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#Kirchentechnik
techniktagebuch · 4 months
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17. Januar 2024
Bezahlverfahren in der Kirche
Sie müsse noch einen Automaten ihrer Bank suchen, sagt die Mutter auf dem Weg in die Kirche, sie brauche Bargeld, für die Kollekte nach der Abdankungspredigt. Wir finden keinen, aber ich kann ihr eine 20er-Note vorstrecken, 50 Franken sind ihr zu viel. Im Eingang der Kirche verteilt die Sigristin ein Liedblatt. Aufgedruckt ist auch ein QR-Code, über den sich Spenden mit Twint einzahlen lassen.
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Nach der Feier, während die Orgel noch spielt, macht sich in der Trauergemeinde Unruhe breit. Viele nesteln in ihren Geldbeuteln, so auch der Bruder. „Zahl doch mit Twint!“, sage ich. Er wehrt ab. Er wolle nicht, dass die Kirchgemeinde seine Knausrigkeit sehe.
(Franziska Nyffenegger)
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techniktagebuch · 1 year
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13. April 2023
Das Bezahlen für den Parkplatz ist freiwillig und einfach
“Das Bezahlen für den Parkplatz ist freiwillig, aber du kannst dir das ja mal anschauen”, sagt Aleks. Das Bezahlgerät ist ungewöhnlich schlicht – sicher auch weil es keine Parkscheine drucken können muss und weil es mit den angebotenen Bezahlverfahren nicht unbedingt 100% aller Parkenden abzudecken braucht. Hier gibt es genau 1 Bezahlverfahren: Handy dranhalten (Update: siehe Ergänzung unten). Ich habe so was erst einmal gesehen, im August 2019 in einem schottischen Museum.
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Aus Neugier, und weil ich Parkplatzinstandhaltung gut finde, halte ich das Handy ans Gerät. Es piepst, dann zeigt das Display an, dass ich gerade 3 Pfund gespendet habe, und mein Handy sagt das auch, zweimal.
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Nachträgliche Ergänzung: Aleks wendet ein, dass man doch sicher auch mit der Kreditkarte tap-to-payen kann. Ich suche ein paar Minuten und finde zuerst nur Seiten, auf denen “geht mit Google Pay oder Apple Pay” steht. Dann arbeite ich mich zum Produktgenre “donation box” vor, denn um eine solche handelt es sich, und da gibt es dann viele Bilder, auf denen Karten ans Gerät gehalten werden. Dabei finde ich auch heraus, dass es dasselbe Prinzip schon in der Form goldener Spendenteller für Kirchen gibt, “Custom Built for Religious Digital Giving“.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 2 years
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19. August 2022
Das Seelenheil aufbessern mit digitalem Geld (ungetestet)
Wir schauen uns eine Kirche im Berner Oberland an; sie ist bekannt für ihre mittelalterlichen Wandmalereien. Da es sich um eine reformierte Kirche handelt, fehlt beim Eingang ein Weihwasserbecken. Dafür gibt es dort einen Opferstock. Das Seelenheil aufbessern kann man hier offenbar auch mit digitalem Geld.
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Ich habe die Twint-App zwar vor ein paar Wochen neu installiert und tatsächlich auch schon einige Mal damit bezahlt (an einem Selecta-Automaten in einem Bahnhof und in drei Hofläden in den Schweizer Alpen), verzichte aber darauf, die Funktionstüchtigkeit des kirchlichen QR-Codes zu überprüfen.
(Franziska Nyffenegger)
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techniktagebuch · 2 years
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3. April 2022
Liturgische Individualheiztechnik
Plötzlich ist es wieder kalt geworden. Für die Kirche bringt das Probleme mit sich, nicht nur, weil Heizen sehr teuer ist. Die riesigen Gebäude mit ihren dicken Wänden und dünnen Fenstern kann man nicht mal eben auf die empfohlenen 13 Grad hochheizen: Mesner Hummel weist darauf hin, dass man die Temperatur pro Stunde maximal um ein Grad erhöhen darf, will man Schäden an der Orgel und an der Kunst vermeiden. Dazu kommen noch besondere Heizstrategien in der Corona-Pandemie, um Luftbewegungen und damit Aerosolverteilung zu optimieren.
