1987–1991
Radio fast komplett analog
Vor dem näher rückenden Abitur stellt sich die Frage, was einmal aus mir werden soll. Mitte der achtziger Jahre werden in Bayern Privatradios erlaubt. Mein solides Technikinteresse und ein mittelsolides Interesse an journalistischer Arbeit führen zu einer Bewerbung beim vom regionalen Presse-Platzhirsch neu gegründeten Lokalradio “Radio Deggendorf”. Das mit der journalistischen Arbeit in der niederbayerischen Kommunalpolitik stellt sich später dann doch als anstrengend heraus – aber mein Technikinteresse wird voll befriedigt.
Als supermoderne Neuerung des Lokalradios im Vergleich zu alten Rundfunkanstalten wird mir das “Selbstfahrer-Studio” erklärt. Ein Moderator sitzt allein im Studio vor einem Mikrofon und einem großen Mischpult. Links und rechts davon sind mehrere Tonbandgeräte und Schallplattenspieler aufgebaut. Es gibt keinen Toningenieur oder Regisseur, der den technischen Teil der Sendung managt.
Fragwürdige Pose im “Selbstfahrer-Studio”
Die Musik kommt von Schallplatten. Es gibt zwar ein oder zwei CD-Player, aber deren Zuverlässigkeit und Reaktionsgeschwindigkeit beim Starten von einzelnen Titeln machen sie unbeliebt. Es werden ausschließlich LPs verwendet und keine Singles, damit die Plattenspieler niemals zwischen 33 und 45 Umdrehungen umgeschaltet werden müssen. Außerdem sind Schallplatten zu diesen Zeitpunkt noch deutlich billiger als CDs.
Der Moderator sucht sich vor seiner Sendung selbständig die Musik nach einem kreisförmigen Sendeschema aus, welches in verschiedene Kategorien eingeteilt ist. Die Kategorien sind sowas wie A1, B3, C2. An das genaue Muster erinnere ich mich zum Aufschreibezeitpunkt 2022 nicht mehr. In den Kürzeln sind Dinge wie “Tempo”, “Musikstil”, “Englischer/Deutscher Text”, etc. kodiert. Eine Sendung am Mittag startet zum Beispiel immer mit A1 und über die Stunde wird ein musikalischer Spannungsbogen bis zum Rausschmeißer vor den Nachrichten definiert, der immer auf Englisch ist, wegen der nachfolgenden Nachrichten.
Die einzelnen Titel sucht sich der Moderator selber aus. Dazu gibt es Karteikarten mit Kategorie, Titel, Interpret und Schallplatten- und Titelnummer. Ich bekomme des öfteren Ermahnungen, dass ich zu viel Tracy Chapman oder Lenny Kravitz in der jeweiligen Kategorie spiele. Die Karteikarten der einzelnen Stücke enthalten noch eine weitere wichtige Information: Die Ramp-Zeit. Der Ramp in Sekunden gibt an, wie lange es dauert, bis in dem Stück jemand zu singen anfängt, damit man noch in die Musik hinein moderieren kann.
Während ein Musikstück läuft, wird auf dem anderen Plattenspieler der nächste Titel “eingecuet” – das heißt die Nadeln an den richtigen Startpunkt gesetzt, so ähnlich, wie DJs das auch machen. Das bedeutet: Nadel in der Leerrille zwischen den Stücken auflegen, Platte bis zum Anfang der Musik drehen, dann eine Drittel-Umdrehung zurück drehen. Die Plattenspieler brauchen nach dem Start so lange, bis sie die korrekte Geschwindigkeit erreicht haben. Das Hochziehen des Schiebereglers am Mischpult während der Moderation startet den Plattenspieler. Fun Fact: Die Plattenspieler sind alle ein paar Prozent schneller als die korrekte Geschwindigkeit (33,3 RPM) eingestellt, damit sich der Sender “flotter” anhört.
