Brunnenkopfhäuser noch im Winterschlaf liegen. Dann habe ich denselben Luxus wie mein königlicher Vorgänger: die phantastische Aussicht vom Blauen Land bis nach Tirol in Gesellschaft von Gamswild und verliebten Kolkraben.
Tumblr media
Sensationelles Panorama: vom 5-Seen-Land…
Tumblr media
… über das Graswangtal… 
Tumblr media
… bis nach Tirol.
Tumblr media
Lustwandeln vertikal: ein Highlight ist der Blick auf Schloss Linderhof. Ludwig II. fühlte sich hier oben “selig (…) in der Götterdämmerung der erhabenen Berges-Einsamkeit”.
Morgens muss ich diese Aussicht meistens nur mit Gamsen, Falken, Raben und den Fichtenkreuzschnäbeln, die die wärmenden Strahlen der Sonne ebenso zu genießen scheinen wie ich, teilen.
Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Da die Tour auf den Brunnenkopf relativ einfach und kurz ist, starten viele erst spät(er); andere Wanderer treffe ich oft erst auf dem Rückweg und nutze die Gelegenheit, um die Mittagszeit noch den Adlern bei ihren Balzflügen im und über dem Graswangtal zuzusehen.
Tumblr media
0 notes
aufwegig-blog · 7 years
Text
Baroque Rocks
Lustwandeln - was herrlich altmodisch klingt, wurde 2015 ohne an Charme einzubüßen für das digitale Zeitalter neu erfunden und hat im Oktober 2016 in seiner 2. offiziellen Auflage in der prachtvollen Schlossanlage Schleißheim einen (hoffentlich nur vorläufigen) Höhepunkt erreicht.
das Neue Schloss Schleißheim - das Bayerische Versailles - haben wir Max Emanuel zu verdanken. #Lustwandeln pic.twitter.com/byW0M6CAr8
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Angefixt.
Lustwandeln in Nymphenburg - für mich eigentlich fast alltäglich, ist dieser wunderbare Park doch beinahe mein “Hinterhof”. Als zum Launch der Nymphenburg App zum allerersten Lustwandeln eingeladen wurde - einer eigens konzipierten Führung behind the scenes - war klar: ich will dabei sein.
Bei allerbestem Frühlingswetter bekamen wir die Möglichkeit, Park und Parkburgen unter fachkundiger Anleitung neu zu entdecken: Warum sind manche Bäume gesondert markiert? Wie war das Gartenparterre ursprünglich gestaltet? Warum wachsen an genau einer Stelle am Badenburger See besonders viele Schlüsselblumen? Als echtes Highlight durften wir zudem den Pavillon im Kronprinzengarten besichtigen.
#Lustwandeln in Nymphenburg hat Lust gemacht auf mehr: heute geht’s in Schleißheim behind the scenes! pic.twitter.com/lFTpwq7ZmD
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Ein geglückter Brückenschlag zwischen analogem Er-Leben und digitaler Reichweite - Lust auf mehr? Unbedingt!
Baroque rocks.
Wenn Lustwandeln in Nymphenburg für mich im Grunde Pflicht war, so war Schleißheim die Kür: die Schlossanlage, unser “Bayerisches Versailles”, zählt zu meinen liebsten und meistbesuchten Ausflugszielen im näheren Münchner Umland (dringende Empfehlung: mit dem Rad entlang der Würm, dem Würm- und dem Schleißheimer Kanal vom Schloss Nymphenburg nach Schleißheim und zum Schloss Dachau).
#Lustwandeln in Schleißheim - das letzte Mal war ich im Sommer hier. pic.twitter.com/dNxqPs0dvh
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Der Herbst empfing uns eher mürrisch - aber was macht das schon angesichts eines so prächtigen Schlosses!
durch das prächtige Vestibül mit Blick über das Gartenparterre zum Schloss Lustheim betritt man das Neue Schloss. #Lustwandeln pic.twitter.com/FKLjcmj2nF
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Wie einst die Gäste des Blauen Kurfürsten, wenn auch ungleich zwangloser, begannen wir unseren Besuch des Neuen Schlosses: die Renaissance - das Alte Schloss - sprichwörtlich im Rücken, gibt das Vestibül bereits den Blick frei auf das herrliche Gartenparterre, das wir leider nicht mehr im sommerlichen Farbenmeer erleben konnten, dafür sollte uns aber später der Obstgarten mehr als entschädigen.
