Tumgik
gesibanesi · 5 years
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#2
23.04.2019// Mein Sohn ist ein so zartes, liebevolles Menschenkind. Und so rein im Herzen. Noch nicht ahnend, wie versörend und voreingenommen diese riesige Welt ist.
Auf dem Weg in die Kita hat er in der einen Hand seinen Koalabären Coco und in der anderen Hand, meist ist es seine linke Hand, hält er meine Hand. Wir leben in einem sehr ruhigen, aber doch städtischen Kiez Berlins. Damit man oder ich mir niemals den Vorwurf machen lassen muss oder mache, dass mein Sohn zwischen den Autos hervorschießt, um die Straßenseite zu wechseln, wähle ich für uns den “langen” Weg in die Kita. Dazu muss man wissen, dass die Kita Luftlinie keine 20 m entfernt und gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt.
Also überqueren wir jeden Tag die Verkehrsinsel am Ende der Straße. An der Bordsteinkante bleiben wir nebeneinander stehen, und ich erkläre ihm “Und nun müssen wir nach links gucken und schauen, ob ein Auto kommt. Wenn keins kommt, dürfen wir gehen. Fahrende Autos sind gefährlich - Gefahr! Ah, da kommt ein Auto, wir müssen warten.” und dabei halte ich seine kleine Hand nur noch fester.
Nachdem ein Auto an uns vorbeigefahren ist, mache ich den ersten Schritt auf die Straße und er folgt mit seinen kleinen Tappelschritten. Auf der Verkehrsinsel bemerke ich, dass das Auto, dass eben erst an uns vorbeifuhr, gewendet hat, um die Straße wieder entlang zu fahren. Also hört mein Sohn mich sagen: “Nun müssen wir wieder warten, weil das Auto an uns ...” und im selben Moment gibt mir der Fahrer mit seiner Hand ein Zeichen, dass er uns Vorrang gibt. Also beende ich den Satz mit “... das Auto bleibt stehen und wir können über die Straße gehen. Komm, mein Schatz.”
Ich halte wieder seine kleine, weiche Hand. Auf halber Strecke zum Bürgersteig merke ich, wie er sich mit einem unerwarteten und sanften Ruck befreit. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken: oh nein, er bleibt stehen; tausend Mal habe ich ihm das erklärt; er muss weitergehen; Gefahr!; Warum macht er das?
... und just im gleichen Moment sehe ich, wie mein Sohn von einem zum anderen Ohr grinst, dem Auto zuwinkt und einen Luftkuss auf seinen Weg schickt. Er spannt seinen kleinen Körper kurz an, grinst triumpfierend, verlässt sich blind darauf, dass meine Hand noch am selben Ort zu greifen ist, wo er sie loslies und stapft weiter. Ganz sorglos und unwissend, was ich mir schon ausgemalt hatte. Mein Herz macht tausend kleine Sprünge.
In einer Welt voller Gefahren nimmt sich dieses kleine Menschenkind die Ruhe und macht diese Welt zu einem besserem Ort. Sein Herz ist so rein und sieht nur die Leichtigkeit und Freude.
“Das war was ganz besonders schönes, mein Kind. Du kannst jederzeit jedem Menschen Hallo sagen. Das ist wirklich sehr nett von dir.”
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gesibanesi · 5 years
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#1
Als Alleinerziehende gibt es so viele Hürden. Auch viel Gutes, nur auch viel Hürdiges. Es ist ein stetiger Balanceakt zwischen Emotionen und Alltag - oft nicht miteinander zu vereinen. Wie neulich eine Freundin sagte “Die Tage sind lang, die Jahre sind kurz.” - und wie recht sie damit hat!
Seither umtreibt mich der Gedanke der Verantwortung in den kurzen Jahren, aber langen Tagen nichts zu vergessen. Wenn man zu mehrt in der Verantwortung des Begleitens eines kleinen Menschens zu einem großem Menschen ist, gibt es immer ein Back-Up: das andere Elternteil.
Bei mir gibt es kein anderes Elternteil. Bei mir wird es ab heute einen Blog geben. Ein Blog für all die Erinnerungen, die notwendig sind, um ein Charakter zu werden. Sich bewusst zu werden, wie man war, als man klein war.
Um es mit Caspers Worten zu sagen: “Es wäre heute nicht wie es ist, wäre es damals nicht gewesen, wie es war.” ... und es ist so verdammt wichtig zu wissen, wie es war. Für seine eigene Identität.
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gesibanesi · 9 years
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what a nice thought, that the best days haven't happened yet.
anonym
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