Beiträge in der Sendung werden von Tonbändern abgespielt, die auch entsprechend eingelegt, “gecuet” und mit dem Schieberegler gestartet werden. Die Reporter und Redakteure bereiten diese Tonbänder vor (schneiden!) oder nehmen diese Bänder via Telefonabruf von Nachrichtenagenturen auf. Für Telefoninterviews ist eine Durchwahl direkt ins Studio vorhanden, die an den Telefonhybriden geht (toller Name, finde ich). Damit kann das Telefongespräch mit dem entsprechenden Schieberegler am Mischpult auf Senden gestellt werden. Oft führt das aber auch zu live gesendetem Frei- oder Besetztzeichen.
Eine faszinierende und für mich bisher komplett unbekannte Technik sind die sogenannten Carts und Cart-Player. Carts (Cartridges) sind Endlos-Bandschleifen unterschiedlicher Länge (fünf Sekunden bis mehrere Minuten) in einer Kassette, die nach dem Abspielen automatisch wieder bis zum Anfang laufen und jederzeit vom Moderator über den Schieberegler abgefeuert werden können. Darauf sind Jingles (“Unser Radio für Deggendorf auf 97,2 Megahertz – immer aktuell, immer auf dem Laufenden in der Region!”), die Show-Opener der einzelnen Sendungen, Hintergrund-Dudelmusik und Werbespots, die auch der Moderator in der richtigen Reihenfolge zur richtigen Zeit starten muss. Das Abspielen der Werbung muss vom Moderator per Unterschrift quittiert werden, weil dafür ja vom Kunden bezahlt wurde.
Was mir in allen Moderations-Schulungen und Trockenübungen im B-Studio eingehämmert wird, sind Three Element Breaks. Das sind Zwischenmoderationen oder Einleitungen nach einem Musikstück, in denen drei Elemente beliebig kombiniert gesagt werden, wie zum Beispiel der Sendername, die Sendefrequenz, die Uhrzeit, mein Name, Titel oder Interpret der letzten oder nächsten Musik. Zwischenzeitlich wache ich nachts mit 3-Element-Breaks auf.
Alle Sendungen werden mit dem Air-Check-Recorder protokolliert. Das ist ein Aufnahmegerät mit normalen Audiokassetten, das allerdings mit deutlich geringerer Geschwindigkeit läuft, damit mindestens ein ganzer Tag auf eine Kassette passt. Dieser Recorder startet immer, wenn ein Mikrofon eingeschaltet wird. Anhand dieser Aufzeichnungen wird regelmäßig eine Air-Check-Sitzung mit der Redaktionsleiterin und auch mit der Sprecherzieherin gemacht. Ich habe wegen der schlesischen Herkunft einer Familienhälfte kein Problem, das bayerische gerollte R zu vermeiden, allerdings muss ich viel mit der Logopädin üben, um mein bayerisches å halbwegs hochdeutsch klingen zu lassen – wobei ein gewisses Lokalkolorit natürlich erwünscht ist.
Der Sender wird übrigens kurz vor Live-Schaltung in “Unser Radio” umbenannt und ich kann mich nie dran gewöhnen, dass es ein totales Deklinierungsverbot des Namens gibt und man deswegen Sachen sagen muss wie “Nächsten Samstag auf Unser Radio.”
(Peter Witzel)
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Neubezug einer Himmelkassette eines Audi S2 Coupes. Auch bei diesem Coupe hat sich wie bei fast allen ü20 Fahrzeugen der Schaumstoff der Himmelkaschierung zersetzt und ging als klebrige Masse im Himmeltuch. Was auf den ersten Blick recht einfach aussieht, kann bei manchen Himmelvarianten in einem umfangreicheren Projekt enden. Nicht nur, dass das Entfernen des alten Schaumstoffes kein Vergnügen ist, hat sich bei diesem Himmel Teile der eingeschäumten Glasfasermatte gelöst. Diese wurden mit Epoxy wieder eingearbeitet und in der Struktur verfestigt. Um später eine gleichmäßige Oberfläche zu haben wurde danach die Kassette komplett gespachtelt und geschliffen. Wir finden der Aufwand hat sich gelohnt 🤩 #naehkraft #autosattlerei #marburg #audi #audiS2 #audis2coupe #audisport #himmel #kassette #himmelkommtrunter #handwerk #ausbildung #ausbildungsplatz #oldtimer #youngtimer #classiccar #headliner #craftmanship #thehogring (hier: Autosattlerei Nähkraft) https://www.instagram.com/p/Cp0Vga-sdMi/?igshid=NGJjMDIxMWI=
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Ja, das hier war mal mein Traumgerät. Das Deck spielte eine Musik #Kassette vorwärts und rückwärts ab, ohne das sie zuvor gedreht werden musste. Damals unbezahlbar.