vor einigen Jahren wurde das Schleißheimer Gartenparterre saniert - ein wertvolles Blumenparterre, im Sommer besonders schön! #Lustwandeln pic.twitter.com/Lwd8WXrnFv
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Die imposante Treppe ins Obergeschoss entfaltet auch heute noch ihre Wirkung auf Besucher: der Hausherr stellt sich vor - und gebietet Respekt.
der Besucher wird schon im Treppenhaus auf seinen Gastgeber eingestimmt: bayerischer Kurfürst, Aeneas als Vorbild. #Lustwandeln pic.twitter.com/Sb41Z7L7uE
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
den Beinamen Blauer Kurfürst erhielt Max Emanuel im Krieg gegen die Türken: die Köpfe seiner Gegner in Stuck verewigt. #Lustwandeln pic.twitter.com/LOc3ynw1mn
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Der Weiße Saal war bei unserer Führung bestuhlt - ein wahrhaft fürstliches Ambiente für Konzerte. Leer wirkt der Raum umso beeindruckender und erzählt, ebenso wie der Viktoriensaal, von Max Emanuels militärischen Erfolgen und Machtansprüchen.
der Gardesaal unbestuhlt - im Deckengemälde wieder Aeneas, rundum verweise auf Max Emanuels Erfolge gegen die Türken. #Lustwandeln pic.twitter.com/x1liVcqBwG
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
im Viktoriensaal (Speisesaal) zelebrierte Max Emanuel seine militärischen Erfolge. #Lustwandeln pic.twitter.com/4Dx5Luy1eS
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Privat gab sich der Blaue Kurfürst eher friedlich und kunstsinnig: die Galerie des Neuen Schlosses - entworfen von Robert de Cotte, dem Star des frühen französischen Rokoko - führt zu den kurfürstlichen Appartements.
Kunst & Frieden statt Krieg: die Galerie zwischen den Privatgemächern, Wiege der Bayerischen Gemäldesammlung. #Lustwandeln pic.twitter.com/xt88adKcyJ
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
… die Besichtigung der kurfürstlichen Privatgemächer lohnt übrigens wirklich. #Lustwandeln pic.twitter.com/3gDn7I8QZO
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Für den komfortablen Aufenthalt des Kurfürsten in seiner Sommerresidenz sorgte ein ganzes Heer Bediensteter, die weit weniger luxuriös logierten - je niedriger der Status der Dienstboten, desto weiter oben im Schloss lagen ihre Kammern.
dem Kurfürsten auf’s Dach steigen… #Lustwandeln pic.twitter.com/gcs10uh2sD
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
das niedrige Gesinde hatte die heissesten und höchsten Schlafkammern - aber für uns ist die Aussicht großartig. #Lustwandeln pic.twitter.com/gnMZmTdU25
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Für uns galt das genaue Gegenteil: wir durften sehen, was Schlossbesuchern üblicherweise meist verborgen bleibt - und vom Dach des Schlosses diesen sensationellen Blick über das Gartenparterre genießen. Luxus pur!
cat on a not so hot tin roof… nicht nur behind, sondern on top of the scenes im Neuen Schloss Schleißheim. wow. #Lustwandeln pic.twitter.com/uyDxAy42e9
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Vom Dach aus ist die intelligente Gartenarchitektur mit den stufenweise angelegten Brunnen besonders gut zu erkennen; ursprünglich sah der Garten allerdings noch etwas anders aus - als passionierter Maille-Spieler nutzte der Kurfürst das Gelände gerne ein wenig anders. Später trug Carl von Effner maßgeblich zum Erhalt des wertvollen Blumenparterres bei: als der Englische Landschaftsgarten bereits angesagt war, bewahrte er entgegen des Trends die barocke Gestaltung.
Effner rekonstruierte die barocke Gartenstruktur als Englische Gartenplanung “in” war, nutzte aber neue Pflanzen. #Lustwandeln pic.twitter.com/7omB7eAwqK
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Carl von Effners Mrs. Pollock im Gartenparterre! #Lustwandeln pic.twitter.com/ythJDTy3mS
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Das Gartenparterre musste im 20. Jahrhundert weitere Male restauriert werden: im Krieg verwüstet (Fluch und Segen: der Schleißheimer Flugplatz - ohne die direkte Nähe zum Flugfeld wäre der Garten vielleicht weniger massiv zerstört worden, andererseits hinterließen viele Fluggäste unbezahlbare Luftaufnahmen, die bei der Rekonstruktion des Gartens halfen), wurde das Blumenparterre nach 1945 überpflanzt. Erst durch akribische, gartenarchäologische Detektivarbeit konnte das Parterre authentisch wiederhergestellt werden.