Schon seit Jahren gehört es bei uns in der Gemeinde zu jedem Winterbeginn, dass der Kirchenvorstand am ersten kalten Sonntag nach der Messe erklärt, warum es hier so kalt ist und dass heizen wirtschaftlich nicht möglich ist; die genannten Beträge an Heizkosten für eine mollig warme Kirche bringen den geneigten Kirchensteuerzahler auch so zum Schwitzen.
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Strategien für wohltemperierte Gottesdienste gibt es schon länger: Klassisch sind Polster auf den Bänken, mit denen man als Faustregel ein bis zwei Grad ohne Komforteinbußen reduzieren kann, in unserer Kirche gibt es als besonderen Service Decken zum Mitnehmen. Mittlerweile haben wir aber auch technische Lösungen: einige Plätze sind mit akkubetriebenen Heizsitzkissen (mit Pfarrei-Branding!) ausgestattet, die immerhin so viel Energie haben, dass sie fast eine ganze Messe halten und je nach Länge der Predigt erst kurz vor dem Abschlusssegen ausgehen.
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(Felix Neumann)
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techniktagebuch · 5 years
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28. März 2019, aber wohl schon sehr lange zuvor
Roboter-Segen vom Ein-Schlag-Segnungsautomat in St. Verena
2017 stellte die evangelische hessische Landeskirche den nach eigener Aussage »weltweit ersten Segensroboter« vor. Oberschwäbische Katholiken können angesichts »BlessU-2« nur müde lächeln: In der Klosterkirche St. Verena in Rot an der Rot steht schon seit Jahrzehnten, wenn nicht noch länger, ein Segensroboter. Heute komme ich endlich dazu, ihn mir genauer anzuschauen, nachdem ich ihn bisher nur aus Erzählungen kannte.
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Zugegeben: Sieben Sprachen wie sein evangelischer Kollege spricht der schwäbische Automat nicht, und er sieht auch nicht sonderlich nach Science Fiction aus. Ein Glaskasten mit einer beschaulichen Waldidylle, in der Mitte eine Kirche. Ich werfe eine Münze in den Schlitz davor. Das Licht im Kirchturm geht an, die Glocken läuten, das Brünnlein fließt, die Kirchentür geht auf – und heraus fährt ein Engelchen (oder ist es das Jesuskind?) mit erhobener Segenshand, fährt ein paar Schritte aus dem Portal heraus, zeichnet segnend ein Kreuzzeichen in die Luft und zieht sich wieder zurück.
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Ich freue mich, dass der Automat ganz biblisch immer segnet, egal ob man einen Cent oder eine Zwei-Euro-Münze einwirft. Meine Frau dagegen, als Schwäbin orts- und finanzkundig, schimpft: »Unfassbar, dass du Geld eingeworfen hast.« Der Mechanismus ließe sich nämlich auch (billige Gnade) durch einen beherzten Faustschlag auf den Münzeinwurfschlitz auslösen. »Das ist doch der ›Ein-Schlag-Segnungsautomat‹. Der hatte eine eigene Gruppe im StudiVZ«, erzählt meine Frau.
(Felix Neumann)
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techniktagebuch · 4 years
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14. und 15. März 2020
Corona lässt das Gottesvolk ins Netz wandern
Im Laufe der Woche sagen immer mehr katholische Bistümer und evangelische Landeskirchen nicht nur alle Veranstaltungen, sondern auch die Gottesdienste wegen der Corona-Epidemie ab. Ein einheitliches Vorgehen gibt es nicht, die jeweiligen Bundesebenen (die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche Deutschland) haben hier keine Kompetenzen, das ist Sache der jeweiligen Kirchenleitungen. Ich wohne im Erzbistum Köln und wundere mich, wie lange an der Sonntagsmesse festgehalten wird.