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Reinigende Kassette by Panta Rex
"Reinigende Kassette" is a live recorded sound collage by PANTA REX. Enjoy the 60-minute journey and delve into a contemporary interpretation of New Age atmospheres. The C60 stereo tape comes in 2 beautiful colourways.
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30. April 2019
Das Behalten der Abspielgeräte
Im Techniktagebuch lese ich, dass es im Jahr 2019 eher abwegig sei, einen CD-Player zu kaufen. Das stimmt wohl. Ein riesiges Gerät für ein riesiges Regal voller CDs, deren Inhalt man problemlos auf seinem Handy speichern könnte.
Andererseits: Warum wird Technik so oft vor allem im Hinblick auf ihre Fortschrittlichkeit bewertet? Es könnte doch sein, dass etwas Neues zwar praktischer, aber nicht erfreulicher ist. Deswegen wollen Leute im Altbau wohnen. Es ist ja nicht so, dass sie drei Meter fünfzig groß wären und in modernen Stadtwohnungen mit den Köpfen an die Decke stießen.
Meines Wissens gibt es noch keine Lösung für das Problem, dass der digitalen Musik die Haptik fehlt. Dieses Problem zeigt sich nicht in erster Linie allein zu Haus, sondern wenn man jemandem Musik schenken will. Vielleicht sogar solche, die man für ihn zusammengestellt hat. Heute schickt man ihm einen Link zu Spotify oder WeTransfer. Das kommt mir so vor, wie zu einem Festessen einzuladen und dann zu sagen: »Steht auf dem Herd, bedient euch.«
Bestimmt verkauft irgendein Museumsshop kleine Schatullen zum Selbstbemalen, in denen man USB-Sticks mit einer Playlist verschenken kann. Aber die kosten dann zehn Dollar und sehen albern aus.
Ich habe noch viele alte CDs und Kassetten, die andere für mich aufgenommen haben. Manche sind fast zwanzig Jahre alt. Es käme mir traurig vor, wenn ich die nicht mehr abspielen könnte. Irgendwann gehen sie ja wohl sowieso kaputt, und so lange werde ich die altmodischen Abspielgeräte behalten oder, wenn die kaputtgehen, sogar nochmal kaufen.
(undsowiesogenau, zuerst veröffentlicht hier: undsowiesogenau.tumblr.com/post/184555474921/. Update: Überarbeitete Neuveröffentlichung des von Tumblr eingezogenen Beitrags, diesmal mit verpixelten Brüsten auf dem Kassettencover.)
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Neubezug einer Himmelkassette eines Audi S2 Coupes. Auch bei diesem Coupe hat sich wie bei fast allen ü20 Fahrzeugen der Schaumstoff der Himmelkaschierung zersetzt und ging als klebrige Masse im Himmeltuch. Was auf den ersten Blick recht einfach aussieht, kann bei manchen Himmelvarianten in einem umfangreicheren Projekt enden. Nicht nur, dass das Entfernen des alten Schaumstoffes kein Vergnügen ist, hat sich bei diesem Himmel Teile der eingeschäumten Glasfasermatte gelöst. Diese wurden mit Epoxy wieder eingearbeitet und in der Struktur verfestigt. Um später eine gleichmäßige Oberfläche zu haben wurde danach die Kassette komplett gespachtelt und geschliffen. Wir finden der Aufwand hat sich gelohnt 🤩 #naehkraft #autosattlerei #marburg #audi #audiS2 #audis2coupe #audisport #himmel #kassette #himmelkommtrunter #handwerk #ausbildung #ausbildungsplatz #oldtimer #youngtimer #classiccar #headliner #craftmanship #thehogring (hier: Autosattlerei Nähkraft) https://www.instagram.com/p/Cp0VXzLs4u4/?igshid=NGJjMDIxMWI=
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