Tumgik
angsthose · 3 years
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Der Fall Gil Ofarim
Vorweg: Ich konnte Gil Ofarim noch nie leiden. Für mich war und ist er ein drittklassiger Interpret (Musiker möchte ich ihn nicht nennen), der sich hin und wieder in den Vordergrund zu rücken versucht (vermutlich, wenn das Geld wieder zur Neige geht oder ihm sonst langweilig ist). Er hat sich ja schon in einigen Rollen versucht.
Als dieses unsägliche Video an die Öffentlichkeit geschleudert wurde, war mir von Anfang an klar, dass hier wieder maßlos überzogen wurde. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mitarbeiter eines renommierten Hotels so dumm sein kann. Die Folgen einer solchen Aktion sollten selbst dem schlichtesten Gemüt bewusst sein.
Meine ersten Gedanken waren tatsächlich „So ein Spinner“ und „Die armen Hotel-Angestellten“. Ja, ich weiß, man sollte nicht vorschnell urteilen - egal in welche Richtung. Mir war auch sofort klar, in welche Richtung dieser Zug fahren würde, auf den natürlich alle aufsprangen: Medien, Prominente, Zentralräte, Influencer etc.
Ich will jetzt überhaupt nicht darüber debattieren, ob man eine Kette gesehen hat oder nicht und was genau nun vorgefallen ist, auch wenn ich mir schon vorstellen kann, dass Herr Ofarim wahrscheinlich einfach nicht bevorzugt behandelt worden ist, wie er es erwartet hatte und deswegen ein Fass aufmachen wollte. In einer unbestätigten Quelle las ich sogar, dass er angeblich vorab damit drohte, ein Video bei Instagram viral gehen zu lassen, wenn er nicht sofort vorgezogen würde. Aber das sind bis jetzt natürlich nur Gerüchte.
Widersprüchlich fand ich auch seine Angaben, dass erst jemand „aus einer Ecke“ etwas rief, dann war es jemand hinter ihm und schlussendlich war es auch egal, wer wo was gesagt und ob eine Kette zu sehen war oder nicht. Es ginge ja ums Prinzip, dass so etwas passieren könnte.
Traurig fand ich einzig, dass er ausgerechnet die Antisemitismus-Keule schwingen musste. Sowas gehört sich nicht. Antisemitismus existiert - unbestritten. Auch wenn ich persönlich nicht einen einzigen Antisemiten kenne oder auch sonst noch nie einen antisemitischen Spruch gehört habe - ich zweifle nicht an, dass er existiert. Damit würde ich jedem Juden, der tatsächlich angefeindet wurde und wird, Unrecht tun. Und gerade die sind die wirklich Betroffenen und nicht Ofarim. Er behauptet ja selbst, er sei säkularer Jude, der quasi lediglich Jude vom Blut bzw. Abstammung, nicht aber vom Glauben ist. Trotzdem schließt er Interviews mit „Shalom“, was ich auch wieder als Provokation den Medien gegenüber empfinde.
Ich hoffe, man wirft mir jetzt nicht Antisemitismus vor, weil ich Ofarim nicht ausstehen kann. Meine Abneigung richtet sich aber ausschließlich gegen ihn als Person und nicht seine Abstammung.
Ich musste das jetzt nur mal los werden, damit mir diese Gedanken endlich aus dem Kopf kommen.
Eins noch: Sollte irgendwann ans Tageslicht kommen, dass Ofarim Recht hatte, dann ist es nicht so, dass es mich enttäuschen würde, dass ich ihn zu Unrecht verurteilt hätte. Ich wäre tatsächlich enttäuscht, dass im Jahr 2021 sowas tatsächlich in Deutschland noch passiert.
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angsthose · 3 years
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In letzter Zeit erwische ich mich immer wieder beim „Schnorcheln“ durch z.B. Instagram dabei, dass ich gern anderen Leuten auf ihre Bilder etwas kommentieren möchte. Allerdings sind das immer Kommentare wie „Deine Fingernägel sind viel zu lang“, „Die Hose passt ja überhaupt nicht zum Rest“, „Deine Frisur sieht komisch aus“, „Das würde ich ja lieber nicht machen“ usw.
Sobald sich der Kommentar in meinem Kopf bildet, ärgere ich mich auch gleich wieder über diese Gedanken. Warum ich es überhaupt wage, anderen Menschen Hinweise zu ihrem Äußeren, zu ihrem Leben machen zu wollen. Was ich mir überhaupt einbilde, urteilen zu wollen. Gerade wenn es um optische Dinge oder Stil geht.
Und dann sage ich mir: Lass ihn/sie! Die Person fühlt sich wohl so, hat sich bewusst entschieden, so zu sein, so auszusehen, sich so zu kleiden. Jeder soll tun und lassen, wie er es für richtig hält. Das tue ich doch auch und fordere mir genauso das Recht ein, dass andere dies einfach respektieren und akzeptieren. Also muss ich das auch. Die Menschen leben ja nicht dafür, mir zu gefallen, sondern in erster Linie sich selbst.
