Tumgik
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Der Augenblick des Glücks
Oder:
Das Glück im Augenblick
Um jegliche Illusion vorwegzunehmen: Der All-Inclusive-sorglos-Urlaub, der Adrenalin-geladene-Abenteuertrip oder die gesponserte Weltreise sind sicherlich erstrebens-, erträumens- oder erwähneswerte, in absoluter Glückseligkeit gipfelnde Highlights. Würde man mir jetzt in diesem Moment anbieten, dass ein Fingerschnipp genügen würde, um mich an einen Traumstrand in der Domenikanischen Republik zu beamen und dieser Raum-Zeit-Sprung wäre inklusive Pina Colada und exclusive Jet-Leg und Kontobelastung - ich müsste nicht lange überlegen.
Nun ist es doch aber so, dass solche glänzenden Gelegenheiten eher selten an uns vorbei schippern. Und da der Mensch nun einmal ist, wie er ist, scheint es obendrein auch nie genug zu sein.
Siehe oben: Da reicht nicht das Mittelmeer, sondern da muss die Dom. Rep. herhalten. Da reicht nicht das Strandtuch auf dem Sand, da gehört gleich noch ein Cocktail dazu. Und wenn man dann noch alle Unannehmlichkeiten weglassen könnte, bitte?
Deshalb ist es Müßiggang, wenn man sich einen Non-plus-ultra-Glückseligkeits-Moment ausmalt, während man dadurch just in dem Moment die Chance auf wahres, ehrliches, bodenständiges Glück verpasst.
Was ich meine?
Während du dich über die laute Musik deines Nachbarn ärgerst und dich in den stillen, friedlichen Wald wünscht: Dreh die eigene Musik laut auf und erfreue dich am Rhythmus und dem, was die Melodie in dir auslösen!
Während du neidgeplagt durch die Instagram-Posts deiner Freunde und fernen Bekannten scrollst und dich verzweifelt fragst, wie sie wieder das Geld für diesen Traumurlaub aufgebracht haben: Steck das Smartphone weg, blicke um dich und erhasche vielleicht den Moment, in dem du deiner Traumfrau/deinem Traummann auf der Straße begegnest!
Wenn dich der penetrante Kunde mit seinen immer neuen, immer unrealistischeren Ideen nervt: Male dir bildlich aus, wie gerne du ihm jetzt
“Fick dich!”
ins Gesicht sagen würdest und schwupp - schon ist da ein Lächeln auf deinem Gesicht.
Wird klar, worauf ich hinaus will?
Ich bin kein Anhänger von: Du musst jeden Tag das tun, was dich glücklich macht. Selbst derjenige mit dem Traumjob hat mal einen Tag an dem er alles in Frage stellt oder an dem er einfach genervt ist von seinem Leben im Allgemeinen und seinem Alltag im Besonderen.
Vielmehr sollte es erstrebenswert sein, das Gute in allem zu suchen und zu finden.
Nervt die Arbeit, dann scherze mit deinen Kollegen.
Stehst du mit dir selbst auf Kriegsfuß, dann verschwende keinen Gedanken mehr daran, sondern stattdessen an das, was dich glücklich macht und vertiefe dich darin.
Könntest du deine Familie auf den Mond schießen, dann wende dich deinem Partner oder deinen Freunden zu und suche Trost und Bestätigung bei den Personen, denen du dich dann näher fühlst, als deinen Verwandten.
Es geht nicht um ein Dauerwohlbefinden und ein anhaltendes, beinahe festgetackertes Grinsen.
Es geht darum, dass in jedem Moment etwas Schönes stecken kann.
Das kann man allerdings nur finden, wenn man es sucht.
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Der verquere Blick auf die Dinge
oder: Warum Männer (auch) die Komplizierten sind
Auch unserer heutigen, ach so modernen Zeit hängen noch viele Überbleibsel aus den früheren, von Männern dominierten  Jahrhunderten an. So ist es eine Beleidigung "ein Mädchen zu sein" und noch immer sind Wirtschaft und Politik weder frauen- noch familienfreundlich geworden. Doch geht es hier nicht um irgendeinen feministischen Aufschrei, warum "die Welt so ungerecht ist für eine Frau". Das ist sie nämlich - meiner Meinung nach - nicht.
Es geht um ein vollkommen falsch angegangenes Problem. Es geht darum, dass immer die Frauen die Komplizierten sein sollen. Es geht darum, dass Frauen für ihr - zugegebenermaßen - verqueres, kritisch analysierendes Denken und Wesen verurteilt werden. Bei der Diskussion über die Verschiedenheit von Mann und Frau schwebt doch immer der O-Ton mit: Die Frau ist die, die von der Norm abweicht. Was impliziert, dass der Mann die Norm ist. Und eben die Frau die Abart.
Niemand hat etwas gegen Besonderssein. Aber es ist kein Geheimnis, dass in diesem Fall nicht von einer positiven Andersartigkeit ausgegangen wird. Vielmehr wird immer die Frau mit hochgezogener Augenbraue betrachtet und man munkelt: "Ui, ui, ui, was hat sie sich denn wieder in ihrem wirren Kopf zurecht gelegt?".
Die Sache ist: Ich möchte nicht einmal leugnen, dass der Verstand von Frauen komplex, manchmal undurchsichtig und viel zu oft unnötig kompliziert funktioniert. Nur muss man das doch nicht als etwas Negatives betrachten. Niemand mag ein Labyrinth bei dem der Weg, wie bei einer Allee von Hecken gesäumt, einmal geradeaus zum Ziel führt. Und genau so sollte jede Frau und jeder Mann auch den weiblichen Verstand verstehen: Ein mit Kurven, Kreuzungen und Abzweigungen gespickter Pfad.