Effner reconstructed: das Gartenparterre musste (nach veränderter Überpflanzung nach 1945) von Archäologen rekonstruiert werden#Lustwandeln pic.twitter.com/zgRQ6xGUPS
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
sogar der Kies erzählt Geschichte(n): kein Kalkstein im Gartenparterre sondern (archäologisch belegt) Landshuter Quarzkies. #Lustwandeln pic.twitter.com/fqS2Z2pFPT
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Das Schleißheimer Gartenparterre stellte sich dabei sogar als Unikat heraus: der als Längenmaß verwendete Fuß ist kürzer als alle üblicherweise im bayerischen Raum dokumentierten Fußmaße. Hier mussten die Restauratoren auf intensive mathematische Spurensuche gehen, wie Landschaftsarchitekt Michael Degle uns anschaulich erläuterte.
Detektivarbeit Gartenkunst: in Schleißheim wurde offenbar mit einem eigenen Längenmaß gemessen - ein anderer ‘Fuß’ als anderswo#Lustwandeln pic.twitter.com/GXOGCa3LYQ
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Fibonacci, greifbar.
Schleißheim kann nicht nur schick sondern auch nützlich - jetzt geht’s durch’s Boskett zum Obstgarten. #Lustwandeln pic.twitter.com/Om1vfvhXCP
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Zu diesem Zeitpunkt hatte wir, immer noch gnadenlos wissbegierig, den Zeitplan bereits gesprengt, und Petrus schien seine Geduld mit uns zu verlieren - im Gegensatz zu unseren bewundernswert unermüdlichen Gastgebern, die uns mit dem Muttergarten noch das Kontrastprogramm zum sorgfältig strukturierten Barockgarten präsentierten.
Schleißheim war landwirtschaftliches Mustergut, der Obstbau wird heute noch betrieben (incl. Schnapsbrennerei). #Lustwandeln pic.twitter.com/o9qZkLwlrZ
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Renetten, Parmänen - und ein Übersetzungs-Fauxpas: Wir durften uns durch diverse alte Apfelsorten probieren und darüber schmunzeln, dass die Spitalrenette Opfer mangelnder Englischkenntnisse deutscher Pomologen aus dem 19. Jahrhundert wurde, die den Herkunftsort Sykehouse kurzerhand in ein sick-house verwandelten (sorry, Yorkshire…).
seltene & alte Obstsorten im Muttergarten - sieht nicht perfekt supermarkttauglich aus, schmeckt sensationell. #Lustwandeln pic.twitter.com/NZZv6NDTyh
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Schleißheimer Obst kann man nicht nur frisch vom Baum (den herbstlichen Obstverkauf haben wir uns wohl alle als Jour Fixe in unseren Kalendern markiert) sondern auch in hochprozentiger Form genießen: Hofgartenbetriebsleiter Alexander Bauer öffnete uns neben diversen ansonsten verschlossenen Türen auch den Spirituosenkeller, krönender Abschluss unserer so wunderbar anderen, ganz besonderen Schlossführung - einige Flaschen aus diesem Keller dürften an diesem Tag ein neues Zuhause gefunden haben.
krönender Abschluss: der Spirituosenkeller. Brände & Liköre aus Schleißheimer Obst - die Schlösserverwaltung gibt einen aus 😉#Lustwandeln pic.twitter.com/oANkgfAhik
— Anja (@PyriteSoulfox)
8. Oktober 2016
Die Quadratur des Kreises?
Lustwandeln schlug ein, eroberte auf Twitter sogar bereits vor dem offiziellen Start einen Platz unter den trending topics, und inspirierte on- und offline - nicht nur in unseren bayerischen Barockgärten lässt es sich wunderbar lustwandeln. Sicherlich nicht zuletzt weil es ein wenig kurios wirkt - immerhin haben wir die Bewaffnung mit Smartphones als dreiste Ungehörigkeit im Umgang mit Kunstschätzen verinnerlicht - begleitete auch die Presse unseren Social Walk und bewies damit im Grunde, was mitunter in Frage gestellt wird: Relevanz und Außenwirkung.