Ich bin zuversichtlich, dass ich das noch lernen werde.
#lebenundlebenlassen #freiheit
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angsthose · 3 years
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Zirkusnummer
Gestern war ich seit meiner Kindheit mal wieder im Zirkus. Logenplatz, klar. Habe mir vorher nichts dabei gedacht. Hatte vorher nur in irgendeinem Internetportal gelesen, dass Tierschützer die Menschen aufrufen, NICHT in Zirkus oder Zoo zu gehen. Habe mir nichts weiter dabei gedacht - wie so oft. Während der Vorstellung dachte ich noch so “na, werden vielleicht nach der Veranstaltung vor dem Zelt irgendwelche Aktivisten demonstrieren?”. Vorweg - dem war nicht so. Als ich mir dann aber - ich saß ja erste Reihe - während der Veranstaltung so die Tiere anschaute, verlor das Ganze für mich an Glanz.
So schwer es in den letzten anderthalb Jahren für Zirkustreibende auch gewesen sein mag und so schwer das Geschäft ohnehin ist, ich persönlich brauche keine Tiere im Zirkus (mehr). Es sind und bleiben Tiere ohne eigenen Willen. Sie machen das nicht aus Spaß und weil sie es genießen, den Menschen Freude zu bereiten. “Man bekommt so viel zurück”. Die Tiere hatten gestern mehr damit zu tun, mit dem Zaumzeug im Maul zurechtzukommen und ihrer einstudierten Choreografie zu folgen.
Ich will den Zirkustreibenden nicht unterstellen, ihre Tiere nicht pfleglich zu behandeln - Gott bewahre! Ich habe für mich nur erkannt, dass ich auf Tiere im Zirkus verzichten kann. Ich war wesentlich beeindruckter von den Artisten und ihrer Vielseitigkeit. Großer Respekt. Davon gern mehr.
Ich werde deshalb aber nicht zum Tierschutzkämpfer oder Vegetarier.
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angsthose · 3 years
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Da sitze ich nun hier, stöbere etwas auf Tumblr herum, um mir einen Eindruck zu verschaffen, was hier so los ist. Stoße unweigerlich auf Blogs und Menschen, die über Suizid und Depressionen schreiben. Es tut mir so endlos leid. Ich würde diesen Menschen gern schreiben, ihnen Mut machen, helfen - auch wenn ich es wahrscheinlich kaum kann - ihnen einen Teil ihrer Last nehmen. Und gleichzeitig kommen mir meine eigenen Probleme so nichtig vor, dass ich mich fast schon schäme, sie hier niederschreiben zu wollen.
Ich rede gern, manchmal auch zu viel. Würde gern helfen, traue mich aber nicht, den ersten Schritt zu machen. Wer mich anschreiben möchte, kann dies gern tun. Ich werde auch garantiert jedem antworten.
Ich traue mich aktuell nicht, bei Einträgen auf das Herz zu drücken. Bedeutet dies nun, dass mir das Geschriebene gefällt? Das tut es selten, aber ich würde natürlich trotzdem gern mit einem Herzen bekräftigen, dass ich bei demjenigen bin, mit ganzem Herzen. Dass ich ihn gern in den Arm nehmen würde, Trost spenden, Mut machen. Irgendwas. Ein Klick auf das Herz ist eigentlich viel zu wenig.
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angsthose · 3 years
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Ich habe lange darüber nachgedacht, diesen Blog zu eröffnen. Es ist ja nicht so, dass ich keine anderen Möglichkeiten hätte. Mir war wichtig, dass ich hier halbwegs „anonym“ meinen Gedanken Luft machen kann, ohne über Repressalien nachdenken zu müssen. Richtig, wir leben in einer Zeit, in der man aufpassen muss, was man sagt.
Ich habe einen Ruf zu verlieren. Zumindest denke ich das. Und mir ist wichtig, was andere Menschen über mich denken. Auch wenn man immer behauptet, dass einem das egal wäre. Heute gerät man schnell in Schubladen oder wird vorverurteilt. Das möchte ich nicht. Deswegen halte ich mich mit meiner Meinung zurück, nicke und schweige.
Aber ich brauche ein Ventil, ich muss mich zumindest äußern können. Auch, um evtl. Rückmeldungen von anderen Menschen zu bekommen, ob ich mit meiner Meinung allein bin oder eben nicht.
Daher fiel die Entscheidung heute früh, dass ich mich hier registriere und anfange, meinen Gedanken Luft zu machen. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich bewusst für Tumblr entschieden hätte, allerdings war diese Plattform seit einigen Monaten meine bevorzugte. Schauen wir mal, ob ich es durch halte und dieser Post nicht der letzte sein wird.
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