Am Samstag (ich habe mich längst schon selbst von der Sonntagspflicht exkulpiert) wird dann doch die Absage bekanntgegeben: Bis mindestens Karfreitag sind alle Gottesdienste ausgesetzt. Ich erfahre es über eine Facebook-Benachrichtigung: Das Stadtdekanat Bonn hat die Information in der Gruppe »Katholisches Leben in Bonn« geteilt, kurz vor 20 Uhr. Ich war tagsüber beschäftigt, daher habe ich es nicht gleich mitbekommen. Die erste Gelegenheit wären wohl die Social-Media-Kanäle des Erzbistums gewesen – auf Twitter stand es um kurz nach halb sechs. Eine rein optische Zielgruppenanalyse üblicher Gottesdienstbesucher*innen legt nahe, daß die Information auf diesen Kanälen wohl kaum alle erreicht haben wird, die am Sonntag die Messe mitfeiern wollen, selbst für die Vorabendmessen am Samstag abend kam die Information wohl eher zu spät.
Mir gefällt, wie zielgruppenadäquat das Erzbistum Berlin auf Twitter um Informationsweitergabe bittet: »Informiert Eure (Bank-)Nachbarn«, heißt es auf Twitter. Meine üblichen Banknachbarn sind im Kirchenvorstand und im Pfarrgemeinderat, daher spare ich es mir, sie zu informieren.
Auch ohne Sonntagspflicht: Gottesdienstgemeinschaft findet trotz der Absagen weiter statt. Seit Jahren gibt es eine sehr rührige Digitalkirchenszene, die sich unter anderem unter dem Hashtag #digitalekirche organisiert. Bisher lief das meist nebenher, einige Engagierte und langsam, langsam auch offizielle Ressourcen tragen die Bewegung. Die Kirche ist also schon lange im Netz. Diese Vorarbeiten ermöglichen es nun, schnell digitale Alternativen zum Sonntagsgottesdienst in die Breite der Kirche zu streuen.
Viele Gemeinden bieten Gottesdienste im Livestream an (zusätzlich zu den etablierten Streams aus den großen Kirchen, die jetzt zumeist ohne mitfeiernde Gemeinde übertragen werden), Gebetsangebote auf YouTube, in Facebook- und Messengergruppen und auf Instagram werden geteilt. In der Facebook-Gruppe »Kirche und Social Media« ist überdurchschnittlich viel los, Rezepte zum Streamen, Tips für Gottesdienstalternativen und Ideen für Remote-Angebote für Konfirmand*innen geteilt. Bei den beiden Nachrichtenportalen im kirchlichen Auftrag, evangelisch.de und katholisch.de (wo ich arbeite) gibt es (unvollständige und wachsende) Listen an Präsenzgottesdienstalternativen.
Eine weitere technische Lösung für verteilte Remote-Andachten kommt ohne Internet aus (trotzdem gibt’s eine App dafür): Auch wenn die Kirchenglocken nicht mehr zum Gottesdienst zusammenläuten, läuten viele weiterhin zum Gebet. Katholisch zum Angelus (morgens, mittags und abends wird der »Engel des Herrn« gebetet, eine kleine Marienandacht), evangelisch zum Gebetsläuten, bei dem üblicherweise ein Vater unser gebetet wird.
(Felix Neumann)
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techniktagebuch · 5 years
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5. Februar 2019
Wir bedenken den Wachsgehalt des Opfers
In der Krankenhauskapelle kann man Kerzen anzünden. Das ist eher metaphorisch oder metaphysisch gemeint, denn es sind keine Kerzen, und das Anzünden ist strengstens verboten!
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Stattdessen steckt man die Kerzen auf einen Anschluss in der Halterung:
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Ein Schild erläutert die Details: “Bitte haben Sie Verständnis, wenn wir nicht altgewohnte Opferkerzen aus reinem Wachs aufstellen. Wir haben uns für diese Art von Opferkerzen entschieden, damit die schöne Wolfgangskapelle keiner Brandgefahr ausgesetzt wird. Bitte bedenken Sie, dass die neuen Opferkerzen innen auch aus Wachs bestehen und die elektronische Birne oben aufgeschraubt ist.”
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Warum wir den Wachsgehalt bedenken sollen, bleibt unklar, aber es hat vermutlich damit zu tun, dass man Wachskerzen traditionell opferte, weil Wachs eine wertvolle Substanz war. Und da der ganze Opfervorgang sowieso schon sehr abstrakt ist, spricht wohl nichts dagegen, die darin verwendeten symbolischen Gegenstände durch andere symbolische Gegenstände zu ersetzen. Der Herrgott wird schon verstehen, wie es gemeint ist.
(Kathrin Passig)
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