Wer die Berichterstattung in den klassischen Medien verfolgt, könnte allerdings (leider) zuweilen den Eindruck gewinnen, es handle sich bei Social Walks wie dem Lustwandeln um Nischeninteressen innerhalb einer überschaubaren social media community oder im Rahmen von Marketingmaßnahmen. Dabei kann im Gegenteil ein informativer Mehrwert für alle Interessierten entstehen: es gibt keine definierte Zielgruppe, auf die Präsentation und Inhalte zugeschnitten wären. Den besonderen Charme macht das breit gefächerte Spektrum der Teilnehmer aus; die berühmt-berüchtigte social media-Filterblase wird so bewusst zum Platzen gebracht. Jeder Teilnehmer trägt das Erlebte individuell weiter - wer #Lustwandeln (ver-)folgt, erhält gebündelt so verschiedene Eindrücke, dass ein viel umfassenderes, spannenderes und vielfältigeres Gesamtbild entsteht als es eine gezielte Kampagne je vermitteln könnte. Dabei wird (hoffentlich) auch deutlich, wie viel mehr man unseren Museen und (Bau-)Denkmälern noch abgewinnen kann, wenn man sich auf sie einlässt - und dass man eigentlich nie genug gesehen haben kann.
Das oft zitierte und leider immer noch gern bemühte Klischee, die Teilnehmer an Social Walks könnten den Inhalten nur teilweise folgen, weil die Smartphones zu viel Aufmerksamkeit beanspruchen, trifft nur bedingt zu: genau wie bei jeder anderen Führung wird betrachtet, gelauscht, entdeckt - und man legt dazwischen einiges an Wegstrecke zurück. Zuhören und zusehen, fotografisch festhalten und Notizen machen oder twittern lassen sich also durchaus unter einen Hut bringen. Wie für die Teilnahme an klassischen Führungen gilt: wie viel Ablenkung man zu- und wie intensiv man sich auf die Führung einlässt, entscheidet jeder Teilnehmer für sich.
Das Fazit einer Kuratorin, die im Rahmen des Tweetwalks #Spurenleser durch eine Ausstellung in der Pinakothek der Moderne führte, ist wohl bespielhaft: sie habe nie eine so konzentrierte, fokussierte Besuchergruppe erlebt.
Spricht für sich, oder?
Merci beaucoup!
Es braucht Mut und Aufgeschlossenheit, sich auf das Experiment Social Walk einzulassen und Projekte wie Lustwandeln zu realisieren; zudem zeugt es von großem Vertrauen in die Organisatoren sowie die Teilnehmer, wenn Besuchern in einem solchen Rahmen derart einmalige und exklusive Einblicke ermöglicht werden. Die perfekt vorbereitete und koordinierte Führung ließ erahnen, wie aufwändig die Vorbereitungen gewesen sein müssen; Tanja Praske ist es auch diesmal wieder gelungen, mit kompetenten und charmanten Experten der Schlösserverwaltung das Neue Schloss Schleißheim und die Gartenanlagen so vorzustellen, dass mit Faszination und Begeisterung der Blick für außergewöhnliche Details geschärft wurde.
zu Gast beim Kurfürsten - beeindruckender Dachspaziergang, Gartenarchäologie, sensationelle Äpfel ☞ https://t.co/KlVL5EOPYU #Lustwandeln pic.twitter.com/VU52UQSsDn
— Anja (@PyriteSoulfox)
9. Oktober 2016
Neue Perspektiven, exklusive Einblicke, faszinierendes Kulturerbe - und das alles völlig entstaubt mit viel Freude und Enthusiasmus: Lustwandeln inspiriert, mit offenen Augen Altbekanntes neu zu entdecken und Unbekanntes zu erkunden und verbindet scheinbar mühelos analoges und digitales Erleben, Geschichte und Gegenwart, Kultur und Vergnügen. Best practice.
tl;dr
ein neuer Blick auf Altbekanntes: beim #Lustwandeln das Neue Schloss Schleißheim & den Obstgarten neu entdeckt. großartig! pic.twitter.com/Jc43Oi0llt
— Anja (@PyriteSoulfox)
9. Oktober 2016
Nachlesen.
Entdecken.
Baroque? rocks!
0 notes