Ist bei einem Film von vornherein klar, wer der Mörder ist oder wer wen abkriegt, ist die Spannung und meist auch die Lust zu Schauen dahin. Und ich persönlich habe auch noch nie die Menschen verstehen können, die zuerst die letzte Seite eines Buchs lesen, ehe sie sich in den Roman hinein vertiefen - gruselig. Auf exakt diese Art und Weise sollte man den Verstand einer Frau sehen: Spannungsgeladen, gespickt mit plot-twists und unvorhersehbar. Herrlich.
So, wie die Autorin Petra Hülsmann schreibt:
Für alle, die in ihrem Leben nicht der kürzesten oder praktischsten, sondern der landschaftlich schönsten Route folgen.
(Petra Hülsmann (2019): Meistens kommt es anders, wenn man denkt, Bastei Lübbe, Köln.)
Bevor ich mich endgültig in Vergleichen und wunderschönen Metaphern verliere, komme ich noch auf die andere Seite der Medaille zu sprechen: Warum verstehen wir denn nicht den männlichen Verstand als den (negativ) komplizierten? Mal abgesehen davon, dass man eine Vorliebe für verzweigte neuronale Netze mit Schleifen (und vielleicht auch Loopings) haben kann oder eben für Geradlinigkeit - wie geradlinig ist der männliche Verstand denn wirklich? Funktionieren Männer so "einfach" wie uns diese etablierte Denkweise glauben machen will?
Meine Antwort darauf lautet ganz eindeutig: Nein!
Was ist denn bitte geradlinig daran, wenn Männer es nicht auf die Reihe kriegen über ihre Gefühle zu reden? Was soll einfach daran sein, wenn sie ständig mit der Wahrheit hinterm Berg halten, nur weil sie nicht "unmännlich" dastehen wollen oder weil "sich das nicht gehört" oder weil Gefühlsduselei "Weiberkram" ist?
Ich persönlich halte es nicht für einfach gestrickt, wenn Männer sich untereinander nicht einfach sagen können: "Mann, ich hab dich lieb, Alter",
Ich gebe zu, dass es auch für mich eine merkwürdige Vorstellung abgibt, wenn ich das einen Mann zu seinem besten Freund sagen hören würde. Aber daran sieht man, wie tief dieser Irrsinn in uns allen verwurzelt ist.
sondern sich stattdessen ungelenk auf die Schulter klopfen und mit dem Bierchen anstoßen.
Aber das sind Sachen unter Männern. Die kann ich nicht verstehen. Will ich auch nicht.
Mir geht es um die Interaktion zwischen Mann und Frau.
Natürlich kann man der Frau die Schuld geben, wenn sie sagt:
"Nein, schon gut"
und dabei meint:
"Man, gar nichts ist gut, aber was soll ich denn jetzt anderes sagen ohne dass ich dastehe wie eine Furie oder die Oberzicke?!".
Und er dann einfach nur nickt und mit sich zufrieden ist, weil er ja artig gefragt hat und sie - zum Glück!!! - nicht die Bombe hat platzen lassen.
Ja, sie könnte auch ihre Gedanken in Worte fassen und deutlich ausdrücken, was sie wirklich denkt. Daran besteht kein Zweifel.
Nur was passiert dann?
Sie macht eine Szene, er ist aufgrund der Situation (die sich vielleicht in der Öffentlichkeit abspielt) peinlich berührt, wodurch das ursprüngliche Problem nicht gelöst, sondern von einem anderen nur noch überlagert wird und keiner hat was davon.
Oder er reagiert auf sie, was dann aber von umstehenden Personen wahrgenommen wird, wodurch er dann "unter ihrer Knute steht" und sie die "zickende Bitch" ist. Auch das wird sich nicht gerade positiv auf die Beziehung auswirken.
Es gibt noch mehr mögliche Szenarien, aber es ist wohl klar, worauf ich hinaus will: Durch das verbreitete Bild von Mann und Frau, kann sie es doch sowieso nicht richtig machen. Das Problem besteht nämlich darin, DASS sie ein Problem hat. Das hat sie nicht zu haben. Das hat sie nicht nach außen zu tragen. Das hat sie mit sich selbst auszumachen.
Aber drehen wir den Spieß doch einfach mal um: Sie trägt artig ihren vorgegeben Satz vor. Er geht einen Schritt auf sie zu, fasst sie an der Taille und fragt sie flüsternd:
"Ich weiß, dass das nicht stimmt. Lass uns später drüber reden, wenn wir alleine sind. Hier ist mir das unangenehm. Ok?".
Und wahrscheinlich schon weil sie von der ungewöhnlichen Situation überrascht sein wird, wird sie große Augen machen, nicken und sich beruhigen.
Aber genau das bringt uns wieder zurück auf den Punkt: Die verquere Sicht auf die Dinge.
Das Problem, dass der Standard immer männlich ist und die Abart weiblich.
Dass die Denkweise der Frau schlecht und für die gängigsten Probleme verantwortlich ist.
Dass der geradlinige Verstand der männlichen Gattung keineswegs so geradlinig ist.
Und dass sich die Männer in der Hinsicht nicht bewusst sind, dass sie genauso wenig perfekt sind, wie wir Frauen.
Nur mit dem Unterschied, dass es uns Frauen ständig wieder vor Augen gehalten wird. Solange schon, dass wir es mittlerweile selbst glauben.
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